"Die Situation ist schlimmer geworden als vor Corona"
Interview: Jutta Allmendinger, Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Die Corona-Krise hat viele Familien in alte Muster gepresst. Das hat eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung ergeben. Wenn Schulen und Kitas dicht sind, springt meist die Mutter ein, selbst wenn sie noch einen anderen Job hat. SR-Moderator Michael Friemel hat mit der Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung darüber gesprochen.
Natürlich gebe unterschiedliche Familienkonstellationen, sagt Jutta Allmendinger. Entweder sind die Mütter im Home-Office oder beide. In letzterem Fall sei die Aufteilung einfacher. Im ersteren führe es zu einer Verschärfung der traditionellen Rollenverteilung.
Die Wahrnehmung sei aber bei Frauen und Männern nicht gleich. Zwei Drittel meinen, die Hausarbeit sei gerecht aufgeteilt, dagegen sehen das nur 40-45 Prozent der Frauen so. Andererseits stimmten 70 Prozent der Männer zu, dass die generelle Hausarbeit von den Frauen erledigt wird. Insgesamt zeige die Studie, dass die Situation schlimmer sei als vor Corona. Die unbezahlten Tätigkeiten, dazu gehörten neben dem Haushalt und der Kinderbetreuung auch das Homeschooling, würden von Frauen mehr ausgeführt als von Männern. Das müsse verbessert werden, sagt Allmendinger. Es gehe um eine gleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit.
Weitere Infos und ein Fallbeispiel
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Guten Morgen" auf SR 3 Saarlandwelle am 03.12.2020 berichtet.