Wirbel um FCS-Proficampus wegen AfD-Nähe
Der geplante "Proficampus 1. FC Saarbrücken" auf dem Gelände der Soccerarena am Franzenbrunnen sorgt nun auch politisch für Wirbel. Die Saarbrücker Jusos kritisieren das Projekt, da die Geschäftsführerin des verantwortlichen Unternehmens - Alexandra Pitino - der AfD nahesteht. Zugleich gerät ihr Bruder, der frisch gewählte FCS-Vizepräsident Salvo Pitino, unter Beschuss.
Die Saarbrücker Jusos sprechen von einem Skandal. Ein Verein, der sich in seiner Satzung gegen Rassismus ausspreche, dürfe sich nicht in Abhängigkeit von der AfD begeben.
Hintergrund ist der geplante Proficampus - ein Projekt der Maxi Sports GmbH. Knackpunkt ist deren Gesellschaftsstruktur. Das Unternehmen, das den Soccerpark nahe des Almets betreibt, gehört nämlich mehrheitlich Alexandra Pitino, der Schwester des frischgebackenen FCS-Vizepräsidenten Salvo Pitino. Sie hält 93 Prozent des Stammkapitals von 50.000 Euro, Salvo Pitinos Ehefrau hat die restlichen sieben Prozent.
Kandidatin für die AfD zur Stadtratswahl
Alexandra Pitino firmiert als Geschäftsführerin der Maxi Sports GmbH und war 2019 laut Wahlliste als "Unternehmerin" Kandidatin der AfD für den Saarbrücker Stadtrat. Aktuell arbeitet sie in der AfD Landtagsfraktion.
Zeitweise hatte Pitino ihrer Partei auch schon mal Räume für die Landesgeschäftsstelle im Soccerpark vermietet. 400 Euro im Monat soll die Miete betragen haben. Bei Sitzungen etwa des AfD-Landesvorstands, so hieß es aus Teilnehmerkreisen, sei man gut bewirtet worden und habe sich im Soccerpark wohl gefühlt.
Verfolgt FCS-Vize eigene wirtschaftliche Interessen?
Für die Jusos wäre es ein Skandal, würde der FCS jetzt mit der AfD-Unternehmerin Pitino Geschäfte machen und den Proficampus nebst Trainingsgelände und Rasenplatz anmieten. Zugleich stelle sich die Frage, ob ihr Bruder Salvo seinen Vizepräsidentenposten für eigene wirtschaftliche Interessen missbrauche. Seine Rolle müsse durchleuchtet werden.
Das sei zumindest parteipolitisch geschehen, sagt der Vorsitzende des FCS-Aufsichtsrat Aron Zimmer. Pitino selbst und der ehemalige AfD-Landeschef Josef Dörr hätten ihm schriftlich versichert, dass Pitino niemals Mitglied der AfD gewesen sei.
Aufsichtsrat-Chef Zimmer: Kein Mietvertrag mit AfD-Politikerin
Zwar sei der FC-Campus noch in weiter Ferne, aber er persönlich, so Zimmer zum SR, würde einem Mietvertrag mit einer AfD-Politikerin nie und nimmer zustimmen.
FCS-Pressesprecher Peter Müller hatte am Donnerstag erklärt, es gebe keine Sippenhaft. Eine mögliche Anmietung des Campus hatte er nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Es gebe jedoch auch Überlegungen, das Projekt selbst - als Verein - voranzutreiben.
Planungen noch komplett in der Anfangsphase
Planungs- und genehmigungsrechtlich befindet sich der Proficampus offenbar noch ganz in der Anfangsphase. Nach SR-Informationen hatte das Liegenschaftsamt der Stadt bereits Mitte vergangenen Jahres eine Umgestaltung von Flurstücken abgelehnt, da die Flächen zur Verfolgung längerfristiger städtebaulicher Ziele gebraucht würden. Die Grundstücke wären jedoch insbesondere für den Bau eines Rasenplatzes erforderlich.
Trotz des ablehnenden Bescheids tauchen genau diese Flächen jetzt aber in dem Werbevideo auf, durch das die Pläne für den Proficampus erst öffentlich wurden. In der Stadtverwaltung hatte das für Irritationen gesorgt. In Sachen Flurstücke soll übrigens nicht Maxi Sport-Geschäftsführerin Alexandra, sondern ihr Bruder Salvo Pitino persönlich beim Amt "vorgesprochen" haben.
Über dieses Thema berichten die SR-Hörfunknachrichten am 10.02.2023.