Anne Spiegel erklärt Rücktritt als Bundesfamilienministerin
Als im Sommer 2021 die Flut über das Ahrtal hereinbrach, war Anne Spiegel geschäftsführende Umweltministerin von Rheinland-Pfalz. Rund zehn Tage nach der Flutkatastrophe war sie zu einem vierwöchigen Familienurlaub nach Frankreich aufgebrochen. Spiegel hat sich für ihr Verhalten am 10. April entschuldigt und ihren Rücktritt angekündigt.
Der 14. Juli 2021. An diesem Tag warnt der Deutsche Wetterdienst vor extremem Unwetter mit Dauer- und Starkregen in Nordhrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Es folgt ein Jahrhundert-Hochwasser in der Region - und durch Überflutungen kommen allein an der Ahr 134 Menschen ums Leben. Die Schäden vor Ort sind bis heute überall sichtbar.
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Inzwischen beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss im rheinland-pfälzischen Landtag mit der Flutkatastrophe. Dabei geht es auch um die Frage, ob die politisch Handelnden dabei versagt haben. Im Mittelpunkt steht inzwischen die Grünen-Politikerin und jetzige Bundesfamilienministerin Anne Spiegel, die damals neben dem Amt als Familienministerin auch geschäftsführend das Umweltministerium geleitet hat und immer wieder sind seitdem Forderungen nach ihrem Rücktritt laut geworden.
Zwischen der Verantwortung als Ministerin und der Verantwortung als Mutter
Am 10. April hat Spiegel nun auf einer eigens einberaumten Pressekonferenz um Entschuldigung gebeten. "Es war ein Fehler, dass wir so lange in Urlaub gefahren sind", sagte sie. Sei sei damals in einer schwierigen familiären Situation gewesen. Mit vier kleinen Kindern in der Corona-Pandemie und einem gesundheitlich angeschlagenen Ehemann - gleichzeitig zwei Ministerämtern und der Grünen-Spitzenkandidatur in Rheinland-Pfalz. "Es war für mich eine sehr schwere Abwägung, die ich mir auch nicht leicht gemacht habe - zwischen meiner Verantwortung als Ministerin und meiner Verantwortung als Mutter." Am 11. April hat Spiegel nun ihren Rücktritt als Familienministerin angekündigt.
"Zu hohe und radikale Anforderungen an Politiker"
Während in der Opposition Rücktrittsforderungen lauter wurden, mahnte Politikwissenschaftler Dirk van den Boom im SR-Interview, dass wir generell zu hohe und radikale Anforderungen an Politikerinnen und Politiker stellen, "so als ob sie politische Maschinen wären, wie Roboter, die immer einsatzbereit sein müssen".
Zwar komme ihre Entschuldigung angesichts der damaligen Krisensituation etwas spät, aber wir hätten insgesamt ein ungerechtes Bild von Politikern in unseren Köpfen. Auch sie müssten - gerade wenn man Kinder habe - nicht alles dem politischen Amt unterordnen.
Ein Thema am 11. und 12.04.2022 beim Saarländischen Rundfunk.