Autonomer Nahverkehr auf dem Land?
Alle reden von weniger Autos auf den Straßen. Auf dem Land ist das mitunter jedoch schwierig: Kinder zum Fußballtraining bringen, einkaufen, zum Arzt gehen oder die Tante besuchen. Das alles mit Bus und Bahn zu erledigen ist oftmals eine Geduldsprobe - wenn es denn überhaupt möglich ist. Experten weltweit arbeiten an einer Lösung für dieses Problem: selbstfahrende Autos oder Kleinbusse, die die Menschen vor der Haustür abholen und direkt zum Ziel fahren. Aber würden die Menschen das überhaupt nutzen?
Obwohl flächenmäßig die drittgrößte Stadt im Saarland, hat Wadern ein verhältnismäßig kleines Angebot im öffentlichen Nahverkehr. In Saarbrücken gibt es viermal so viele Haltestellen wie in Wadern. Kein Wunder, dass in der knapp 16.000-Einwohner-Gemeinde auf fast jeden Einwohner ein Auto kommt. 13.201 Pkw sind hier zugelassen. Und wenn man die Menschen vor Ort fragt, so wollen auch nicht viele auf ihr Auto verzichten.
Selbstfahrende Autos - eine Alternative?
Doch wie wäre es, wenn es selbstfahrende Autos, Sammeltaxis oder Kleinbusse gäbe, die einen vor der Haustür abholen, wenn man sie braucht? Mehr Nahverkehr bedeutet weniger Autos auf den Straßen - zumindest, wenn nicht jeder mit dem eigenen autonomen Auto fährt, sondern Busse oder Sammeltaxis intelligent ihre Mitfahrer abholen und ans Ziel bringen. Eine Fahrgemeinschaft, die vom Computer bestmöglich und ohne großen Zeitverlust zusammenstellt wird.
Projekt "Terminal"
Doch ob die Menschen da mitmachen? Genau dazu forscht derzeit ein Team von Wissenschaftlern der HTW Saar mit dem grenzüberschreitenden und EU-geförderten Projekt "Terminal". Rund 50 Mitfahrer hat das Terminal-Auto drei Monate lang zwischen Creutzwald in Frankreich und Überherrn im Saarland zur Arbeit gebracht und wieder zurück. Das Projekt kam bei den Pendlern gut an.
Liniendienst als Shuttleservice
Kommunikationstechniker Professor Horst Wieker von der HTW in Saarbrücken leitet das Projekt "Terminal". Er geht davon aus, "dass die Shuttleservices, also die kleinen Busse, als erstes kommen werden, weil diese eher eine Zulassung bekommen. Das sind Fahrzeuge, die vollautomatisiert auf zuvor ausgesuchten Strecken fahren dürfen. Und wir können dann einen Liniendienst anbieten."
Merzig ist schon auf dem Weg
Und das könnte schneller kommen, als man denkt. Die Pläne für einen autonom fahrenden Bus in Merzig sind schon in vollem Gange. Ein Förderantrag liegt beim Bundeswirtschaftsministerium. Aber auch hier wird es vorerst nur mit zusätzlichem Sicherheitsfahrer gehen. Ganz ohne Fahrer, das wird wohl noch ein paar Jahre dauern. Eine Maschine allein fahren zu lassen ist in Deutschland bisher nämlich nicht erlaubt. Ein Fahrer muss in kritischen Situationen eingreifen können.
Und auch bis die autonomen Busse nicht mehr von ausgewiesenen Haltestellen, sondern direkt vor der Haustür starten, wird es wohl noch ein bisschen Zeit brauchen.
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Ein Thema in "Guten Morgen" am 10.11.2021 auf SR 3 Saarlandwelle