Taschenrechner (Foto: pixabay/edar)

Welche Versicherungen sich wirklich lohnen

Gut zu wissen

Yvonnne Schleinhege   09.03.2023 | 10:00 Uhr

Von Zeit zu Zeit sollten die eigenen Versicherungen auf den Prüfstand gestellt werden. Dass es ohne Versicherungen im Alltag nicht geht, ist klar, doch allzu oft werden auch unnötige Verträge abgeschlossen. Manchmal passt der Versicherungsschutz auch nicht mehr zur eigenen Lebenssituation. Ein regelmäßiger Check ist daher sinnvoll und kann Geld sparen.

Die allermeisten haben ihn wahrscheinlich zuhause: den Aktenordner mit den eigenen Versicherungsunterlagen. Entstaubt und ausgemistet wird der bei vielen wahrscheinlich eher selten.

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Gut zu wissen: Versicherungen - was ist sinnvoll und wie lässt sich sparen?
Audio [SR 3, Moderation: Carmen Bachmann, 09.03.2023, Länge: 06:24 Min.]
Gut zu wissen: Versicherungen - was ist sinnvoll und wie lässt sich sparen?
Studiogespräch mit Yvonne Schleinhege aus der SR-Wirtschaftsredaktion.

Im Schnitt geben Verbraucher in Deutschland rund 1500 Euro im Jahr für Versicherungen aus. Nicht eingerechnet sind dabei die Beiträge zu Lebens- und Rentenversicherungen oder zur (privaten) Pflege- und Krankenversicherung.

Lebensverhältnisse ändern sich

Durch Aussortieren oder Erneuern der bestehenden Versicherungsverträge lässt sich sich einiges an Geld sparen.

„Der richtige Versicherungsschutz hängt von vielen Faktoren ab: Ist man Single, hat man Kinder oder eine Immobilie“, sagt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten (BdV). Ändert sich die Lebenssituation, gehöre auch der Versicherungsschutz auf den Prüfstand. Wer zum Beispiel in den Ruhestand gehe, brauche keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr.

Policen werden regelmäßig überarbeitet

Daneben können neue Verträge auch bessere Leistungen umfassen, da Versicherer ihre Policen regelmäßig überarbeiten. Laut Untersuchungen der Stiftung Warentest bieten etwa Privathaftpflichtverträge von heute oft einen viel größeren Schutzumfang, teils seien die Tarife gleichzeitig günstiger.

Anbieter- oder Tarifwechsel

Ganz grundsätzlich lässt sich auch durch einen Anbieter- oder Tarifwechsel Geld sparen. Aber: „Entscheidend ist natürlich ein guter Versicherungsschutz mit den entsprechenden Leistungen. Eine Schnäppchenmentalität ist nicht ratsam“, so Claudia Frenz vom BdV.

Sparen lässt sich natürlich auch, in dem man unnütze Verträge ausmistet.

Unverzichtbare Versicherungen

Es gibt einige Versicherungen, die staatlich vorgeschrieben sind. Dazu gehören die Krankenversicherung und die Haftpflichtversicherung für das eigene Auto.

Daneben gibt es für Verbraucherschützer auch absolut unverzichtbare Versicherungen. An erster Stelle dabei die Privathaftpflichtversicherung. „Wer anderen einen Schaden zufügt, haftet natürlich auch für die Folgen. Und das kann bei Personenschäden im schlimmsten Fall in den persönlichen Ruin führen“, sagt Claudia Frenz. Als Familie sollte man darauf achten, dass auch alle Kinder entsprechend mitversichert sind.

Wer für seinen Lebensunterhalt arbeiten geht, der sollte unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Wer nach Unfall oder Erkrankung nicht mehr arbeiten kann, kann durch die Police die Einkommensverluste ausgleiche. Dabei gilt: Je früher der Vertrag abgeschlossen wurde, desto besser. „Ein guter Zeitpunkt ist zum Beispiel der Beginn der Ausbildung oder der Start ins Berufsleben.“ Eine Ergänzung, so der Rat des BdVs, kann dazu eine Unfallversicherung sein.

Wer für Kinder sorgt, sollte auch eine Risikolebensversicherung abschließen, so der Rat der Stiftung Warentest. Stirbt der Hauptverdiener, gleicht das Geld vom Versicherer eine Zeit lang den Einkommensverlust aus. Wer ein Haus oder eine Wohnung per Kredit finanziert, muss diese Versicherung in der Regel ohnehin abschließen, weil viele Kreditinstitute das verlangen.

Versicherungsschutz bei Immobilieneigentum

Wer eine Immobilie kauft oder ein Eigenheim baut, der muss diese auch entsprechend versichern. „Wer eine Immobilie hat, sollte unbedingt eine Wohngebäudeversicherung abschließen“, so Claudia Frenz. Sie schützt vor den wirtschaftlichen Folgen, wenn das Gebäude durch bestimmte Gefahren wie Feuer, Sturm, Hagel oder Leitungswasser beschädigt oder gar zerstört wird. Hier sollte unbedingt auch die „grobe Fahrlässigkeit“ mitversichert sein.

Mit der Hausratversicherung lässt sich der komplette Hausrat gegen die Gefahren Feuer, Leitungswasserschaden, Sturm/Hagel und Einbruchdiebstahl absichern - unter anderem Möbel, Elektrogeräte sowie Sport- und Freizeitgeräte.

Die Absicherung von Hausrat und Wohngebäude gegen Naturgefahren wie Überschwemmung, Erdbeben oder Schneedruck muss über die Elementarschadenversicherung gesondert eingeschlossen werden. Sie ist ratsam, wenn das Gebäude in einem entsprechend gefährdeten Gebiet liegt.

Für einige spezielle Risiken gibt es zu den noch entsprechenden Versicherungen: Öltankbesitzer brauchen eine Gewässerschadenhaftpflichtversicherung. Bauherren leben besser mit einer Bauherrenhaftpflichtversicherung und Eigentümer mit einer Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung, so die Empfehlung der Stiftung Warentest.  

Versicherungen, die im Einzelfall sinnvoll seien könnten

Wenn man über Versicherungen spricht, taucht irgendwann auch die Rechtschutzversicherung auf. „Die ist kein Muss“, sagt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten. „Sie gehört zu den weniger wichtigen Versicherungen“.  Viele Rechtschutzversicherungen funktionierten wie ein Baukasten, zum Beispiel als Privat-, Berufs- oder Verkehrsrechtschutz.

Etwas wichtiger ist da schon eine Auslandsreisekrankenversicherung. Sie übernimmt u. a. Kosten für eine Heilbehandlung im Ausland, sowie die Kosten für den Transport ins Krankenhaus und auch den Rücktransport nach Deutschland, die von der gesetzlichen Krankenkasse nicht gedeckt sind. Reiserücktrittsversicherungen seien, so die Empfehlung vom BdV, oftmals nicht besonders gut geeignet. Hier gilt es, die Leistungen genau zu überprüfen.

Versicherungen für Tierhalter

Wer ein Pferd oder einen Hund besitzt, sollte eine entsprechende Haftpflichtversicherung abschließen. Denn als Tierhalter muss man für Schäden aufkommen, die das Tier anrichtet. Ob noch eine eigene Tierkrankenversicherung abgeschlossen wird, liegt im eigenen Ermessen.

Welche Versicherungen verzichtbar sind

„Es gibt einige Versicherungen, die man sich garantiert sparen kann“, sagt BdV-Sprecherin Claudia Frenz. Dies seien vor allem Kleinstversicherungen wie die Handy- oder die Brillenversicherung, eine Ticketversicherung oder die Reisegepäckversicherung. Diese Versicherungen würden sich nicht lohnen, auch weil viele Leistungen ausgeschlossen sein.

Auch von Haushaltsgeräteversicherungen oder Garantieverlängerungen rät der BdV ab. Gleiches gilt auch für Sterbegeldversicherungen oder Insassenunfallversicherung. Eine Glasbruchversicherung halten ebenfalls viele Verbraucherschützer für verzichtbar oder zumindest selten für ratsam, außer man hat einen teuren Wintergarten oder Glasüberdachungen.

Warum ein individueller Check sinnvoll ist
Ein Versicherungscheck sollte immer individuell erfolgen. Viele der genannten Versicherungen sind umfangreich und oftmals liegen die Tücken im Detail.

Auf der Homepage des Bund der Versicherten gibt es einen ersten unkomplizierten Bedarfscheck. Auch die Stiftung Warentest bietet entsprechende Checklisten an. Persönliche Beratung gibt es zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen.

"Gut zu wissen" - immer donnerstags in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.

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