Eine Frau hält an einer Tankstelle eine Zapfpistole vor der Zapfsäule (Foto: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand)

Preistanz an den Tankstellen

"Je höher die Amplituden der Risikoanpassung, je höher der Verdienst der Konzerne"

Interview: Simin Sadeghi/Onlinefassung D. Scherer   02.01.2023 | 12:25 Uhr

Die Spritpreise sind wieder deutlich nach oben gegangen. Die Mineralölgesellschaften würden alle möglichen Risiken auf dem Weltmarkt sofort auf den Preis aufschlagen, sagt Herbert Rabl, Sprecher des Tankstellenverbandes. "Das kann man kluge Geschäftspolitik nennen - oder, sich die Taschen voll machen."

Knapp 1,80 Euro für den Liter Benzin, der Diesel bis zu zehn Cent teurer - die Preise an den Tankstellen sind wieder in die Höhe geklettert. Aber warum eigentlich?

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"Das kann man kluge Geschäftspolitik nennen oder, sich die Taschen voll machen"
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi/im Gespräch Herbert Rabl, 02.01.2023, Länge: 03:55 Min.]
"Das kann man kluge Geschäftspolitik nennen oder, sich die Taschen voll machen"

"Der Markt spielt insgesamt ein bisschen verrückt und das erleben wir ja jetzt schon seit einem Jahr", sagt Herbert Rabl, Sprecher des Tankstellenverbandes. Das Auf und Ab bei den Spritpreisen, dieser Sägezahneffekt, rühre daher, dass die Mineralölgesellschaften ständig neue Risiken sehen, sie einpreisen und dann wieder nicht sehen und wieder auspreisen - beschreibt Rabl das Prinzip. "Der Weltmarkt hat irgendeinen Huster und dann spüren wir das relativ schnell mit den Preisen."

Eine ständige Weitergabe von Risiken

Den Grund für die hohen Preise im vergangenen Jahr sieht Rabl in erster Line nicht im Ukraine-Krieg. "Wir als Tankstellenverband sind der Meinung, dass die Ölkonzerne sich die Taschen voll gemacht haben", sagt er. Alle Risiken, die auf dem Weltmarkt in irgendeiner Form irgendwo auftauchen, würden von den Mineralölkonzernen sofort auf die Preise geschlagen, so dass die Marge für die Konzerne immer stimme, so Rabl. "Das kann man kluge Geschäftspolitik nennen - oder, sich die Taschen voll machen." Und je größer die Preissprünge seien und je höher die Amplituden dieser Risikoanpassung, je höher der Verdienst der Konzerne.

Hinzu komme, dass die gesamte Wertschöpfungskette - vom Ölbohrloch bis zur Zapfsäule - in den Händen der Mineralölgesellschaften liege und alle ihre Untergesellschaften auf dieser Wertschöpfungskette verdienen.

Ein Preistanz

"Wir haben zum Teil in Deutschland - und auch in Frankreich - an den Tankstellen Preissprünge von 20 Cent und bis zu 30 und manchmal noch mehr Preisänderungen pro Tag." Das sei ein völlig unnötiger "Preistanz" und der liege in erster Linie darin begründet, "den wettbewerbsorientierten Verbraucher unsensibel zum machen", sagt Rabl. Die Konzerne hätten kein Interesse daran, dass Verbraucher die heimischen Preise mit denen im Nachbarland vergleichen. Aber genau das rät Rabl den Autofahrern im Saarland: Immer auch schauen, wie die Preise in Luxemburg und Frankreich sind.

Prognose

Rabl rechnet nicht damit, dass 2023 die Spritpreise deutlich nach unten gehen werden. Aus seiner Sicht sei die einzige Lösung, dass wir in Europa "sehr schnell sehr viel investieren in die so genannten E-Fuels."

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 02.01.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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