Zusteller im Stress
Anders arbeiten: Paketservice
Am 1. Mai ruft der Deutsche Gewerkschaftsbund Beschäftigte zur Kundgebung auf. Ein kleines Stück Normalität nach zwei Jahren Corona Pandemie, die deutliche Spuren in der Arbeitswelt hinterlassen hat. Während die einen weniger zu tun hatten, waren andere im Dauerstress, weil immer mehr Pakete verschickt wurden.
Morgens um 8.30 Uhr am Zustellstützpunkt Riegelsberg. Die letzten Briefe und Pakete werden sortiert.
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Zustellerin Heike stellt fertig gepackte Kisten in das gelbe Postauto. Hinten im kleinen E-Lieferwagen liegen die Pakete.
Heike ist Verbundzustellerin bei der Post und stellt sowohl Pakete und Briefe zu. "Seit Corona haben wir ein Mehraufkommen", sagt sie. Fast jeder bestelle inzwischen im Internet - sie selbst auch.
Mehr Pakete heißt für Heike: Sie muss mehr schleppen. Maximal 31 Kilo schwer – das liefert die 54-Jährige direkt an die Haustür. Die Kunden seien nett, sagt sie, würden beispiel fragen, ob man was trinken wolle. "Mir macht der Job wahnsinnig Spaß".
Ein bisschen Druck ist schon drin. Eigentlich will Heike los, aber ein Paket-Lkw ist noch auf der Strecke. Die Zusteller müssen also noch warten. Als der Lkw endlich kommt, gibt es Beifall von den 50 bis 60 Zustellern am Stützpunkt. Die Ladung wird dann in der Halle sortiert und verteilt. Dann kann es losgehen.
Arbeitszeit-Prinzip
Etwa 20 Kilometer legt die Zustellerin jeden Tag zu Fuß zurück - obwohl sie mit dem E-Auto unterwegs ist. Ihre Tour schaffe sie eigentlich immer in der Dienstzeit, sagt sie.
Das gelingt, weil die Deutsche Post regelmäßig die Zustellbezirke an den Lieferaufwand anpasst. "Wir bemessen jeden Bezirk mindestens einmal im Jahr", sagt Postsprecher Heinz-Jürgen Thomeczek. Die Wochenarbeitszeit betrage 38,5 Stunden und damit solle verhindert werden, das der eine oder andere zu viele Überstunden mache.
Stücklohn-Prinzip
Das handhaben längst nicht alle Paket-Lieferdienste so, weiß Tanja Lauer von Verdi Rheinland-Pfalz-Saarland. Paketzusteller, die für dpd oder Amazon arbeiten, haben andere Bedingungen. "Wenn Pakete nach dem Stücklohn-Prinzip zugestellt werden, dann ist klar, dass dort die Arbeitszeiten häufig auch über das Ziel hinaus schießen können."
Die gläsernen Zusteller
Durch digitale Geräte wird die Arbeit der Zusteller mitverfolgt. Die Kunden und der Arbeitgeber bekommen regelmäßig Informationen über den Standort des Zustellers. Heike belastet das nicht. Sie sieht es sogar als Vorteil an. So brauche sie beispielsweise nicht bis zum Nachbar zu laufen, um das Paket abzugeben.
Die größte Veränderung in der Corona-Zeit ist für Heike die Maske im Gesicht. Bei körperlicher Anstrengung sei sie schon störend, sagt sie.
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 28.04.2022 auf SR 3 Saarlandwelle