Ungeimpft im Gesundheitsbereich
Eine Mitarbeiterin im medizinischen Bereich erläutert ihre Gründe
Ab dem 15. März gilt für diejenigen, die im Gesundheits- und Pflegebereich arbeiten, eine Corona-Impfpflicht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen wollen, müssen von ihrem Arbeitgeber bei der Gesundheitsbehörde gemeldet werden. Doch wie sehen Betroffene das?
SR-Reporterin Renate Wanninger hat eine Frau getroffen, die seit 20 Jahren im medizinischen Bereich arbeitet. Sie ist aus Überzeugung gegen die Impfung. Weil sie ihrem Arbeitgeber nicht schaden möchte, will sie anonym bleiben. Wir nennen sie deshalb der Einfachheit halber Sabine.
Audio
Sabine sitzt mir mit Abstand gegenüber, ist frisch getestet, trägt Maske und sagt dann lachend: "Ich bin nicht geimpft."
Ja, man könnte darüber lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Ab dem 15. März muss Sabine eigentlich nachweisen, dass sie geimpft ist. Wenn nicht, muss ihr Chef das dem Gesundheitsamt mitteilen. Es droht im ersten Schritt ein Bußgeld.
Furcht vor Nebenwirkungen größer als vor einer Infektion
Aber Sabine will sich trotzdem nicht impfen lassen, weil sie dieser Impfung nicht traut. "Ich befürchte Nebenwirkungen, die schlimmer sind als ein bisschen Fieber oder Schmerzen im Arm, also das, was es bei anderen Impfungen auch gibt", sagt sie.
Dabei betont sie, dass sie keine Impfgegnerin ist. Sie habe alle Standardimpfungen, also die Grundimmunisierung, die man so habe.
Bei den klassischen Impfstoffen gebe es zwar auch Nebenwirkungen, die seien aber kalkulierbar, sagt sie. Die neuen mRNA-Corona-Impfstoffe seien ihr erst zu kurz auf dem Markt. Die klassischen Impfstoffe seien jahrelang erprobt, diese neuen Impfstoffe nicht. "Das ist mir einfach zu schnell gegangen", sagt sie. Sabine hat vor der Impfung mehr Angst als vor einer Corona-Infektion.
Sabine sieht sich nicht als Risiko für ihre Patienten
Das Argument, dass sie durch ihr Verhalten eine Gefahr für ihre Patientinnen und Patienten darstellen könnte, findet sie nicht begründet. Auch Geimpfte können ja andere anstecken. Außerdem mache sie jeden Morgen einen Corona-Test und wenn sie sich krank fühle, bleibe sie zuhause.
Und so könne sie sogar ein geringeres Risiko für andere darstellen, als jemand der geimpft, aber nicht getestet ist. Denn auch die Geimpften können sich ja, wie wir wissen, infizieren, symptomlos bleiben und im Glauben, gesund zu sein, andere anstecken.
Der morgendliche Test stellt aber auch keinen absoluten Schutz dar, denn die Schnelltests sind leider auch nicht zu 100 Prozent sicher. Und nach dem 15. März schützen sie Sabine auch nicht vor der Impfpflicht in ihrer Berufssparte.
Die Regelung - ein Bumerang?
Die neue Regelung könnte als Bumerang auf unser Gesundheitssystem zurückschlagen, meint Sabine. Es gebe Tausende, die in der gleichen Situation seien wie sie. "Das wird den Fachkräftemangel noch verschärfen."
Es scheint, als hätte allein schon die Diskussion um die Impfung Nebenwirkungen, die uns auch nicht weiter bringen und unsere Gesellschaft ein stückweit spalten. Das sieht aus Sabine so.
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 14.03.2022 auf SR 3 Saarlandwelle