Saar-Schüler produzieren Podcast mit ihren Großeltern
Wie es früher im Saarland war - Geschichten aus der Vergangenheit, die gibt's im "Chronos"-Podcast. Schülerinnen und Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums in Merzig interviewen ihre Großeltern. Heraus kam ein Generationenaustausch der ganz besonderen Art.
Früher an die Telefonzelle laufen, um von unterwegs mal anzurufen, auf der Straße im Dorf Völkerball spielen oder erst beieinander übernachten, wenn man verheiratet war – früher war einiges anders. Das haben jetzt auch Schülerinnen und Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums in Merzig erfahren. Sie haben für einen Podcast ihre Großeltern interviewt und sie über ihr Leben ausgefragt. Rausgekommen ist ein spannender Generationenaustausch.
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"Jugend einer anderen Zeit"
Wann musste man früher als Kind zuhause sein? Wie und wo haben die eigenen Großeltern gespielt? Wie hat man sich verabredet - in einer Zeit vor Computer und Smartphones? Solche Fragen haben die Schülerinnen und Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums ihren Großeltern gestellt.
Herausgekommen ist dabei der Podcast "Chronos – Jugend einer anderen Zeit“. Und der ist tatsächlich eine kleine Zeitreise. Denn was zum Beispiel die 57-Jährige Bettina erzählt, ist für ihre Großnichte Libby und deren Freundin Laura unfassbar: "Am meisten hat mich überrascht, wie unterschiedlich Leben sein können. Dass man sich früher nicht verabredet hat für nächste Woche 14 Uhr, sondern dass man einfach vorbei gegangen ist: Hast du Zeit? Willst du spielen?"
Vieles war anders
Nur etwa 40 Jahre liegen dazwischen. Trotzdem ist das heute ganz anders - und nicht unbedingt besser, sagt Libby: "Teilweise find ich’s damals besser. Einfach spontan verabreden, ohne Druck, ganz locker."
In insgesamt sechs Podcast-Folgen fragen die Jugendlichen ihre Großeltern querbeet: über die erste Liebe, das Schulleben damals, Reisen, Karriere und Familienleben, Wünsche, Ängste.
Entstanden ist der Podcast im Rahmen der Begabtenförderung am Peter-Wust-Gymnasium. Ziel sei , dass "die Jüngeren auch merken, dass nicht alles, was sie im Leben haben, selbstverständlich ist", erklärt Lehrer Arne Holst, der den Podcast betreut. Wichtig sei es, zu verstehen, "dass man auch ganz anders sein Leben gestalten kann und dass sie merken: früher hatte man gar nicht so viele Möglichkeiten."
Und da waren für einige Schüler ein paar Überraschungen dabei. Zum Beispiel bei der Frage, wie früher Musik gehört wurde, als es noch keine Streamingdienste gab. Radio, Plattenspieler, Kassettenrekorder... Für Leo Und Sebastian Neuland, für ihre Oma Marianne Alltag. Dafür kennen die Schüler aber noch Musik von damals - zum Beispiel von John Lennon und den Beatles.
Gemeinsamkeiten & Geheimnisse entdecken
So stellen die Jugendliche und Großeltern auch ein paar Gemeinsamkeiten fest – und lernen sich gegenseitig besser kennen. "Ich hab sehr viel gelernt, was ich gar nicht wusste, obwohl das ja meine Oma ist. Wie sie ihren Freund kennengelernt hat oder welche Strafarbeiten es in der Schule gab.“, erzählt Leo. Leo strahlt seine Oma Marianne an – die hat auch gerne mitgemacht: "Ich bin nach Hause und dachte: Wie schön! Die überraschten Gesichter von den beiden, das hat mich schon berührt."
Leo hat auch ganz neue Seiten an seiner Oma kennen gelernt - nämlich, dass sie früher heimlich geraucht hat. Auch Bettina erzählt Großnichte Libby schonungslos offen von ihrem Leben - zum Beispiel, wie anstrengend es war, Mutter zu werden. Das hat Libby überrascht.
Eine neue Verbindung entsteht
Und das verbindet nochmal auf ganz anderer Ebene: "Wir verstehen uns sowieso gut, aber dadurch sind wir uns noch näher gekommen." Der Generationenaustausch ist beim Chronos-Podcast ganz wichtig. Und lässt die Erfahrungen der Älteren auch weiterleben, meint Oma Marianne: "Das waren Dinge, die wir im normalen Alltag gar nicht besprochen hätten: So war meine Kindheit, meine Jugend, so bin ich groß geworden. Das hat mir wirklich gut getan. Eine Bereicherung."
Hier können die Podcast-Folgen abgerufen und heruntergeladen werden: Chronos-Podcast
Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 08.02.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.