Bankangestellter im Kundengespräch (Foto: dpa)

Zinswende: Tipps zur Geldanlage

Gut zu wissen

Yvonne Schleinhege   12.01.2023 | 10:00 Uhr

Jahrelang gab es kaum Zinsen für das Ersparte. Doch nun steigen die Zinsen so schnell wie seit Jahren nicht mehr. Das macht Anlageformen wir das Tagesgeld und Festgeld wieder attraktiv. Doch wie findet man ein gutes Angebot? Und welche Strategie ist sinnvoll?

Noch vor eigenen Monaten haben sich Sparer über Strafzinsen geärgert. Nun wendet sich das Blatt: Die Kreditinstitute umwerben wieder um Sparer, locken teils mit Angeboten für Festgeld oder Tagesgeld.

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 „Wir kommen aus der Zeit der Verwahrentgelte nun in eine Zeit, wo es wieder attraktive Verzinsungen geht“, sagt Thomas Beutler von der Verbraucherzentrale Saarland.

Banken werben wieder um Geld der Kunden

Das liegt natürlich an der Zinswende, die die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli eingeleitet hat. Im Kampf gegen die Inflation hat die EZB die Zinsen in mehreren Schritten erhöht. Damit wächst das Interesse der Banken an den Einlagen der Sparer. „Die Banken versuchen wieder, das Geld der Kunden an sich zu ziehen, teils auch mit Lockangeboten“

Geld kostet wieder

 

Wer Erspartes hat, kann dies sinnvoll nutzen. Aber die vergleichsweise hohen Zinsen sorgen natürlich auch dafür, dass Kredite teurer werden und man auch bei Kontoüberziehung für den Dispokredit mehr zahlen muss.

Tagesgeld vs. Festgeld

Grundsätzlich gilt: Wer sein Geld anlegen möchte, muss zwischen Rendite, Verfügbarkeit und Sicherheit abwägen. Eine hohe Rendite und eine hohe Sicherheit gehen nicht zusammen. Gleiches gilt für die Verführbarkeit von Geld. Wer flexibel bleiben will, muss Abstriche bei der Rendite machen.

„Bei einem Tagesgeldkonto ist das Geld jederzeit auch verfügbar“, sagt Finanzberater Thomas Beutler. Dafür liegen die Zinsen deutlich niedriger. Beim Festgeld hingegen legt man sich auf eine bestimmte Laufzeit fest. Gleiches gilt auch für einen Sparbrief. Das Geld ist dann vor Ablauf nicht verfügbar. „Beim Festgeld gibt es unterschiedliche Laufzeiten. Man kann das Geld ein, zwei, drei oder auch fünf Jahre zu Festgeld machen und bekommt dann auch in der Regel mehr Zins.“

Je länger man das Geld festlegt, desto mehr Zinsen gibt es, so die Regel. Allerdings beobachte er, dass es derzeit für kürzere Laufzeiten von zwei oder drei Jahren die etwas besseren Angebote gibt, erläutert Beutler.

Grundsätzlich gilt: Tagesgeld und Festgeld sind sehr sichere Anlageprodukte und in Deutschland durch ein verlässliches Einlagesicherungssystem gesichert.

Eins, zwei oder drei - Welche Zinsen sind möglich?

In ihrer Januar-Ausgabe hat die Zeitschrift die aktuellen Festgeld- und Tagesgeld-Angebote untersucht. Um die drei Prozent Zinsen seien bei einer Festgeld-Anlage von zwei Jahren möglich. Allerdings können auch diese eine Inflationsrate von 8,6 Prozent (Dezember 2022) nicht ausgleichen.

„Beim Tagesgeldkonto bewegt man sich derzeit immer noch unter einem Prozent Zinsen. Es gibt einige Lockangebote, die mehr bieten - zumindest zeitweisen. Das sind meist bei Banken im Netz. Die wollen dann die Leute natürlich auch anlocken“, so die Einschätzung von Thomas Beutler von der Verbraucherzentrale Saarland. Beim Festgeld-Bereich bekomme man sehr stabil über ein Prozent Zinsen bei einem Jahr Laufzeit, auch bei den Banken vor Ort. Im Netz gebe es bei es sehr häufig auch schon über zwei Prozent.

