Kita-Kinder ziehen sich zum draußen Spielen an (Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken)

"Der Schritt ist viel zu kurz gedacht"

im Interview: Susanne Kunz, Vorsitzende des Verbands Kitafachkräfte

Interview: Simin Sadeghi/Onlinefassung: /Corinna Kern   16.02.2023 | 12:31 Uhr

Ab 2027 sollen die Kitas im Saarland kostenlos werden. Das hat die SPD-Landesregierung auf den Weg gebracht. Was die Eltern freut, hält Susanne Kunz, Vorsitzende des Verbands Kitafachkräfte, für den falschen Weg. Sie befürchtet, dass sich dadurch der Fachkräftemangel nur verschärfen wird.

Gesetz auf den Weg gebracht
Saar-Kitas sollen kostenlos werden
Der saarländische Landtag hat die Beitragsfreiheit in den Kitas auf den Weg gebracht.

Der saarländische Landtag hat die Beitragsfreiheit in den Kitas auf den Weg gebracht. Die SPD will damit eins ihrer Wahlkampf-Versprechen einlösen. Susanne Kunz, Vorsitzende des Verbands Kitafachkräfte, hält die Beitragsfreiheit für den falschen Weg. Die SPD würde mit ihrem Vorhaben nicht die Rahmenbedingungen unterstützen, die dringend verändert werden müssten, so Kunz. Der Schritt der Beitragsfreiheit sei zu kurz gedacht und eine falsche Priorisierung.

Die Rahmenbedingungen, die verbessert werden müssten, seien mehr Personal in den Kitas und eine Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels, sagt die Vorsitzenden des Verbands Kitafachkräfte. Es müsse mehr Unterstützung und Hilfe kommen, damit die frühkindliche Bildung umgesetzt werden könne. Das sei nicht allein damit getan, dass die Kitas beitragsfrei würden, so Kunz.

Audio

"Betragsfrei bedeutet nicht, dass es mehr Plätze werden"
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi/im Gespräch: Susanne Kunz, 16.02.2023, Länge: 04:02 Min.]
"Betragsfrei bedeutet nicht, dass es mehr Plätze werden"

Problem der fehlenden Kita-Plätze

46 Millionen Euro pro Jahr sollen für die Beitragsfreiheit ausgegeben werden, dieses Geld sei dann weniger da. Die Idee, dass durch die Beitragsfreiheit mehr Kinder in die Kitas gehen, hält Susanne Kunz für abstrus. Bereits heute würden Eltern mit geringem Einkommen den Beitrag übernommen bekommen. Es liege daher nicht am Geld, dass Kinder nicht in Kitas gingen, sondern an den fehlenden Plätzen.

Als Leiterin der Kita in Scheid erhalte sie täglich mehrere Anrufe von Eltern, die einen Kita- oder Krippen-Platz möchten. "Die Tatsache, dass etwas beitragsfrei wird, bedeutet nicht, dass es mehr Plätze werden", so Kunz.

Rahmenbedingungen verbessern

Sie hätte sich gewünscht, dass die 46 Millionen Euro in bessere Rahmenbedingungen investiert worden wären: weniger Kinder pro Gruppe und Investitionen in Personal, damit die Öffnungszeiten gehalten werden können.

Die Erhöhung der Kapazitäten bei der Ausbildung von Kita-Fachkräften, die die Landesregierung erhöht hat, würde nicht ausreichen, um den Fachkräftemangel zu reduzieren, so die Vorsitzende des Verbands Kitafachkräfte. Der Mangel verstärke sich zurzeit sogar und Kitas würden händeringend nach Personal suchen.

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 16.02.2023.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja