Mehr als 15.000 Menschen demonstrieren in Metz gegen die geplante Rentenreform in Frankreich. (Foto: Sabine Wachs/SR)

Wut in Frankreich über Macrons Rentenreform

Reporter: Marc-André Kruppa/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   17.03.2023 | 16:00 Uhr

Wut und Empörung - Das ist die Reaktion, die in Frankreich der Rentenreform folgt. Staatschef Macron hat seine Macht und den Paragrafen 49.3 genutzt, um die Reform am Parlament vorbei durchzusetzen. Damit steigt das Rentenalter bei den französischen Nachbarn von 62 auf 64.

Die Menschen in Frankreich laufen Sturm! Tausende Menschen im Land protestieren einer geplanten Rentenreform. Es geht vor allem darum, dass das Rentenalter von 62 auf 64 steigen soll.

Präsident Emmanuel Macron hat jetzt sogar seine Macht als Staatschef genutzt und die Reform am Parlament vorbei durchgesetzt. In Paris, Marseille und anderen großen Städten brennen bereits Mülltonnen und Autos, Scheiben werden eingeschlagen.

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Empörung in Frankreich über Macrons Rentenreform
Audio [SR 3, Marc-André Kruppa, 17.03.2023, Länge: 03:56 Min.]
Empörung in Frankreich über Macrons Rentenreform

Creutzwald in der Nähe von Überherrn gehört zu den Orten in Frankreich, die mit der Überalterung kämpfen. Die Einwohnerzahl schrumpft seit den 1970ern. Viele Ladenlokale in der Innenstadt stehen leer.

Wut und Empörung

Wer keinen Job in der Umgebung findet, sucht sein Glück in Deutschland, so wie Albert. Bei ihm steht die Rente bald an. Er arbeite seit 42 Jahren in Deutschland, sagt er, da sei es bei weitem nicht so chaotisch wie in Frankreich.

Die Leute sollten auf die Straßen gehen, sagt Albert, denn es sei beschämend, dass der Präsident nichts für die Menschen tue. Aber auch wenn die Leute Recht hätten, befürchte er, dass die Wut nichts bringe. Die französische Bevölkerung habe die Regierung und Macron selbst gewählt.

Bedürfnisse werden ignoriert

Seit 28 Jahren betreibt Hughes eine kleine Snack-Bude direkt am Marktplatz von Creutzwald. Jeden Tag werden hier Baguettes geschmiert und auch mal ein Bier ausgegeben. Er sei sauer, denn er müsse insgesamt 46 Jahre arbeiten, sagt er. Das sei zu viel. Die Menschen in Frankreich würden seit 30 Jahren belogen. Deshalb seien sie auch wütend. Ihre Bedürfnisse würden ignoriert.

Proteste und Streiks

Auch Anais ist nicht begeistert von den neuen Rentenaussichten. Ihr Job sei nicht körperlich, aber mental anstrengend, sagt sie, schließlich arbeite sie im sozialen Bereich. Vor allem die Pandemie habe sie viel Kraft gekostet. Sie und ihr Team streikten nun wegen der Rentenreform.

Wenn die Streiks nicht helfen, müsse man einen Schritt weiter gehen, sagt Anais. Aber damit es zu einem Regierungswechsel komme, müssten alle auf die Straßen gehen und alles blockieren, bis nichts mehr ginge. Sie sehe sich nicht länger als bis 60 Jahren arbeiten, da der Job so fordernd sei. Auch viele ihrer Kollegen hörten früher auf, weil die Bedingungen untragbar seien. Wie überall fehle es an Nachwuchs.

Folgen

Brennende Autos und Scharmützel mit der Polizei - Szenen wie in Paris, Nantes oder Marseille - sind in Creutzwald nicht zu erwarten. Aber trotzem: Es brodelt.

Die Menschen fühlen sich von der Regierung nicht mehr ernst genommen. Die Probleme in den Sozialkassen und mit der Überalterung - das sollte man gefälligst nicht auf die hart arbeitende Bevölkerung abwälzen - so der Tenor.

Ein Beitrag aus der Sendung "Region am Nachmittag" am 17.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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