Häusliche Pflege (Foto: SR)

Arbeitskammer besorgt über Personalmangel in Ambulanter Pflege

Interview: Simin Sadeghi/Onlinefassung: Dagmar Scherer   25.04.2023 | 12:30 Uhr

Im Saarland werden mehr als Dreiviertel der Pflegebedürftigen zu Hause betreut. Die meisten von Angehörigen - und das nicht immer ganz freiwillig. Es fehlt nämlich auch bei den ambulanten Pflegediensten an Mitarbeitern. Ein Dilemma, aus dem laut Arbeitskammer nur verbesserte Bezahlung und verbesserte Arbeitsbedingungen helfen können.

Die meisten wünschen sich wohl, dass sie auch im Alter im eigenen Zuhause bleiben können - selbst wenn sie pflegebedürftig werden. Im Saarland ist das für die Mehrheit auch so. Dreiviertel der Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut - die meisten davon von Angehörigen, nur ein Viertel von ambulanten Pflegediensten. Doch das geschieht nicht immer ganz freiwillig. Denn es fehlt einfach an Kapazitäten bei den ambulanten Pflegediensten.

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Arbeitskammer: "Die Wartezeit auf Pflege- und Hauswirtschaftskräfte ist enorm hoch"
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi, 25.04.2023, Länge: 03:50 Min.]
Arbeitskammer: "Die Wartezeit auf Pflege- und Hauswirtschaftskräfte ist enorm hoch"

Das Ergebnis einer AK-Umfrage

Die Arbeitskammer des Saarlandes hat in einer Umfrage ermittelt, dass es auch bei den ambulanten Pflegediensten einfach zu wenig Mitarbeiter gibt. Die Umfrage habe ergeben, dass das eine Arbeitsverdichtung und eine schlechtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Folge habe, sagt AK-Geschäftsführerin Beatrice Zeiger.

Die Umfrage habe auch gezeigt, dass die Wartezeiten auf Unterstützung durch Pflegekräfte und Hauswirtschaftskräfte enorm hoch seien. "Zum Beispiel im Bereich der Hauswirtschaft bis zu 13 Wochen, bei den Pflegekräften um die vier Wochen." Zeiger.

Unzureichende Finanzierung

Auch die Finanzierung der ambulanten Pflege sei nicht ausreichend, sagt Zeiger. Und das unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die häusliche ambulante Pflege ja vorrangig sein sollte. "Da müsste das Land mehr tun", sagt sie.

Dass die Nachfrage nach Pflegeunterstützung gewachsen sei, habe mehrere Gründe, so Zeiger. Da sei zum einen die demografische Entwicklung, aber auch Änderungen bei der Finanzierung habe dazu beigetragen. "Man kann mehr Leistungen wahrnehmen und dadurch steigt auch die Nachfrage."

Motivation für Berufsrückkehrer

Hinzu komme, dass es einfach zu wenig Pflegekräfte gebe, so Zeiger. Um Pflegekräfte, die ihrem Beruf den Rücken gekehrt haben, zum Wiedereinstieg zu motivieren, wäre es notwendig, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und mehr Zeit bei der Betreuung Pflegebedürftiger einzuräumen. Das habe auch bereits eine Pflegepotenzialstudie der AK gegeben. Und das sei gerade in der ambulanten Pflege nicht gegeben. Darin sei auch der Grund zu sehen, dass sich weniger Berufsrückkehrer für die ambulante Pflege als für die stationäre Pflege entschieden hätten. In der stationären Pflege sei einfach mehr geregelt, sagt Zeiger.

Ein Teufelskreis

Summa summarum könne man sagen: Die Situation werde immer schwieriger, sagt die AK-Geschäftsführerin. "Es gibt Fachkräftemangel in allen Bereichen und wir brauchen die pflegenden Angehörigen auch als Fachkräfte in anderen Bereichen." Das sei ein Teufelskreis.

Das müsste passieren

Um das Dilemma zu lösen, sei es notwendig, die Bezahlung für die Mitarbeiter zu verbessern - sowohl im hauswirtschaftlichen Bereich als auch in der Pflege. Es müsse auch in der ambulanten Pflege verlässliche Dienstpläne geben "und es muss eine Personalbemessung her, ein verlässliches System, wieviel Personal pro Pflegebedürftigem muss eingesetzt werden." Die Ankündigung der Landesregierung vor einem Jahr, 4000 neue Stellen in der Pflege zu schaffen, sei bisher noch nicht nachweisbar spürbar, sagt Zeiger.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 25.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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