Statt Werbebotschaft vertrauen, Zutatenliste anschauen
Zu 100 Prozent aus Früchten, ohne Zuckerzusatz, fettarm, extra proteinhaltig – auf vielen Lebensmitteln wird groß damit geworben, wie gesund sie sind. Doch leider sind nur all zu oft die so gut klingenden und aussehenden Smoothies, Proteinjoghurts, fettarmen Käse und Co. gar nicht so gesund, wie sie auf den ersten Blick aussehen.
Biologin Theresia Weimar-Ehl ist bei der Verbraucherzentrale des Saarlandes für Lebensmittel und Ernährung zuständig und sie weiß: Im Supermarktregal lauern viele Ernährungsfallen.
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Ein Erdbeer-Fruchtsnack aus dem Supermarktregal - ohne Zuckerzusatz, ohne Konservierungsstoffe, vegan, 100 Prozent aus Frucht - so der Packungsaufdruck. "Da sind Erdbeeren drin, aber ich fühle, das sind getrocknete Erdbeeren", sagt Weimar-Ehl. Ein Blick in die Nährwerttabelle auf der Packungsrückseite zeigt: „Dieser Fruchtsnack aus Erdbeeren besteht zu 70 Prozent aus Zucker“, so die Ernährungsexpertin. 70 Prozent Zucker - das ist wohl eindeutig kein gesunder Snack für zwischendurch.
Und dieser Fruchtsnack ist kein Einzelfall. Die Verbraucher sollten sich von der Werbung auf den Verpackungen nicht täuschen lassen, sagt Weimar-Ehl. Es gebe da einen großen Interpretationsspielraum. Sie nennt es eine "legale Verbrauchertäuschung.“
Fruchtzucker: Klingt gut, ist es aber nicht
Produkte die Obst enthalten - das klingt erst einmal gut und gesund. Doch Obst enthält Fruchtzucker, und das ist ein für uns eher ungesunder Zucker. "Unser Verdauungssystem ist nicht dafür gemacht, viel Fruchtzucker aufzunehmen", so die Ernährungsexpertin. Der Mensch können nur 35 Gramm pro Mahlzeit aufnehmen. Der Rest lande im Dickdarm, werde von den Darmbakterien verstoffwechselt und könne zu Bauchschmerzen und Durchfall führen.
Säfte und Smoothies - Appetitmacher
Beispiel Apfelsaft: Auf 100 Milliliter kommen schnell mal zwölf Gramm Zucker. Das entspricht vier Zuckerwürfeln. Durch den hohen Zuckergehalt schießt zudem der Blutzuckerspiegel hoch, fällt dann schnell wieder ab und es entsteht ein Hungergefühl. Wir steigern also durch den Konsum des Saftes unseren Appetit.
Das gilt auch für Smoothies, die zudem oft als Vitaminbomben angepriesen werden. Dazu sagt die Ernährungsexpertin: „Für die Herstellung wird das Obst oft geschält, die guten Vitamine und Mineralstoffe befinden sich aber gerade in der Schale oder direkt darunter.“ Wandern also nicht in den Smoothie.
Süß zieht immer
Unsere Vorliebe für Süßes ist uns angeboren. Außerdem ist Zucker ein billiger Füllstoff. Damit spielt die Lebensmittelindustrie und so findet man selbst in Lebensmitteln wie Fertigsalaten Zucker - beigemischt im Dressing.
Die Fettangabe
Ein Hartkäse habe in der Regel 45 Prozent Fett in der Trockenmasse (iTr). Bei anderen Käsesorten stehe 16 Prozent Fett, aber Fett absolut. Auf den den ersten Blick würde man dann denken. "16 Prozent zu 45 Prozent - da ist sehr viel weniger drin", so die Ernährungsexpertin.
Doch die Trockenmasse gibt den Fettgehalt ohne Wasser an, das Käse immer enthält. Deswegen: Packung umdrehen und nach dem Gesamtfettgehalt schauen, denn der kann deutlich unter dem Fettgehalt der Trockenmasse liegen.
Die Tipps der Expertin
- Lieber an die Frischetheke gehen als Fertiggerichte kaufen
- Wer Lust auf Saft hat, sollte Sprudel oder Wasser zum Verdünnen beimischen.
- Bei Produkten aus dem Supermarktregal sich weniger an den Werbebotschaften auf der Vorderseite orientieren als vielmehr an der Zutatenliste und der Nährwerttabelle auf der Rückseite.
- Wer gerne zwischendurch den einen oder anderen Snack zu sich nimmt: Gemüsechips selbst machen. Zucchini raspeln und im Backofen backen. Oder einfach Möhrenstifte machen und ins Büro mitnehmen.
Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 16.01.2023 auf SR 3 Saarlandwelle