Medikamente und eine Tasse Tee auf einem Schreibtisch, dahinter telefoniert ein Mann (Foto: IMAGO / photothek)

"Viel mehr Kontakte und eine zu geringe Impfbereitschaft"

Hoher Krankenstand wegen Influenza, Grippe und RS

Jürgen Rissland im Interview mit Nadine Thielen / Onlinefassung: Jil Kalmes   23.12.2022 | 09:57 Uhr

So viele Krankmeldungen wie derzeit hat es im Saarland noch nie gegeben. Der Virologe Jürgen Rissland sieht die Ursache in einem Zusammenwirken verschiedener Aspekte: deutlich mehr Kontakte durch den Wegfall der Maskenpflicht, die starken Wetterumschwünge, aber auch eine nach wie vor zu geringe Impfbereitschaft - zum Beispiel bei der Grippeimpfung.

Die Krankenkassen melden aktuell einen Höchststand an Erkältungen, Grippe und RS-Virus-Erkrankungen. Es sei nicht bloß ein Faktor, sondern das Zusammenwirken von verschiedenen Aspekten, die für den hohen Krankheitsstand verantwortlich seien, sagt Dr. Jürgen Rissland, Virologe am Uniklinikum in Homburg.

Audio

Rissland zu RS, Grippe, Influenza und Immunschuld
Audio [SR 3, Nadine Thielen, 23.12.2022, Länge: 03:57 Min.]
Rissland zu RS, Grippe, Influenza und Immunschuld

Untrainierte Immunsysteme

Eine große Rolle für den derzeit hohen Krankenstand spiele sicherlich der Wegfall der Maskenpflicht, so der Virologe. Durch das lange Tragen der Masken sei unser Immunsystem etwas aus dem Training. Hinzu komme der Wegfall der Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen. Aber auch die Wetterumschwünge der letzten Zeit spielten eine Rolle. Die an vielen Arbeitsplätzen derzeit abgesenkte Raumtemperatur hält Rissland hingegen für weniger problematisch als die vielen Kontakte am Arbeitsplatz.

Zu geringe Impfbereitschaft

Aber nicht nur der fehlende Kontakt zu den echten Erregern trage zu der derzeitigen Krankheitswelle bei. "Es gibt insgesamt immer noch eine zu geringe Impfbereitschaft – zum Beispiel bei der Grippeimpfung." Und das gelte nicht nur für die Risikogruppen – Ältere, chronisch Kranke und Schwangere – sondern auch für die Allgemeinbevölkerung.

Zunahme der Krankheitsfälle durch die Feiertage?

Man habe in der Vergangenheit gesehen, dass es über die Feiertage und Ferienzeiten eher zu einer Dämpfung der Infektionsdynamik komme, sagt der Virologe. Trotzdem müsse man vorsichtig sein, denn ein Rückgang der Zahlen bedeute nicht automatisch auch einen Rückgang der Infektionsdynamik. Über die Feiertage seien einfach viele Praxen geschlossen. Deswegen solle man in den nächsten Wochen vor allem die Notaufnahmen im Blick behalten, um das Infektionsgeschehen besser beurteilen zu können.


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Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 23.12.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.

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