Treppenstrategie nutzen – in Tranchen anlegen

Um die steigenden Zinsen zu nutzen, sollte man das Ersparte in Tranchen aufteilen und unterschiedlich anlegen. „Es ist nie sinnvoll, alles in einen Topf zu legen“, sagt Thomas Beutler. „Wenn ich weiß, ich kann drei oder vier Jahre auf einen bestimmten Betrag verzichten, dann kann ich das Geld auch entsprechend lange über diese Festlaufzeit anlegen und bekomme dann auch den entsprechen Zins.“

Sinnvoll könne auch eine Art Zinstreppe sein, so der Finanzberater. Heißt: Man legt einen Teil als Tagesgeld an, einen anderen Teil dann für ein Jahr, einen weiteren Teil für zwei Jahre und einen vierten Teil für drei Jahre. Wird etwa eine Tranche beim Festgeld fällig, kann diese neu angelegt werden.

Natürlich gehöre zu einer guten Struktur dazu, dass man immer auch Geld verfügbar habe - etwa für Anschaffungen des täglichen Bedarfs, so Beutler. "Die Waschmaschine kann ja mal kaputt gehen."

Generell wird geraten, dass man zwei bis drei Nettogehälter als ständig verfügbare Rücklage hat. Thomas Beutler rät, dies individuell zu entscheiden. Häufig könne es nämlich auch sinnvoll sein, etwas mehr verfügbar zu haben.

Die Treppenstrategie hat natürlich einen Vorteil. Wenn das Geld fällig ist, kann man es ggf. zu besseren Konditionen erneut anlegen. Sinken die Zinsen, hat man zumindest einen Teil sehr zinsfest angelegt. „Denn wie sich die Zinsen tatsächlich weiterentwickeln, ist kaum abzuschätzen“, so Beutler.

Sicher anlegen – wie umgehen mit Anbietern aus dem Ausland? 

Entscheidend auch bei Festgeld- oder Tagesgeldanlagen ist, dass auch diese Einlagen geschützt sind. In Deutschland gibt es eine entsprechende Einlagensicherung. „Ich würde dazu raten, bei einer Bank anzulegen, die in Deutschland ihre Einlagensicherung hat, weil im schlimmsten Fall der Fälle muss man dann nicht schauen, dass man im Ausland sein Geld zurückbekommt“, so der Berater der Verbraucherzentrale.

Allerdings ist es so, dass ausländische Banken häufig die etwas besseren Konditionen bieten. Diese sind häufig zugänglich über Finanzportale, die sich auf das Anlegen im Ausland spezialisiert haben.

Die Stiftung Warentest rät nicht grundsätzlich von der Anlage im Ausland ab, rät jedoch, sich intensiv damit auseinander zu setzen. Tipps dazu gibt es im aktuellen Finanztest-Heft 01/2023.

Verhandlungsposition nutzen 

Gerade beim eigenen Geld zögern viele Bankkunden, das Geld bei anderen Banken, vielleicht auch Online-Banken anzulegen. Das sei natürlich durchaus verständlich, so Thomas Beutler. Aber: In den aktuellen Festgeld-Vergleichen schneiden die heimischen Sparkassen und Volksbanken meist deutlich schlechter ab.

Trotzdem ist man als Bankkunde nun in einer besseren Verhandlungsposition. „Es lohnt sich da auf jeden Fall, mit der Bank in eine Art Pokerspiel zu gehen,“ so der Rat. „Ich kann die heimische Bank auch mal konfrontieren mit Angeboten von einer anderen Bank“. Vielleicht zieht die heimische Bank ja nach. Aber natürlich sollte man im Fall der Fälle auch bereit sein zu wechseln.  

Festgeld abzuschließen sei im dann im Grunde nichts anderes als eine Kontoeröffnung – das Geld muss von der einen zur anderen Bank überwiesen werden, so Beutler. „Man sollte darauf achten, dass das Geld, wenn es fällig wird, auch nicht automatisch verlängert wird, sondern dann auch rechtzeitig gekündigt wird, um dann noch mal nach den besten Konditionen zu schauen.“

"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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