Pandemieforscher für Kontaktbeschränkungen und Lockdown
Die Landesregierung will am 30. November die von Ministerpräsident Hans in seiner Regierungserklärung am 29. November angekündigten neuen Corona-Maßnahmen beschließen. Doch wie wirkunsvoll sind die geplanten Maßnahmen? Dazu im Interview: Pandemieforscher und Pharmakologe Prof. Thorsten Lehr.
Im Saarland ist in kurzer Zeit die Inzidenz auf 440 geklettert, die Hospitalisierungsrate lag am 29. November bei über vier. Seit dem 30. November muss wieder das Corona-Beatmungszentrum auf dem Winterberg geöffnet werden. Der Ministerrat im Saarland will nun schärfere Corona-Maßnahmen beschließen - aber reicht das, was geplant ist?
Darüber spricht SR 3-Moderator Frank Hofmann mit dem Wissenschaftler Prof. Thorsten Lehr, dem Erfinder des "Covid-Simulators".
Wie wird die Situation an Weihnachten?
Lehr geht davon aus, dass die Zahlen bis Weihnachten kaum sinken werden, im schlimmsten FAll könnten sie sich sogar noch erhöhen. Dabei betont er, dass es jetzt auf das Verhalten der Menschen ankomme und auch auf die neue Omikron-Variante. Sie könne die Entwicklung maßgeblich beeinflussen.
Verschärfung der Maßnahmen sinnvoll?
Lehr vermutet, dass die Umstellung von 3G auf 2G bzw. 2G auf 2G Plus in der Breite nicht die gewünschten Effekte bringt. Impf-Unwillige könnten die Maßnahmen einfach umgehen, denn die Kontrollen seien viel zu schwierig. Wichtig sei deshalb, die Kontakte möglichst weitgehend zu reduzieren. Dabei sei jeder Einzelne selbst gefragt, so Lehr. Ein kurzer und heftiger Lockdown könnte positive Effekte erzielen. In dieser Zeit müsse dann aber zudem verstärkt geimpft und geboostert werden.
Bildet der R-Wert den aktuellen Ist-Zustand ab?
Prof. Lehr geht davon aus, dass der R-Wert des RKI nicht immer zur aktuellen Situation passt. Die Meldungen kämen oft mit Verspätung, Zahlen würden vom RKI auch teilweise mehrmals korrigiert. Trotzdem gäbe es einen Effekt: die Berichterstattung in den Medien und nicht zuletzt die neue Omikron-Variante würden dazu führen, dass sich die Menschen in ihrem Verhalten schon jetzt änderten - dieser Effekt sei auch spürbar.
Wie wird sich die Situation in den Krankenhäusern darstellen?
Lehr vermutet, dass sich die Situation auch in den saarländischen Krankenhäusern weiter verschärfen wird. Die Zahlen sprächen schon jetzt für sich. Die Belegungskapazitäten seien langsam erreicht. Diese Situation sich seiner Einschätzung nach auch noch weiter verschärfen, da die schweren Fälle die jetzt registriert werden, meist erst ein bis zwei Wochen auf den Intensivstationen landeten. So könne unter Umständen die Situation in den Krankenhäusern an Weihnachten "sehr ungemütlich" werden.
Ein Thema am 30.11.2021 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen".