OP-Tisch mit Operationsbesteck während einer OP in einem Krankenhaus. (Foto: IMAGO / Robert Poorten)

Operative Entfernung der Gaumenmandeln

Reporterin Steffani Balle / Onlinefassung: Corinna Kern   13.03.2023 | 10:00 Uhr

Wer regelmäßig von Halsschmerzen, bakteriellen Entzündungen und damit einhergehender Antibiotika- Behandlung betroffen ist, dem wird häufig empfohlen, sich die Mandel entfernen zu lassen. Doch wie sinnvoll ist diese heutige "Allerwelts-OP" und welche Risiken gibt es?

Bei immer wiederkehrenden Erkältungsbeschwerden hilft in vielen Fällen nur noch die Entfernung der Gaumenmandeln. Aus medizinischer Sicht eine Routine-Operation. Dennoch sollte die Operation nicht leichtfertig durchgeführt werden, denn die Mandeln dienen auch dazu, Erreger abzufangen, bevor sie sich auf den Bronchien oder gar in der Lunge einnisten können.

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Risiken und Methoden einer Mandel-OP
Audio [SR 3, Steffani Balle, 13.03.2023, Länge: 04:30 Min.]
Risiken und Methoden einer Mandel-OP

Annette wurden die Gaumenmandeln in der Caritas-Klinik auf dem Rastpfuhl operativ entfernt. Einen Tag nach der Operation hatte sie vor allem Schluckbeschwerden.

Ein Muss nach der Tonsillektomie, wie die OP im Fach-Jargon heißt, sind schmerzstillende Medikamente und dank derer geht es der 22-Jährigen auch kurz nach der Operation recht gut. Die Entfernung war bei Annette notwendig geworden, weil sie immer wieder an einer Mandelentzündung litt.

In einem solchen Fall spreche man von einer chronischen Mandelentzündung, so Klaus Bumm, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik. Eine normale Mandelentzündung lasse sich gut durch Antibiotikum behandeln, komme die Entzündung jedoch immer wieder, sei der Punkt gekommen, die Mandeln zu entfernen.

Abschaben die älteste Methode

Für die Entfernung der Mandeln gibt es unterschiedliche Techniken. Die Abschabung ist die ältestes Methode und für HNO-Arzt Bumm auch die schonendste. Dabei wird mit scharfen Löffeln das betroffene Gewebe ausgeschabt und dann die Wunde mit mehreren Stichen vernäht.

Bei dieser Methode blute es während der Operation zwar etwas mehr, dafür gebe es kaum Blutungen nach der Operation.

Gefahr von Nachblutungen

Für ihre Ausschabungs-Methode wurde die Caritas-Klinik kürzlich von der AOK ausgezeichnet: Als einzige Klinik im Saarland erhielt sie die volle Punktzahl für schonende Mandel-Entfernung. Wobei unterschieden werden muss: Nach der Mandel-Entfernung bildet sich auf der Wunde ein Schorf, der beim Abblättern jeweils eine geringe Menge Blut mit sich bringt. Platzt dabei jedoch ein Gefäß, spricht man von einer Nachblutung. Diese gilt es zu verhindern, denn die meisten Nachblutungen treten in der Nacht auf. Dabei laufe das Blut nicht nach außen, sondern in den Kehlkopf hinein. Bei schweren Komplikationen, die laut Brumm jedoch sehr selten auftreten, sei das wie ein Ertrinken.

Lange Wartezeiten auf Termin

Müssen die Mandeln entfernt werden, dann braucht man Geduld. Ein halbes Jahr muss derzeit auf einen Termin gewartet werden. Viele planbare Operationen aus der Corona-Zeit müssen immer noch nachgeholt werden. Der Zustand ist für die Betroffenen zwar nicht optimal, doch die fortdauernde Antibiotika-Einnahme sei auch nicht dauerhaft schädlich, so Bumm.

Bei der Entscheidung, in welcher Klinik man die Mandeln entfernen lässt, setzt Bumm auf das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Er selbst würde immer einen Operateur vorziehen, der die Entfernung sehr gut könne, jedoch eine komplikationsträchtigere Methode durchführe, als andersrum.

Ein Thema in der Sendung "Bunte Funkminuten" am 13.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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