Ein Arzt untersucht im Krankenhaus ein Kind. (Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Grippewelle, Medikamenten- und Ärztemangel

  15.12.2022 | 16:12 Uhr

Die Nachrichten aus unserem Gesundheitssystem werden nicht besser! Gefühlt jeder ist erkältet und das betrifft vor allem unsere Kinder. Die Kinderstationen im Krankenhaus sind seit Wochen stark belastet, zum Teil überlastet. Die Artzpraxen sind voll und auch die Medikamente werden knapp.

Normalerweise erreicht die Grippewelle ihren Höhepunkt zwischen Fastnacht und Ostern, die sehr hohen Fallzahlen nun sind laut Kinderarzt Benedikt Brixius sehr ungewöhnlich. Aber, die momentane Grippe oder Influenza sei nicht gefährlicher oder ansteckender als früher. Vielmehr sei es so, dass Kinder zwischen null und vier Jahren bisher noch keine Influenza erlebt hätten, weil die letzten Wellen ausgefallen sind. "Jetzt kommt es richtig dicke, weil fast alle daran erkranken", so Brixius im SR-Interview.

Grippe: "Jetzt kommt es richtig dicke, weil fast alle erkranken"
Audio [SR 3, (c) SR/Nadine Thielen, 15.12.2022, Länge: 04:49 Min.]
Grippe: "Jetzt kommt es richtig dicke, weil fast alle erkranken"

Zu den hohen Fallzahlen komme im Moment aber noch ein Mangel an Medikamenten hinzu, vor allem Fieber- und Schmerzmittel seien rar und das bei oft über 40 Grad Fieber und Ohrenschmerzen bei den kleinen Patienten: "Durch den hohen Bedarf, den wir haben, kommen wir wirklich in die Bredouille. Zum Beispiel fahren Patienten und Eltern für Paracetamol und Ibuprofen zu vielen Apotheken, es ist einfach schwierig etwas zu bekommen", erklärt Brixius.

Misere mit der Maske

Er fordert ein Umdenken der Politik und die Herstellung von Fiebersäften und -zäpfchen in Deutschland. Eltern rät er bei einem akuten Infekt sich von Kindern fern zuhalten und nahen Kontakt zu anderen zu meiden. Zur Mund-Nase-Bedeckung meint der Arzt: "Ansonsten warnen wir eher vor der Maske, denn die Misere mit der Maske baden wir gerade aus." Für Kinder und Gesundheitssystem sei es sinnvoller die üblichen Infekte durchzumachen als die Wellen durch Masken heraus zu zögern.


Mehr zum Thema

Bürokratie und Infektionswellen
Volle Wartezimmer in saarländischen Kinderarztpraxen
Derzeit grassiert neben der Erkältungs- und Grippewelle unter Kindern das RS-Virus, das Bronchiolitis auslöst. Das ist ein Infekt der Bronchien, der vor allem bei kleinen Kindern auf die Lunge schlagen und lebensbedrohlich werden kann. Auch im Saarland häufen sich die Fälle und sorgen für volle Kinderarztpraxen.

Immer weniger Kinderärzte im Saarland
Im Saarland wird es in den kommenden Jahren nicht mehr so viele Kinderärzte geben wie jetzt. Etwa jeder dritte Kinderarzt geht bald in Rente. Das Problem: Es kommen zu wenige junge Ärzte nach.

Atemwegserkrankungen
So unterscheiden Sie Erkältung, Grippe und RS-Virus
Atemwegserkrankungen sind auf dem Vormarsch, besonders bei Kindern. Oftmals zeigen sich die gleichen Symptome, doch es gibt Unterschiede. Durch Tests lassen sich die Viren nachweisen. Worauf Sie jetzt achten sollten.

Mangellage bei bestimmten Präparaten
Immer mehr Medikamente sind im Saarland knapp
Seit Beginn der Coronapandemie berichten Apotheken immer wieder über Lieferengpässe bei Medikamenten. Auch aktuell gibt es Lücken bei vielen wichtigen Präparaten, darunter Fiebersäfte, Antibiotika, Herzpräparate und Anti-Depressiva. Besserung sei keine in Sicht, sagen Apotheken im Saarland. Im Gegenteil: Die Lage verschärfe sich von Monat zu Monat.

Störung der Lieferketten
Im Saarland werden Schmerzmittel für Kinder knapp
Die weltweite Störung der Lieferketten führt bereits seit Längerem in vielen Bereichen zu Lieferengpässen. Das bekommen nun auch die Kleinsten zu spüren – denn bestimmte Medikamente für Kinder sind schwer zu bekommen.

Über dieses Thema wurde am 15.12.22 auch in der "Region am Nachmittag" auf SR 3 berichtet.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja