Blutdruck-Messung (Foto: SR)

Die Niere - der Schlüssel gegen Bluthochdruck

Reporterin: Steffani Balle/Onlinefassung: Dagmar Scherer   08.05.2023 | 11:30 Uhr

Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Krankheit, die hohe Risiken in sich birgt. In der Regel lässt sich Bluthochdruck medikamentös behandeln. Doch nicht bei allen Patienten. Für sie gibt es eine chirurgische Alternative: die Renale Denervation. Sie setzt die beim engen Zusammenspiel von Niere und Blutdruck an.

Bluthochdruck ist eine Erkrankung, die richtig gefährlich werden kann. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Auch Nieren- und Augenerkrankungen beruhen oft auf zu hohem Blutdruck. Das Absenken des Blutdrucks auf gesunde Werte durch Medikamente ist deshalb frühzeitig angezeigt. Doch nicht alle Patienten vertragen die Medikamente. Und nicht bei allen Patienten greifen die Medikamente so, wie sie sollten.

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Den Weg des Stressnervensystems blockieren
Audio [SR 3, Steffani Balle, 08.05.2023, Länge: 04:42 Min.]
Den Weg des Stressnervensystems blockieren

Zusammenspiel von Niere und Blutdruck

An der Uniklinik in Homburg arbeiten Mediziner schon lange an diesem Problem – jetzt wurden sie in den kleinen, feinen Kreis der klinischen Zentren für „Renale Denervation“ aufgenommen.

Renale Denervation - das Durchtrennen oder Stilllegen von Nerven an der Niere - ist für die Steuerung des Blutdrucks ein wirksames Instrumentarium. "Wir wissen, dass bei der Regulation des Blutdrucks das Stressnervensystem eine übergeordnete Rolle spielt und dieses überaktive Stressnervensystem ist vor allem auch an der Niere aktiv", sagt Felix Mahfoud, leitender Oberarzt an der Klinik für Kardiologie am Uniklinikum Homburg.

Niere und Blutdruck hängen also unmittelbar zusammen. Die Niere spiele eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutdrucks, so Mahfoud. "Immer, wenn ein Signal von der Niere zum Gehirn läuft oder vom Gehirn zur Niere, dann schüttet die Niere Stresshormone aus und diese Stresshormone führen dazu, dass der Blutdruck steigt."

Der Weg der Nervenfasern wird gekappt

Diesen Zusammenhang nutzen die Ärzte bei der Renalen Denervation quasi direkt an der Wurzel. Die Nervenfasern, die Gehirn und Niere miteinander verbinden, "können wir über einen Eingriff über die Leiste in ihrer Aktivität modulieren", beschreibt der Kardiolog das Prinzip. Dabei werde über die Leiste ein Katheter in der Niere eingeführt und mittels Hitze oder Ultraschall die auf der Außenseite liegenden Nervenfasern verödet. "Dadurch reduzieren wir die Aktivität des Stressnervensystems.

Im Gehirn kommen dann Stressfaktoren wie beispielsweise Aufregung beim Autofahren, Ärger über dumme Dinge oder Freude über Schönes, nur noch gedämpft an - mit halber Kraft sozusagen. Und das minimiert den Anstieg des Blutdrucks.

Blutdruckreduzierung für viele Jahre

Wie lange die Verödung hält, das könne man zurzeit nicht sagen. Das könnten 15 Jahre sein, aber auch 20 Jahre. Mahfour glaubt nicht, dass die Nervenfasern nach einer gewissen Zeit wieder nachwachsen. Ganz genau könne man das aber nicht sagen, denn dazu gebe es keine wissenschaftlichen Belege. Dazu sei das Verfahren einfach noch zu neu.

Einziges deutsches Zentrum für Renale Denervation

In mehreren weltweiten Studien sind in den vergangenen zehn Jahren über 30.000 Patienten auf diese Art behandelt worden. Die wissenschaftliche Grundlage dafür ist maßgeblich an der Uniklinik Homburg gelegt worden. Weil auch die Studien der Homburger den Erfolg der Methode gezeigt haben, und weil an der Uniklinik mehrere Disziplinen dabei zusammenarbeiten, gab’s Anfang des Jahres die Zertifizierung zum klinischen Zentrum für Renale Denervation. Das Erste in Deutschland unter mittlerweile fünf solcher Zentren und das einzige im südwestdeutschen Raum.

Für wen die Renale Denervation in Frage kommt

Felix Mahfoud führt die Renale Denervation zwar durch, aber nicht gleich, wenn ein Patient mit zu hohem Blutdruck zu ihm kommt. Der Eingriff werde zum einen bei den Patienten mit Therapieresistenz durchgeführt, also bei Patienten, bei denen eine medikamentöse Therapie nicht hilft, den Blutdruck einzustellen. "Die zweite Gruppe sind Patientinnen und Patienten, bei denen Medikamentenunverträglichkeiten vorliegen", so der Kardiologe. Und das sind immerhin 15 Prozent aller Blutdruck-Patienten.

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 08.05.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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