Schriftzug der Sparkasse (Foto: Thomas Braun/SR)

Wenn die Sparkasse im Dorf schließt

Reporter: Christoph Borgans | Onlinefassung: Andree Werner   08.05.2023 | 06:57 Uhr

Sparkassen gehören meist den Kommunen und haben einen öffentlichen Auftrag. Und der besteht unter anderem darin, Menschen vor Ort mit Bargeld zu versorgen. Trotzdem werden immer wieder Filialen der Sparkasse im Saarland geschlossen. So zum Beispiel in Oberwürzbach im Saarpfalz-Kreis. SR-Reporter Christoph Borgans hat dort mit den Menschen gesprochen.

In Oberwürzbach trifft Christoph Borgans eine Frau mit Rollator. Sie ist mit der Schließung der Sparkassenfiliale im Ort sehr unzufrieden. Seit Anfang März gibt es in Oberwürzbach keine Sparkasse und auch keinen Geldautomaten mehr. Für den Hin- und Rückweg mit dem Bus braucht sie etwa eine Stunde.

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Wenn die Sparkasse im Dorf schließt
Audio [SR 3, (c) SR 3 Christoph Borgans, 08.05.2023, Länge: 02:30 Min.]
Wenn die Sparkasse im Dorf schließt

Wenn Bargeld abheben zur Odyssee wird

Wer kann, fährt mit dem Auto. Zum Beispiel zum Automaten nach Hassel. Wobei der Frau mit dem Rollator einfällt, dass es dort gerade am Monatsanfang oft nicht genug Geld gibt. So ist sie zuletzt auch mal nach Niederwürzbach – dort war dann allerdings der Automat kaputt. So kann es schon ein richtiges Abenteuer werden, um an Bargeld zu kommen.

Verhalten der Bankkunden ändert sich

In den vergangen zwei Jahren hat die Sparkasse im Saarland 14 Geldautomaten abgebaut und 18 Filialen geschlossen. Begründet werden die zahlreichen Schließungen unter anderem mit dem veränderten Verhalten der Kundinnen und Kunden im Saarland. Immer weniger Menschen wickelten ihre Bankgeschäfte noch vor Ort ab, sagt ein Sprecher der Kreissparkasse Saarpfalz. Fast zwei Drittel nutzten stattdessen mittlerweile Online-Banking. Auch Bargeld werde seltener abgehoben, im Gegenzug dafür werde deutlich häufiger mit Karte gezahlt.

Örtliche Geschäfte bemerken Nachteile


In der Metzgerei Jung in Oberwürzbach ist den Mitarbeitern jedenfalls aufgefallen, dass einige Kunden seit der Schließung der Sparkassenfiliale nach St. Ingbert fahren und dort einkaufen. Auch die Filialleiterin der Bäckerei Rudolf Anstadt sagt, sie bemerke die Schließung der Filiale in der eigenen Kasse. In der Bäckerei ist eine Kartenzahlung aktuell nicht möglich, genauso wie beim Frisör im Ort. So fahren die Kunden nun immer öfter an diesen Geschäften vorbei.

Metzger Thomas Petermann sagt, dass die Sparkasse auch neue Kunden angelockt habe. Vor allem Auswärtige hätten dort Geld abgeholt und seien anschließend in sein Geschäft gekommen. Seit der Schließung Ende Februar fehle das nun in Oberwürzbach. Er befürchtet, dass der Ort damit an Attraktivität verliert.

Technische Probleme verschärfen Situation

In der Apotheke und in der Metzgerei ist die Zahlung mit Karte möglich - meistens jedenfalls. Es sei denn, das Internet ist mal wieder zu langsam oder erst gar nicht vorhanden. Aber für solche Fälle gibt es im kleinen Ort noch eine gute und alte Lösung: Da man sich meistens gut kennt, darf man auch mal erst am nächsten Tag zahlen - sofern es dann mit Bargeld oder Internet wieder klappt.


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