Ein Elektroauto lädt auf einem Parkplatz an einer Ladesäule. (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Hendrik Schmidt)

Saarland bei E-Ladesäulen Schlusslicht

Marco Karp   30.06.2022 | 06:33 Uhr

Hohe Ziele, kein klarer Kurs: Ab 2035 sollen in Europa nur noch klimaneutrale Neuwagen verkauft werden. Doch das Ladenetz weist bundesweit große Lücken auf - vor allem im Saarland. In einem aktuellen Ranking belegt das Saarland den letzten Platz.

Es gibt sie in vielen Farben und Formen – nur sind sie im Saarland im öffentlichen Raum noch rar gesät: E-Ladesäulen. Sie sind für einen erfolgreichen Umstieg vom Verbrenner unabdingbar. Hierzulande gibt es 400 davon.

Auch wenn die Tendenz laut Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz steigend ist, belegt das Saarland im aktuellen Ladenetzranking des Verbands der Automobilindustrie (VDA) den letzten Platz.

Außerhalb von Saarbrücken spärlich

Während beim Spitzenreiter Sachsen im Schnitt auf einen Ladepunkt 14 E-Autos kommen, sind es im Saarland 28. Ein Großteil der Säulen steht in der Landeshauptstadt Saarbrücken, der Landkreis Neunkirchen beispielsweise ist nur spärlich versorgt. Er belegt sogar von allen deutschen Landkreisen den vorletzten Platz. 

Umstieg vom Verbrenner aufs E-Auto in Gefahr?

Im KfW-Energiewendebarometer gaben kürzlich mehr als 50 Prozent der deutschen Haushalte an, dass sie sich aktuell nicht vorstellen können, ein Elektroauto zu kaufen – weil die Ladeinfrastruktur nicht ausreicht.

Das saarländische Mobilitätsministerium sieht trotzdem keine Gefahr für den Umstieg. Bund und Länder seien nun in der Pflicht, zusammen mit den Kommunen eine flächendeckende Versorgung – unter Einbeziehung wirtschaftlich weniger attraktiver Regionen – zu schaffen. 

Bürokratie und Lieferengpässe als Hindernis 

Das Ministerium verweist erstens auf die hohe Eigenheimdichte im Saarland, die bei rund 64 Prozent liege. Dadurch werde angenommen, dass das Laden hauptsächlich im Privaten, also zuhause, stattfinde. Zahlen kann das Ministerium dazu aber nicht vorlegen.

Ländlicher Raum unattraktiv

Zweitens sei es für ländliche Kommunen schwierig, geeignete Flächen und Partner zu finden, da der Betrieb und das Angebot von Ladestationen tendenziell nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolge. Heißt: Für viele Anbieter ist der ländlichere Raum wirtschaftlich einfach zu unattraktiv.

Der Automobilclub ADAC sieht weitere Probleme. Zum einen dauere es zu lange, bis ein Standort gefunden sei und entsprechende Genehmigungen vorliegen. Außerdem komme es auch in diesem Bereich zu Lieferengpässen bei Material und Transformatoren. 

Unterstützung durch das Land

Um Schwung in den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu bringen, bemühe sich das Land, über die Leitstelle für Elektromobilität, Private, Kommunen und Gewerbetreibende bei Fragen rund um die Elektromobilität zu unterstützen und zu beraten.

Streit um Zuständigkeit im Bund

Außerdem wolle man sich auf Bundesebene beim Masterplan Ladeinfrastruktur II einbringen. Der Entwurf von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht unter anderem vor, die Planungen und den Bau beschleunigen und vor allem die Schnellladeinfrastruktur anzugehen.

Allerdings wurde der Entwurf wegen Streitigkeiten um Zuständigkeiten vom Bundeswirtschaftsministerium einkassiert. Laut einer Sprecherin des Verkehrsministeriums sei man gerade im „regierungsinternen Abstimmungsprozess". Wann der Masterplan also dem Kabinett vorgelegt wird, ist noch unklar.

Volker Wissing  (Foto: IMAGO / Political-Moments)
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

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