Fahrgast mit Mund-Nasen-Maske (Foto: picture alliance/Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Rehlinger möchte Reservierungspflicht nicht ausschließen

mit Informationen von Lena Schmidtke   12.08.2020 | 12:40 Uhr

Vor wenigen Monaten waren die Züge leer, jeder konnte problemlos Abstand halten. Aber das hat sich geändert: Die Züge sind mittlerweile wieder voller, viele Bahnfahrer tragen keine Maske - dennoch will die Bahn keine Reservierungspflicht einführen, um Abstände zwischen den Fahrgästen sicherzustellen. Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) will die Reservierungspflicht hingegen nicht ganz ausschließen.

"Ich kann die Argumentation der Bahn nachvollziehen, dass sie das nicht wollen: Ich fahre auch gern spontan – jetzt nehme ich auch gerade einen früheren Zug als geplant. Das möchte ich nicht anders haben. Aber ich find’s auch problematisch wenn’s voll ist und alle aufeinander stehen. Wenn einer hustet, krieg ich schon auch Angst", so eine Pendlerin.

Bahn setzt auf Spontanfahrer

Sie bringt das Problem auf den Punkt: Einerseits setzt eine Reservierungspflicht jede Spontanität außer Kraft, andererseits wird dadurch eine Überlastung der Züge verhindert, sodass der Abstand eingehalten werden kann. Der Bahn ist die Spontanität wichtiger, sie lehnt daher eine Reservierungspflicht ab.

Reservierungspflicht vom Tisch?

Für Verkehrsministerin Anke Rehlinger ist das Thema aber noch nicht durch: Eine Reservierungspflicht möchte sie nicht kategorisch ausschließen. Denn eine solche Pflicht sei ein gutes Instrument, was die Rückverfolgbarkeit von Infektionsketten angehe, so die Minsterin. Man solle deshalb an einem möglichst hohen Grad an Verbindlichkeit arbeiten.

Fahrgastverband gegen generelle Reservierungspflicht

Der Fahrgastverband Pro Bahn hingegen unterstütze die Entscheidung der Deutschen Bahn, sagt Martin Mendel. Denn viele Pendler und Fahrgäste seien genau auf diesen einen Zug angewiesen, der zu dieser Zeit fährt. Eine Reservierungspflicht würde daher viele Menschen vom Transport ausschließen.

Reservierungspflicht: nein – nachbessern: ja! Zwar habe die Bahn in den letzten Monaten schon viele wichtige Schritte gemacht habe: die DB App zeigt die Auslastung der Züge an, auf fast allen Zugtoiletten gibt es Hygienespender und an einigen Bahnhöfen sind mittlerweile Sitzplätze gesperrt, um den Mindestabstand zu wahren. Aber es gebe Nachholbedarf, so Mendel: Insbesondere brauche es getrennte Wartebereiche für das Ein- und Aussteigen.

Problem Maskenpflicht

Bei der Durchsetzung der Maskenpflicht sieht Martin Mendel von Pro Bahn ebenso Probleme: allerdings können die Zugbegleiter da wenig unternehmen. Sie hätten zwar Hausrecht, dürften aber niemanden des Zuges verweisen. Das sei Sache der Bundespolizei. Mendel fordert außerdem, dass zumindest auf den Hauptstrecken zwei Zugbegleiter im Dienst sein sollten. So könne man Zwischenfälle zwischen Fahrgästen und Zugbegleitern vermeiden.

Ein Thema in der "Region am Mittag" vom 12.08.2020 auf SR 3 Saarlandwelle

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