Immer mehr Schuldnerberatungen im Saarland
Alles ist teurer geworden: Lebensmittel, Energie, Kleidung. Wie macht sich das bei den Schuldnerberatern im Saarland bemerkbar? SR 3-Reporter Franz Johann hat mit Betroffenen und mit Beratern der Verbaucherzentrale gesprochen.
Holger aus Dudweiler kennt eine Nachbarin, die sich verschulden musste, um einen neuen Ofen zu kaufen, der nicht mehr so viel Energie verbraucht. So wie ihr geht es immer mehr Menschen im Saarland. Doch Geld ist auch immer noch ein großes Tabu-Thema.
"Über Schulden spricht man nicht" - diesen Satz kennen viele und an diesen Satz halten sich auch viele. Martin aus Saarbrücken zum Beispiel. Er hat sein Leben lang gearbeitet und nie in seinem Leben Schulden gemacht - außer beim Hauskauf.
Audio
Aber wir sollten über Schulden sprechen, denn auch im Saarland gehen immer mehr Menschen zur Schuldnerberatung. So hat auch Beate aus Saarbrücken Leute im Bekanntenkreis, die zur Beratungsstelle gegangen sind, wenn auch nicht sofort. Schließlich sei das kein leichter Schritt, aber letztlich sei allen geholfen worden, so Beate.
Verbraucherzentralen melden mehr Fälle
Matthias Wafzig kennt diese Unannehmlichkeiten von der anderen Seite des Schreibtisches. Seit etwa 13 Jahren ist er Schuldner- und Insolvenzberater bei der Verbraucherzentrale Saarland in Saarbrücken. Auch er spürt, dass mehr Menschen seine Beratungsstelle aufsuchen.
Gerade die Generation, die ja eigentlich nicht gern über Schulden spricht: Senioren. Sie stünden mit der Energiekrise und der Inflation vor teils großen Problemen, so Wafzig. Aber auch Menschen, die durch die Pandemie arbeitslos oder krank geworden sind, haben immer häufiger Energieschulden.
Mikrokredite und Überkonsum
Nicht nur hohe Energiepreise und die allgemeine Inflation sorgen für die größere Nachfrage - immer mehr junge Erwachsene kommen zur Schuldnerberatung.
Oft wegen teuren Handyverträgen oder durch ausuferndes Onlineshopping. "Buy Now - Pay Later" - solche Angebote, die meist über sogenannte Mikrokredite finanziert werden, klingen verlockend. Diese Mini-Kredite können bei Zahlungsschwierigkeiten zu einem Problem werden.
So könnten im schlimmsten Fall sogar die gerade gekauften Schuhe zu einem negativen Schufa-Eintrag führen. Insgesamt beobachtet Matthias Wafzig, dass viele Menschen "überkonsumieren" - also mehr Geld ausgeben, als sie haben.
Hilfe wird erst spät gesucht
Ein Problem ist, dass viele Menschen den Weg in die Schuldnerberatung scheuen. So wird diese Hilfe meistens erst sehr spät gesucht. Zunächst versuchen es die meisten Betroffenen mit weiteren Krediten der eigenen Bank, mit Überziehungskrediten oder mit Hilfe von Familie oder Freunden. Erst wenn das alles nicht mehr funktioniert, kämen sie zur Schuldnerberatung, so Wafzig.
Deswegen appelliert er an alle, die betroffen sind: Wer schon darüber nachdenkt, sollte am besten sofort anrufen. Ein zu früh, gäbe es hierbei nicht...
Die Schuldner- und Insolvenz-Beratung der Verbraucherzentrale Saarbrücken:
Ursulinenstraße 63
66111 Saarbrücken
Telefon: 0681 54019
Ein Thema am 06.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen".