Abbildung von Krebszellen und T-Zellen, Illustration (Foto: IMAGO / Science Photo Library)

Killerzellen des Immunsystems werden im Alter besser

  25.09.2022 | 15:10 Uhr

Entgegen bisheriger Annahmen werden die T-Zellen des Immunsystems im Alter zu ultimativen Killern – das haben Forscherinnen der Saar-Uni jetzt herausgefunden. Ihre Erkenntnisse könnten künftig Grundlage für neue Therapieverfahren gegen Krebs sein.

Ältere Menschen bekommen häufiger Krebs als jüngere Menschen. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts ist jeder zweite der rund eine halbe Million Menschen, die jedes Jahr die Diagnose erhalten, älter als 60 Jahre.

Da ältere Menschen auch anfälliger für Corona-Infektionen sind, galt in der Wissenschaft bisher die Annahme, dass ihr Immunsystem im Alter schwächer wird – und damit auch ihre T-Zellen. Eine Schlüsselrolle spielen hier die sogenannten Killerzellen, eine Art "Zellpolizei", die von einem Virus befallene Zellen oder Krebszellen im Körper aufspürt und tötet.

Ältere T-Zellen besser als ihr Ruf

Nun haben Forscherinnen der Saar-Uni herausgefunden, dass die Killerzellen des Immunsystems im Alter besser sind als ihr Ruf. Nach der neuen Studie der Biophysikerinnen Dr. Annette Lis und Dorina Zöphel steigt die Fähigkeit der T-Zellen, Tumorzellen oder Krankheitserreger zu töten, mit der Zeit an. Konkret bedeutet das, dass die T-Zellen im Alter stärkere und effektivere Killer sind als bei jüngeren Menschen.

Höhere Wirksamkeit

Dass ältere T-Zellen wirksamer sind, liegt unter anderem daran, dass die Produktion der Moleküle Perforin und Granzym bei ihnen erhöht ist, erklärt die Molekularbiologin Dorina Zöphel. Das Perforin verursache kleine Löcher in der Zellmembran der Zielzellen, das Granzym könne hierdurch in die Zelle eindringen und einen programmierten Zelltod einleiten.

Ein weiterer Grund für die erhöhte Wirksamkeit, so Zöphel weiter, ist die Tatsache, dass alte, erfahrene T-Zellen Gedächtniszellen bilden und ihre Verdächtigen genau kennen. Sie erinnern sich an die Zellen, die sie schon mal angegriffen und zerstört haben. Bei erneutem Kontakt können sie dann sehr schnell und effektiv reagieren.

Vorteil für Krebsimmuntherapie?

Bei älteren Menschen wurde die adaptive Krebsimmuntherapie wegen vermeintlich geringerer Erfolgaussichten bisher nur eingeschränkt genutzt. Bei jungen Krebspatientinnen und -patienten werden bei dieser Therapieform T-Zellen aus dem Blut entnommen und in der Petrischale gegen die Tumorzellen trainiert. Dann werden sie wieder in den Körper eingeschleust, wo sie die Tumorzellen gezielt angreifen.

Die Ergebnisse der Homburger Arbeitsgruppe legen nahe, dass sich die adaptive Krebsimmuntherapie auch für ältere Menschen eignen könnte. "Entgegen der Erwartungen könnte der Einsatz dieser älteren T-Zellen bei der adaptiven Immuntherapie im Alter besonders vielversprechend sein und zu erhöhter Wirksamkeit und verlängerter Lebensspanne beitragen", sagt Lis.

Leistungsfähigkeit sinkt im Alter

Warum aber sind alte Menschen nicht besser gegen Krebszellen und Viren geschützt, wenn ihre T-Zellen so stark sind? Das liegt vor allem daran, dass auch das Immunsystem altert und die verschiedenen Immunzellen im Alter weniger leistungsfähig werden, begründet Lis. Wie genau diese Alterung aussieht, ist nach Uni-Angaben aber bisher noch unzureichend erforscht.

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