Moorlandschaft (Foto: dpa/Ingo Wagner)

Was bringt eine Wiederbelebung von Saar-Mooren?

Reporter: Max Zettler/ Onlinefassung: Raphael Klein   20.04.2023 | 12:20 Uhr

Moore spielen in Sachen Klimaschutz eine wesentlich größere Rolle als man auf den ersten Blick annimmt. Deshalb gibt es im Umweltministerium erste Überlegungen, Moore im Saarland wiederzubeleben.

Bei ausgiebigen Runden durch den saarländischen Wald können Spaziergänger vereinzelt noch manchmal auf ein Moor stoßen. Dann werden Schuhe und Hosenbeine schon mal nass und schmutzig. Was den Spaziergänger vielleicht ärgert, freut aber die Natur, denn Moore sind echte Multitalente.

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Was bringt eine Wiederbelebung von Saar-Mooren?
Audio [SR 3, Max Zettler, 20.04.2023, Länge: 03:07 Min.]
Was bringt eine Wiederbelebung von Saar-Mooren?

"Grandiose Lebensräume"

Was Moore alles können, weiß Michael Altmoos vom Zentrum für Biodokumentation: "Moore sind ganz grandiose Lebensräume. Sie regulieren den Wasserhaushalt, sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die sonst bedroht sind und ganz wichtig im Klimaschutz, weil sie jede Menge Kohlenstoff speichern." Altmoos erarbeitet deshalb für das saarländische Umweltministerium Konzepte, wie man die Moore im Saarland wiederbeleben und nutzen kann.

Vom Klimakiller zurück zum Klimaschützer

Laut Altmoos machen Moore weltweit nur drei Prozent der ganzen Landfläche aus - aber sie speichern fast ein Drittel des gesamten Kohlenstoffs. Wenn man sie in ihrem natürlichen Zustand belässt.

In Deutschland sind Moore für sieben Prozent aller Klimagase verantwortlich, denn durch Umweltzerstörungen und Trockenlegungen können sie die Menge an Gasen nicht mehr speichern und setzen sie stattdessen sogar frei.

Viele Moorgebiete wurden entwässert - zum Beispiel für Straßen und Gehwege, aber auch für die landwirtschaftliche Nutzung. Zusätzlich entzieht der Anbau von Nahrungsmitteln dem Boden weitere Feuchtigkeit.

Der Weg: Wiedervernässung

Abhilfe könnte eine Renaturierung schaffen. Entscheidend dabei sei der Wasserhaushalt, sagt Altmoos. "Das heißt, abgesenktes Grundwasser durch Landnutzung muss wieder angehoben werden. Man spricht von Wiedervernässung." So könnten sich dann wieder moortypische Pflanzen ansiedeln - darunter vor allem zahlreiche Moosarten. In Niedermooren, wie sie im Saarland typisch seien, gebe es außerdem viele Feuchtwiesenarten. Dort könnte sich "einfach ein grandioses Ökosystem" neu entwickeln, so Altmoos.

Ein Generationenprojekt

Das dauert jedoch seine Zeit. Eine Wiedervernässung ist ein Generationenprojekt. Und in dem sollte der Mensch, so Altmoos, seine Hände möglichst nur am Anfang im Spiel haben. Das bedeutet: "Gewässergräben verschließen, intensive Nutzungen zurückfahren, Wasserspiegel heben." Letzteres mache die Natur von alleine, wenn man die Entwässerung stoppe.

Landwirtschaftliche Nutzung von Mooren

Laut Altmoos ließe sich die Wiederbelebung von Mooren mit landwirtschaftlichen Interessen vereinbaren: Entweder durch Entschädigung von Landwirten oder eine alternative Nutzung. Denn Moore eigneten sich durchaus für eine landwirtschaftliche Nutzung. Hier spreche man auch von sogenannten Paludikulturen: "Das sind spezielle Früchte, die an nasse Standorte angepasst sind."

Eine Menge Faktoren, die das Saarland hier für seine rund 300 Hektar Moorfläche einberechnen muss. Viele verschiedene Interessen prallen aufeinander. Das Thema Renaturierung steckt deshalb noch in den Kinderschuhen - auch weil es einfach Geld vom Bund braucht, um solche großflächigen Projekte anzugehen.

Förderung frühestens 2024

Aber laut Michael Altmoos kommt gerade Tempo in die Planungsansätze: "Das sogenannte Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz", ein Bundesprogramm, soll dieses Jahr starten." Die Verteilung der Gelder stehe aber noch nicht fest. Im Idealfall könnte aber schon nächstes Jahr losgehen.

Um überhaupt Konzepte für konkreten Moorschutz erarbeiten zu können, brauche es aber auch Machbarkeitsstudien, so Altmoos. Die würden zwar auch wieder etwas dauern, aber dann könnte man das Thema sachgerecht angehen.

"Ob das in ein, zwei, drei oder vier Jahren losgeht, das ist gar nicht bedeutend. Lieber am Anfang länger warten, dann aber richtig machen", sagt er. Insbesondere die Anfangsmaßnahmen sollten durchdacht sein und dann müsse man "die Natur machen lassen." Denn: "Weniger ist manchmal mehr".


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Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 20.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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