Wenn Kinder von Fremden angesprochen werden
Es ist die große Angst vieler Eltern: Ihr Kind wird von einem Fremden angesprochen, mit ihm zu kommen. Fälle, die immer wieder vorkommen - auch wenn es zum Glück in den letzten Jahren keine Straftat in diesem Zusammenhang gab. Die Polizei setzt trotzdem auf Prävention.
Immer wieder werden im Saarland Fälle gemeldet, bei denen Kinder von Unbekannten angesprochen werden.
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Im Sommer 2022 in Saarbrücken: Ein Siebenjähriger wurde von einem Mann festgehalten und aufgefordert, mit ihm mitzukommen. Der Junge konnte sich losreißen und sich im nahe gelegenen Haus eines Freundes in Sicherheit bringen. Die Polizei wurde sofort informiert. Es gab eine ausführliche Befragung, einen Termin bei einem Phantomzeichner und sogar eine Gegenüberstellung - der Täter konnte jedoch nicht ermittelt werden.
Auch wenn die Familie nochmal mit dem Schreck davon gekommen ist - die Angst saß erst einmal tief. Um etwas dagegen zu tun, entschied sich die Mutter, ihren Sohn bei einem Selbstverteidigungskurs anzumelden.
Was tun im Fall der Fälle
Kind als auch Eltern hätten in diesem Fall genau richtig reagiert, sagt die Opferschutzbeauftragte im Landespolizeipräsidium, Melanie Brill.
Und es sei wichtig, sich direkt an die Polizei zu wenden, damit sie sofort tätig werden kann. Wichtig für die Ermittlung der Polizei sind dabei natürlich genaue Beschreibungen - Beschreibung des Täters, vielleicht auch eines Fahrzeugs - und das könne man mit Kindern auch üben, sagt Brill.
Ebenso wichtig sei es, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken und auf den Wegen, die von den Kindern regelmäßig genutzt werden, sogenannte "Vertrauensinseln" zu schaffen - also Örtlichkeiten, wo sie sich gegebenenfalls hinwenden können, wenn ihnen etwas komisch vorkomme.
Ratgeber-Flyer für die Prävention
Polizei Saarland
Wenn Kinder von Fremden angesprochen werden!
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Um die Öffentlichkeit nochmal verstärkt auf das Thema aufmerksam zu machen und um Eltern und Kindern eine Hilfestellung an die Hand zu geben, hat die Polizei einen Flyer an den Schulen verteilen lassen.
Zudem lautet ihr Appell: Jeder, der mitbekomme, dass ein Kind von einem Fremden angesprochen wird, solle Zivilcourage zeigen und die Polizei informieren. Jedem Hinweis werde nachgegangen.
In den letzten Jahren wurde zum Glück keine Straftat im Zusammenhang mit einem Kinderansprecher registriert. Und das wird auch hoffentlich so bleiben.
Wie stärke und schütze ich mein Kind?
Kinder stärken und vor kritischen Situationen bewahren
- Eltern sollten mit ihrem Kind einen Weg, den es künftig alleine geht - etwa den Schulweg - zuvor abgehen. Dabei können dem Kind auch Orte oder Geschäfte gezeigt werden, zu denen das Kind im Notfall hingehen und sich Hilfe holen kann.
- Mit den Kindern sollten klare Absprachen getroffen werden, mit welchen Personen es im Auto mitfahren darf, oder wer es von der Schule oder der Kita abholen darf. Außerdem sollte klar gemacht werden, dass es niemals mit Fremden mitgehen darf.
- Kinder sollten die Telefonnummer auswendig lernen, unter der die Eltern oder andere Vertrauenspersonen erreichbar sind.
- Gegenstände oder Kleidungsstücke der Kinder sollten immer nur innen beschriftet werden. So gelangen Fremde schwerer an den Namen des Kindes.
- Kinder müssen nicht mit Erwachsenen sprechen. Sie könnten die Person immer auch bitten, sich an andere Erwachsene zu wenden.
- Wenn Kinder auf der Straße angesprochen oder in Bedrängnis gebracht werden, sollen sie andere Personen im Umfeld darauf aufmerksam machen. Im Notfall laut schreien und weglaufen.
- Kinder sollen erzählen, wenn sie von Fremden angesprochen wurden. Eltern sollten dabei offene Fragen zu den Vorfällen stellen, aber keine Details vorgeben.
- Bei verdächtigen Wahrnehmungen sollte immer die Polizei informiert werden - möglichst mit einer Personenbeschreibung und Angaben zu etwaigen Fahrzeugen (Kennzeichen, Typ, Farbe).
"Ein Geheimnis, bei dem Du Angst hast, ist kein Geheimnis."
Wichtig sei auch, dass Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und zu fördern. Kinder müssten lernen, Erwachsenen gegenüber auch Nein sagen zu dürfen. Zudem sollte das Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufrecht erhalten werden. "Ihr Kind muss das Gefühl haben, ihnen alles anvertrauen zu können", so die Polizei. Dazu gehöre auch, Kindern im Alltag mit Respekt zu begegnen.
Den Kindern sollte außerdem vermittelt werden: "Trau deinem Gefühl. Ein Geheimnis, das dir komisch vorkommt oder bei dem du Angst hast, ist kein Geheimnis. Sowas darfst und sollst du weitersagen."
Und nicht zuletzt sollten Kinder wissen: "Dein Körper gehört dir. Niemand darf dich anfassen, wenn du das nicht willst."
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 15.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle