Ärger um Wasserversorung in Vittel
Trinkwasserversorgung in den Vogesen
Bei uns gibt es Hunderte von lokalen Mineralwasserfirmen, die meist Sprudelwasser in Glasflaschen verkaufen. In Frankreich dagegen ist es zentralisierter: Da gibt es vor allem Nestlé und Danone - und die haben Wassernutzungsrechte. Das beeinträchtigt aber die örtliche Trinkwasserversorgung. Beispiel: Vittel in den Vogesen.
In den Vogesen, unterhalb der französischen Örtchen Vittel und Contrexéville gibt es ein großes Trinkwasserreservoir. Aus dem hat die Firma Nestlé bisher jedes Jahr eine Million Kubikmeter geschöpft. Und das hat Folgen: der Grundwasserspiegel ist in schwindelerregender Geschwindigkeit gesunken.
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Wasserversorgung einer ganzen Region in Gefahr
Nestlé ist mit rund 800 Arbeitsplätzen einer der zwei größten Arbeitgeber in Vittel. Es gibt so gut wie keine Industrie. Das sorgt für Abhängigkeiten.
Andererseits schöpft Nestlé aus mehreren der riesigen Grundwasserblasen Wasser ab und gefährdet somit die Grundwasserversorgung der Menschen. Wenn das Unternehmen nicht für einen Ausgleich sorgt, sitzt die Region auf lange Sicht auf dem Trockenen.
Verdacht auf private Klüngelei
Bei ihren Recherchen vor Ort fand Lisa Huth heraus, dass es im Fall Vittel so einige persönliche Verwicklungen gab. Eine Politikerin zum Beispiel, die für die lokale Umweltkommission zuständig gewesen ist – war zugleich mit einem hohen Angestellten bei Nestlé verheiratet. Dieser wiederum war auch noch der Präsident der Vereinigung, die für die Ausgleichsregelung des Grundwasserspiegels sorgen sollte. Die Politikerin und die Vereinigung sind mittlerweile gerichtlich wegen Vorteilsnahme verurteilt worden.
Problemlösung nicht in Sicht
Auch, nachdem Nestlé die Fördermenge freiwillig auf 500.000 Kubikmeter gesenkt hat, gleicht sich der Grundwasserspiegel nicht aus. Seit vielen Jahren soll ein Plan erstellt werden, wie Nestlé den Grundwasserspiegel ausgleichen soll. Eigentlich sollte er schon bis 2015 umgesetzt werden. Er wurde dann auf 2021 verschoben. Jetzt ist die Rede von 2027, möglicherweise sogar erst 2033.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 16.03.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.