Theaterstück "Wie später ihre Kinder" in der Alten Feuerwache  (Foto: Martin Kaufhold)

Ein Stück zwischen Hoffnungen und verblassten Träumen

Roswitha Böhm   26.03.2023 | 12:00 Uhr

„Wie später ihre Kinder“ ist der Titel eines Romans des französischen Autors Nicolas Mathieu. Der Franzose gewann damit den bedeutendsten Literaturpreis Frankreichs. In der Alten Feuerwache wurde der Stoff am Samstagabend zum ersten Mal auf die Bühne gebracht.

„Wie später ihre Kinder“ feierte am Samstagabend Premiere in der Alten Feuerwache in Saarbrücken. Der Stoff stammt aus dem gleichnamigen Roman des französischen Autors Nicolas Mathieu. Das Saarländische Staatstheater hat den Stoff nun zum ersten Mal auf die Bühne gebracht. SR 3-Reporterin Roswitha Böhm hat die Premiere besucht.

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Premiere "Wie später ihre Kinder" in der Alten Feuerwache
Audio [SR 3, Roswitha Böhm, 26.03.2023, Länge: 03:14 Min.]
Premiere "Wie später ihre Kinder" in der Alten Feuerwache

Die Handlung spielt in einem kleinen Ort in Lothringen in den 1990er Jahren, der geprägt ist von der Montanindustrie. Die Hochöfen sind kalt, die Fabriken geschlossen. „Wie später ihre Kinder“ erzählt vom Gefühl, abgehängt zu sein. Von einer Elterngeneration, deren Lebensrealität geprägt ist von Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Rassismus und Gewalt.

Und von ihren Kindern, die mehr wollen und versuchen auszubrechen - so wie Anthony Casati. Der Jugendliche will weg von diesem Ort oder zumindest nicht so werden, wie die eigenen Eltern.

Zweisprachige Inszenierung

Die Alte Feuerwache bringt den Mathieus Roman zum ersten Mal auf die Bühne. Die Inszenierung des Stücks spielt in der Großregierung. Auf der Bühne wird größtenteils Deutsch, aber auch Französisch gesprochen. Zur besseren Verständlichkeit ist das gesamte Stück untertitelt.

Theaterstück "Wie später ihre Kinder" in der Alten Feuerwache  (Foto: Martin Kaufhold)

Das Bühnenbild ist sehr zurückgenommen. Auf Planen werden Videos projiziert, die in Lothringen gedreht wurden. Sie versetzen das Publikum an den Ort des Geschehens. Um auch den zeitlichen Aspekt darzustellen, wird Musik aus den 1990er Jahren gespielt.

Darsteller auch Erzähler des Stücks

Eine Besonderheit der Inszenierung: Die Darstellerinnen und Darsteller wechseln immer wieder in die Erzählerrolle. Dass die Schauspielerinnen und Schauspieler die Geschichte über große Teile des Stücks eher erzählen als sie szenisch darzustellen, ist Fluch und Segen zugleich.

Dadurch bekommt der ursprüngliche Romantext viel Raum und das Publikum kommt in den Genuss der ebenso authentischen wie poetischen Sprache des Autors. Doch gleichzeitig verlangt diese Erzählweise viel Konzentration von den Zuschauerinnen und Zuschauern, denn das Stück dauert zweieinhalb Stunden.

Fantastische Leistung des Ensembles

Das Stück besticht jedoch durch eine fantastische Leistung des Ensembles, das nicht nur unglaubliche Mengen an Text bewältigen muss, sondern es auch versteht, die melancholischen Untertöne dieser Geschichte über Hoffnungen und verblassende Träume einzufangen.

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 26.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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