"Die Frankreichstrategie des Saarlandes ist richtig"
Der Élysée-Vertrag ist bis heute die Grundlage für die deutsch-französische Freundschaft. Das Bekenntnis der Menschen im Saarland und in Lothringen dazu ist eindeutig. Die große Mehrheit der Befragten auf beiden Seiten der Grenze hält die Beziehungen für gut oder sogar sehr gut. Das hat eine repräsentative SR-Umfrage gezeigt. Aber es gibt im Alltag auch Verbesserungsbedarf. Dazu ein Kommentar von SR-Landespolitik-Chef Michael Thieser.
Die deutsch-französische Freundschaft gehört zu den großen Errungenschaften der europäischen Nachkriegsgeschichte.
60 Jahre Elysée-Vertrag mit den Unterschriften von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle bleiben ein Beleg dafür, dass Aussöhnung und ein dauerhafter Friede zwischen ehemaligen Kriegsgegnern möglich sind.
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Die Europäische Union, der Euro und die deutsche Einheit wären ohne die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich undenkbar.
Der Elysee Vertrag ist insofern ein Symbol, eine Blaupause und nach wie vor weltweit eine Aufforderung an andere Konfliktparteien, sich daran ein Beispiel zu nehmen; sei es in Serbien, im Kosovo und vor allem in Moskau und in Kiew angesichts des brutalen russischen Überfalls auf die Ukraine.
Die deutsch-französische Freundschaft ist bis heute eine Erfolgsgeschichte und nirgendwo weiß man dies besser als im Saarland.
Die Nähe zu Frankreich, die zahlreichen Partnerschaften zwischen saarländischen Dörfern und Städten, gemeinsame Feste und viele private Freundschaften: sie sind ein Pfund und bilden einen Reichtum, den keine andere Region in Deutschland in dieser Form vorzuweisen hat.
Dies bestätigt auch die aktuelle Meinungsumfrage, in der die überwältigende Mehrheit der Befragten im Saarland und in Lothringen die grenzüberschreitenden Beziehungen als gut oder gar sehr gut bezeichnet, unabhängig von manchen Misstönen auf nationaler Ebene zwischen Paris und Berlin.
Frankreichstrategie des Saarlandes
Die Frankreichstrategie des Landes, die auf noch mehr Sprachkompetenz und noch mehr Kooperation setzt, ist deshalb richtig - auch wenn derzeit noch nicht alles Gold ist, was glänzt.
Mal fehlt es am Geld und manchmal fehlt einfach der Mut, auch unkonventionelle Dinge in Angriff zu nehmen. Noch immer gibt es keine zweisprachigen Behördenformulare, der grenzüberschreitende öffentlichen Nahverkehr lässt weiter zu wünschen übrig, und viele berufliche Grenzgänger fühlen sich noch immer häufig allein gelassen, wenn es um Versicherungsfragen geht. Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen: Was tun, wenn die kaputte Waschmaschine in Saarbrücken steht, aber erst vor kurzem in Metz oder in Forbach gekauft wurde?
Die Landesregierung will, um hier voran zu kommen, mit neuem Elan ans Werk gehen. Die Ziele der Frankreichstrategie sollen demnächst noch verbindlicher formuliert werden. Das Gleiche gilt für die Kooperation mit Luxemburg. Dies kann man nur begrüßen, will das Saarland im nationalen und internationalen Standortwettbewerb den Anschluss nicht völlig verlieren.
Die deutsch-französischen Beziehungen
Am Sonntag treffen sich der französische Staatspräsident Emanuel Maron und Bundeskanzler Olaf Scholz in Paris, um die Meinungsverschiedenheiten der letzten Monate, u.a. in der Energie- und Sicherheitspolitik, wieder vergessen zu machen.
Vieles deutet darauf hin, dass nach dem Ukraine-Krieg nichts in Europa mehr so sein wird wie vorher. Deutschland und Frankreich werden dann erneut eine herausragende Rolle spielt. Der Ton macht die Musik und Alleingänge sowie das häufige Schweigen des Kanzlers waren zuletzt auch in den deutsch-französischen Beziehungen alles andere als hilfreich!
Der Thementag "60 Jahre Élysée-Vertrag
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 19.01.2023 auf SR 3 Saarlandwelle