Comeback der saarländischen Kohlekraftwerke?
Seit ein paar Tagen dreht Russlands Präsident Putin den Gashahn nach Europa immer weiter zu. Um den Gasverbrauch zu drosseln und trotzdem die Stromversorgung zu sichern, will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck befristet wieder auf Kohleverstromung setzen. Was bedeutet das für die drei saarländischen Kraftwerke?
Die saarländischen Kohlekraftwerke in Quierschied und Bexbach sind seit Mai 2017 sogenannte Reservekraftwerke. Das heißt, die Kraftwerke des Konzerns Steag sind zurzeit nicht am Netz, können aber innerhalb von zehn Stunden aktiviert werden, um so Stromengpässe im Netz auszugleichen.
Das Steag-Kraftwerk in Völklingen Fenne ist aktuell noch am Markt. Es soll aber - nach aktuellem Stand - nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz zum 31.10.2022 endgültig abgeschaltet werden.
Audio
Ob mit dem geplanten Ersatzkraftwerke-Bereithaltungsgesetz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Stilllegung des Kraftwerks in Fenne wieder vom Tisch ist, das sei eine Entscheidung, auf die man bei den saarländischen Kraftwerken tagtäglich warte, sagt Michael Lux, Werksleiter Kraftwerk Bexbach. Die Bundesnetzagentur habe sich dazu noch nicht geäußert.
Lux erwartet jedoch, dass vor dem Hintergrund der aktuellen Situation "alle drei saarländischen Kraftwerke tendenziell stärker gefordert werden". Nach dem Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministers würde es den kommenden Winter 2022/2023 und den Winter 2023/2024 betreffen.
Wo kommt die Kohle für die Kraftwerke her?
Die Kohle für die saarländischen Kraftwerke sei in den letzten Jahren aus der ganzen Welt gekommen - aus Nord- und Südamerika, aus Indonesien, Polen und auch aus Russland - so Lux. Sollten die Kraftwerke wieder stärker in Betrieb gehen, "brauchen wir deutlich mehr Kohle an der Saar als wir das bisher hatten", so der Werksleiter. Kohle an sich sei in ausreichender Menge in den Häfen in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen vorhanden. Eine Herausforderung sei es hingegen, die Transportlogistik wieder ins Leben zu rufen.
Engpass Belegschaft
Die erfahrenen Mitarbeiter, die zurzeit noch in den Kraftwerken arbeiten, würden in absehbarer Zeit in Ruhestand gehen, sagt Lux. Neue Mitarbeiter auszubilden, so dass sie eine Kraftwerksanlage bedienen können, dauere in der Regel zwei bis drei Jahre. Hinzu komme, dass es per se problematisch sei, genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die in der aktuell ungewissen Situation überhaupt in einem Kraftwerksbetrieb arbeiten wollen.
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 20.06.2022 auf SR 3 Saarlandwelle