Homburger Rathaus (Foto: SR)

Mehr als 1000 kommunale Gebäude im Saarland brauchen neue Heizung

Interview: Simin Sadeghi/Onlinefassung: Dagmar Scherer   09.05.2023 | 12:45 Uhr

Das baldige Aus für Öl- und Gasheizungen betrifft nicht nur private Eigenheimbesitzer, sondern auch die Kommunen mit ihren vielen Gebäuden. Ob Schule, Rathaus oder Sporthalle - alle müssen nach und nach umrüsten. Allein im Saarland seien über 1000 Gebäude betroffen, so Stefan Spaniol vom Städte- und Gemeindetag. Hinzu komme vielerorts eine dringend notwendige energetische Sanierung. Die Kommunen bräuchten deshalb deutlich höhere Investitionszuschüsse.

Nach dem vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf soll ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Ab 2045 sollen dann alle Öl- und Gasheizungen komplett verboten werden. Das gilt auch für die Kommunen und ihre Gebäude. Rund acht Milliarden Euros könnte das die Kommunen kosten - so eine Berechnung des Städte- und Gemeindebundes.

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"Wir brauchen deutlich höhere Investitionszuschüsse"
Audio [SR 3, Interview: Simin Sadeghi, 09.05.2023, Länge: 04:19 Min.]
"Wir brauchen deutlich höhere Investitionszuschüsse"
Interview mit Stefan Spaniol vom saarländischen Städte- und Gemeindetag

In den Kommunen beschäftige man sich aktuell sehr intensiv mit dem Thema, sagt Stefan Spaniol, der Geschäftsführer des Saarländischen Städte- und Gemeindetags. Dabei gehe es natürlich darum, welche Heizungen infrage kommen könnten. Neben Wärmetauscher seien beispielsweise auch Fernwärme oder der Aufbau von kleinen Wärmenetzen denkbar.

Es wäre jedoch gut gewesen, wenn es für die Idee einer kommunalen Wärmeplanung schon vorher Regelungen gegeben hätte, so Spaniol. Er kritisiert, dass die zeitlichen Vorgaben für entsprechende Planungen jetzt sehr knapp bemessen seien.

65 Prozent der Gebäude werden noch mit Gas beheizt

Bundesweit gebe es 185.000 kommunale Verwaltungsgebäude. Rathäuser, Schulen, Kitas, Hallen, Sportstätten. "Davon sind 65 Prozent heute noch mit Gas beheizt", so Spaniol. Das bedeute: Bis 2045 müssten bundesweit über 100.000 Gebäude mit einer neuen Heizung ausgestattet werden. Aufs Saarland runter gebrochen seien das für über 1000 kommunale Gebäude neue Heizungen.

Zur Heizung kommt noch die energetische Sanierung

"Wir gehen im Saarland von rund 100 Millionen Euro aus, die wir nur für dieses Thema bräuchten", sagt Spaniol. Hinzu komme, dass vielerorts die Schulgebäude marode seien, viele Hallen und Sportstätten noch aus den 70er Jahren stammten und auf jeden Fall energetisch saniert werden müssten. "Und das kommt hier jetzt noch on top."

"Wir brauchen deutlich höhere Investitionszuschüsse"

Das Problem sei, dass es in den Kommunen vielerorts seit Jahren einen großen Investitionsstau gebe. Neben den Gebäuden seien auch Straßen davon betroffen. Die Berechnung habe schon vor ein paar Jahren bei über drei Milliarden Euro gelegen.

Die Forderung lautet deshalb: "Wir brauchen deutlich höhere Investitionszuschüsse, einfache, unbürokratische Förderprogramme und wir brauchen einen großen Anteil am Transformationsfonds des Landes", so Spaniol. Darin seien erfreulicherweise ja Mittel für die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden vorgesehen, aber es sei für die Kommunen jetzt wichtig zu wissen, "mit welchem Geld wir rechnen können."

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 09.05.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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