Polizei-Razzia in Saarlouis (Foto: Barbara Spitzer/SR)

"Das Saarland ist kein weißer Fleck auf der Mafia-Landkarte"

Interview: Nadine Thielen / Sandro Mattioli, Onlinefassung: Lisa Huth   03.05.2023 | 12:21 Uhr

Bei einer europaweiten Großrazzia haben Ermittler unter anderem auch zwei Saarländer festgenommen, einen 25-Jährigen Mann und einen 47-Jährigen, der eine Eisdiele in Saarlouis betreibt. Dass die Mafia auch im Saarland aktiv ist, ist für Investigativ-Journalist Sandro Mattioli wenig überraschend.

Sandro Mattioli ist Vorsitzender des Vereins "Mafia, nein Danke". Der Investigativ-Journalist recherchiert seit Jahren über die Mafia. Dass es eine Festnahme in Saarlouis gegeben hat, überrascht ihn nicht. Er berichtet von einer Frau, deren Freundin aus Saarlouis spurlos verschwunden war. Die Freundin war mit einem italienischen Gastwirt verheiratet.

Audio

"Das Saarland kein weißer Fleck auf der Mafia-Landkarte"
Audio [SR 3, Interview: Nadine Thielen / Sandro Mattioli,, 03.05.2023, Länge: 04:38 Min.]
"Das Saarland kein weißer Fleck auf der Mafia-Landkarte"

Bis zu 3.000 'Ndrangeta-Mitglieder

Dieser Fall liege zwar schon lange zurück, aber das zeige, dass das Saarland kein weißer Fleck auf der Mafia-Landkarte sei. Bislang habe das Saarland aber nicht im Fokus der Ermittlungen gestanden.

Nach Zahlen der Bundesregierung gebe es deutschlandweit 500 Mitglieder allein bei der Mafiaorganisation 'Ndrangheta, zu der auch die Verdächtigen aus Saarlouis gehören sollen. Die Dunkelziffer liege bei 800 bis 1000. Italienische Ermittler sprächen dagegen von mindestens 3000 Mitgliedern in Deutschland.

Deutschland kaum gerüstet

Mattioli betont, dass viele italienische Gastwirte nichts mit der Mafia zu tun haben wollten und auch nichts mit ihr zu tun hätten. Die kriminellen Aktivitäten der 'Ndrangheta erstreckten sich im Übrigen nicht nur auf den Gastronomiebereich.

Wichtig sei, die Aktivitäten der Mafia sichtbar zu machen. Deutschland sei für Organisationen wie die 'Ndrangheta, die im Verborgenen agierten, kaum gerüstet.

Wirtschaft könnte in Schieflage geraten

Die kriminellen Machenschaften stellten eine Gefährdung vor allem für die relativ gut funktionierende Wirtschaft in Deutschland dar, so Mattiolo. Darum müsse die Mafia stärker verfolgt werden. Denn wenn diese Unternehmen unterwandere, könne die Wirtschaft in Schieflage geraten.

Weitere Informationen

Schlag gegen Mafia-Organisation 'Ndrangheta
Razzia gegen organisierte Kriminalität auch im Saarland

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 03.05.3023 auf SR 3 Saarlandwelle.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja