"Diskussion um völlig unnötige Unzulänglichkeiten"
Stolpersteine beim Deutschlandticket
Die Frist zum Erwerb des Deutschlandtickets im Saarland ist verlängert worden. Und das, obwohl der neue Fahrschein doch bei der Deutschen Bahn unmittelbar gelöst werden kann. Es gibt einige Hürden, bevor das Ticket bei uns im Saarland endlich erworben werden kann. Da gibt es einige Tickets nur als E-Card oder nur aufs Handy, dann Unstimmigkeiten bei der Zahlung. Kurzum: Viele Fragen, die den Start etwas holprig erscheinen lassen. Ein Kommentar von SR-Reporter Stephan Deppen.
Der Schuss ging nach hinten los: Weil der ÖPNV im Saarland digital nicht so aufgestellt ist wie die Deutsche Bahn, müssen Anträge für das Abo Deutschlandticket bis spätestens nächsten Montag gestellt werden. Diese Frist ist einmalig auf den 17. April 2023 verlängert worden.
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Anders sei es nicht möglich, alle Anträge rechtzeitig zu bearbeiten. So weit so schlecht. Bei der Bahn geht das unkomplizierter: buchen und sofort nutzen, heißt es dort ab dem ersten Mai. Doppelt ärgerlich: Weil die finanziellen Konsequenzen des neuen Deutschlandtickets noch nicht bis in die letzte Einzelheit zwischen Bund, Ländern und Verkehrsbetrieben verhandelt ist, gehen die Erlöse für die Abos, die im Saarland über die Deutsche Bahn gebucht werden, dem SaarVV verloren.
Das wird sich auch nicht so schnell ändern, ärgert sich die zuständige Ministerin. Und wo wir gerade beim Geld sind: Besser, man nennt den neuen Fahrschein Deutschland- und nicht 49-Euro-Ticket. Denn ob dieser Preis im nächsten Jahr auch noch gilt, ist noch keineswegs ausgemacht.
Dringend Nachbesserungen erforderlich
Auch nicht ausgemacht ist, ob am Ende noch Geld übrig bleibt, um den ÖPNV auch besser zu machen. Denn was nutzt ein preiswerter Bus, der gar nicht fährt?
Das Land ist gefordert: Der Fahrplan für den ÖPNV muss überarbeitet werden, die Entscheidung über die Re-Aktivierung schneller fallen als bisher geplant. Schon ist nicht mehr vom Sommer, sondern vom Spätherbst die Rede, wenn es um die Wirtschaftlichkeitsgutachten geht. Das alles klingt nicht vielversprechend.
Auch, wenn der real existierende ÖPNV im Saarland besser sein mag, als viele denken. Für manche Verbindungen mag das ja zutreffen, aber sobald ich umsteigen muss, stellt sich auf manchen innerstädtischen Strecken die Frage, ob es nicht zu Fuß schneller ginge.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Beschäftigten beim SaarVV arbeiten mit Hochdruck daran, dass alles rechtzeitig zum 1. Mai klappt und alle, die gebucht haben, ihren neuen Fahrschein auch bekommen. Und ein tolles Angebot ist der neue Fahrschein ja zweifellos, vor allem für Pendler und junge Menschen.
Völlig unnötige Unzulänglichkeiten
Es ist nur wirklich bitter, dass diese positiven Dinge wieder mal untergehen in einer Diskussion über völlig unnötige Unzulänglichkeiten. Seit dem letzten Sommer reden wir über diesen Fahrschein und noch immer sind viele Dinge ungeklärt - zum Schaden des Landes, des SaarVV und auch der Kunden, die wieder einmal auf die Vorteile der Digitalisierung weitgehend verzichten müssen.
Das alles ist ärgerlich und unverständlich. Und doch haben sich bis jetzt fast 6000 Saarländerinnen und Saarländer dazu entschlossen das Deutschland- Ticket zu beantragen. Das spricht für das Angebot - finanziell.
Auf Straße und Schiene muss der ÖPNV jetzt liefern.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 13.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.