Altersgerechte Wohnungen sind im Saarland Mangelware
Viele Menschen im Saarland besitzen ein Eigenheim. Andere sind auf Mietwohnungen angewiesen. Diese sind aber nicht immer altersgerecht oder in einem guten Zustand, berichtet SR 3-Reporter Christoph Borgans.
Laut einer Studie des Pestel-Instituts fehlen deutschlandweit schon jetzt 2,2 Millionen Seniorenwohnungen. Und wenn in den nächsten Jahren dann die geburtenstarken Jahrgänge der Baby-Boomer-Generation in Rente gehen, wird sich die Situation weiter verschärfen. Bis zum Jahre 2040 brauchen wir daher 3,3 Millionen seniorengerechte Wohnungen. Dazu gehören etwa Türen, die breit genug sind für einen Rollstuhl, und möglichst wenig Treppen.
Audio
Wenige altersgerechte Angebote
Solche Wohnungen findet man im Saarland allerdings eher selten. Lothar Arnold ist 79 Jahre alt und der Vorsitzende des Saarbrücker Seniorenbeirats. Er hat zudem über vierzig Jahre in der Wohnungswirtschaft gearbeitet. Er selbst hat vor 25 Jahren neu gebaut, allerdings erst vor zehn Jahren ein barrierefreies Bad in die Wohnung eingerichtet. Darüber freut sich nun seine Frau, die ein künstliches Kniegelenk besitzt.
Um die Anzahl der altersgerechten Wohnungen zu erhöhen, müssten laut Arnold nicht nur neue Wohnungen gebaut, sondern bestehende umgebaut werden. Private Vermieter bräuchten dafür finanzielle Anreize, meint er. Noch wichtiger sei es aber, überhaupt auf das Problem hinzuweisen, denn die Frage des Wohnens im Alter würde von vielen Menschen einfach zur Seite geschoben, so Arnold.
Muster-Wohnung für Senioren
In der Hohenzollernstraße in Saarbrücken hat der Verein AAL Saar ("Alltagsunterstützende Assistenz-Lösungen") eine Musterwohnung für Senioren eingerichtet. Dort wird gezeigt, wie Menschen im hohen Alter eigenständig leben können und ihre Wohnungen kostengünstig nachrüsten können.
Karl-Reiner Lassek vom Verein stellt u.a. automatisierte, per Sprachbefehl gegebene Abläufe vor. So könne zum Beispiel die Tür abgeschlossen, die Rolladen heruntergelassen und das Licht eingeschaltet werden - alles mit nur einem Befehl. Altersgerechte Möbel und Alltagsgegenstände runden das Angebot ab: vom höhenverstellbaren Geschirrschrank bis zur sprechenden Waage. Auch baulich könne man vieles machen - zum Beispiel mit rutschfestem Lack auf Fliesen oder durch die Installation von Notfallknöpfen in Bodennähe.
Wohnungssituation auch für Jüngere nicht einfach
Aber auch die jüngeren Generationen haben auf dem Wohnungsmarkt im Saarland ihre Probleme. Julia Scheitz studiert Medizin und hat vor kurzem mit einer Freundin in Saarbrücken gemeinsam nach einer Wohnung gesucht. Nicht einfach, sagt sie. Nicht, weil es hier keine leeren Wohnungen gebe, sondern weil viele davon alles andere als wohnlich sind. Auf Schimmelflecken in Ecken, Zugluft durch schlecht abgedichtete Fenster und Türen oder dünne Wände bei denen man die Nachbarn reden hört sind sie bereits mehrfach gestoßen.
Audio
Kurios wird es aber, wenn sowohl Vermieter und Makler die offensichtlichen Probleme klein reden. Sätze wie: "Sind Sie sich sicher, dass das Schimmel ist?" oder "da brauchen sie nur drüber streichen" haben die beiden Studentinnen schon mehrfach gehört. In Gesprächen mit Vormietern haben die beiden auch schon gehört, dass Mängel zwar bekannt sind aber einfach nicht beseitigt werden.
Im Moment wohnt Julia in einer Wohngemeinschaft in Saarbrücken. Die Wohnung hatte sie beim Einzug erstmal renovieren müssen. Denn neben ihrem WG-Zimmer waren auch Küche und Bad in einem schlechten Zustand. Für die Zeit konnte Julia die Wohnung nicht richtig nutzen und so kostete sie dieser Umstand insgesamt 600 Euro - viel Geld für eine Studentin.
Audio
Ein Thema am 24.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen"