Spurensuche fünf Jahre später
Es ist der Sommer 2015. In der Landesaufnahmestelle Lebach kommen in Spitzentagen bis zu fünf Busse mit Geflüchteten an. Sie erleben nicht nur hier, sondern auch an vielen Orten im Saarland eine Welle der Solidarität. „Wir schaffen das“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel damals. Haben es die Menschen geschafft, die damals kamen? Hat es das Saarland geschafft?
Audio: Eine politische Einordnung
Audio: Ehrenamtliche Helfer
Arbeit und Ausbildung: Schaffen schaffen
Aktuell sind 10.000 Geflüchtete im Saarland arbeitssuchend gemeldet, 6.000 haben eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
"Individuell betrachtet hat es nicht für jeden geklappt mit dem Schaffen. Aber es hat doch deutlich besser geklappt als in früheren Situationen."
Das sagt die Chefin der Bundesagentur für Arbeit im Saarland, Heidrun Schulz. Grundsätzlich hätte nach fünf Jahren rund die Hälfte der Geflüchteten Arbeit, aber diese fünf Jahre brauche es auch.
Was auffällt: Vor allem Frauen sind deutlich seltener in Arbeit, was auch mit kulturellen Unterschieden begründet wird. Gut die Hälfte der Geflüchteten sind als Facharbeiter und höher beschäftigt – viele haben aber lediglich Hilfsarbeiter-Jobs. Arbeitsagentur und Wirtschaft versuchen daher, junge Geflüchtete für die Ausbildung zu gewinnen. Heute sind etwa 850 von ihnen in den saarländischen Unternehmen.
Audio
Unterbringung und Wohnraum: Situation damals in den Kommunen und heute
Es war die Herausforderung für die saarländischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Jahr 2015: Wohnraum für Geflüchtete finden. Allein in den Jahren 2015 und 2016 kamen gut 17.000 Menschen ins Saarland. Knapp 15.000 wurden auf die Kommunen verteilt: „Ja, das war schon teilweise heftig“,
erinnert sich auch Hermann Josef Schmidt heute, der Bürgermeister von Tholey. Von Überforderung will der CDU-Politiker bei seiner Gemeinde aber nicht sprechen. Panik, dass die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten nicht klappen könnte, habe es nicht gegeben. Rund 35 Millionen Euro hat das saarländische Innenministerium seit 2015 für die Städte und Gemeinden im Land bereitgestellt, um Wohnraum für Geflüchtete zu schaffen – besonders, durch den Ausbau und die Sanierung von leerstehendem Wohnraum.
Audio
Lebach im Sommer 2015: Rückblick mit den Akteuren und Flüchtlingen
Insgesamt waren es in der zweiten Jahreshälfte 2015 fast 11.000 Flüchtlinge, die in der Landesaufnahmestelle Lebach aufgenommen wurden. Am Anfang: pures Chaos: viele Menschen brauchten Hilfe, es gab kaum Koordination, erinnert sich auch Innenminister Klaus Bouillon: „Es war heiß, es kamen tausende von Menschen, das Lager ist übergequollen. Es waren provisorische Zelte.“ Der CDU-Politiker verlegte sein Büro für sechs Wochen in die Landesaufnahmestelle, das Lager – wie er es nennt. Doch trotz Chaos vor Ort und provisorischer Zelte: Viele Geflüchtete haben sich willkommen gefühlt im Saarland.
Audio
Über dieses Thema wird ab dem 27.08.2020 täglich bis zum 03.09.2020 in der "Region am Mittag" auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.