Das Saarbrücker Pfandleihhaus (Foto: SR / Lisa Krauser)

Wenn man Gold zu Geld machen muss

Lisa Krauser / Onlinefassung: Andree Werner   28.11.2022 | 07:42 Uhr

In vielen Bereichen steigen die Preise und noch sind die Strom- und Gasnachzahlungen nicht bei allen eingetroffen. Viele Saarländerinnen und Saarländer halten ihr Geld beisammen. Und bei manchen reicht es schon jetzt nicht mehr bis zum Monatsende. In Saarbrücken macht sich das auch beim Pfandleihhaus und Goldankauf bemerkbar.

Goldene Kettchen, silberne Ohrringe und funkelnde Edelsteine - wer das Saarbrücker Pfandleihhaus in der Kaiserstraße betritt, dem springen sofort die vielen Wertgegenstände in den Vitrinen ins Auge. An einem Schalter steht ein Mann mit Silberbesteck, das er pfänden will. Die meisten Leute kämen aber eher mit anderen Wertsachen, sagt der Inhaber des Pfandhauses, Frank Funke im Gespräch mit SR 3-Reporterin Lisa Krauser.

So werden bei ihm in erster Linie wertvoller Schmuck und Marken-Uhren eingetauscht, auch weil man sich im Haus darauf spezialisiert hat. Ansonsten werden auch Mobiltelefone oder Notebooks häufiger in Bargeld verwandelt.

Mehr Menschen gehen ins Pfandleihhaus

Frank Funke beobachtet, dass seit dem Frühsommer etwas mehr Menschen ins Pfandleihhaus kommen. Warum, kann er nur schwer abschätzen. Die wenigsten Kunden erzählen, wofür sie kurzfristig Geld brauchen. Aber er bemerkt, dass es vor allem bei Menschen, die freiberuflich arbeiten, am Monatsende knapp mit dem Geld wird. Aber auch Unternehmen suchen schon mal den Weg ins Pfandleihhaus.

Frank Funke, Inhaber des Pfandleihhauses Saarbrücken (Foto: SR / Lisa Krauser)

Funke berichtet zum Beispiel über Handwerksbetriebe, die vor allem im Frühjahr selbst viele Rechnungen zu bezahlen hatten, die Kunden aber oft noch nicht bezahlt hatten. So mussten sich einige Betriebe Geld im Pfandleihhaus besorgen, um die Gehälter der Mitarbeiter auszahlen zu können. Grundsätzlich kämen jedoch keine Kunden, die arm seien, da diese keine Wertgegenstände besitzen würden. Und auch die oberen zehn Prozent der Bevölkerung bräuchten die Kleinkredite des Pfandleihhauses nicht. Die Kundschaft komme daher vor allem aus der Mittelschicht.

Zulauf auch bei Goldankauf

Vom Pfandleihhaus geht es zum Goldankauf. SR 3-Reporterin Lisa Krause besucht die Goldschmiedin Anne Ebert. Sie leitet die Goldankauf-Filiale der Rheinischen Scheidestätte in Saarbrücken. Ihr wichtigstes Werkzeug: die Waage. Auf ihr landet immer öfter Schuck von Oma. Im Zuge der vielen Krisen tauschten derzeit immer mehr Leute ihre persönlichen Schätze gegen Bares, um über die Runden zu kommen, so Anne Ebert. Im Gegensatz zum Pfandleihaus werden bei Ebert keine Darlehen vergeben, sondern Wertgegenstände verkauft.

Von Erbstücken über Goldmünzen bis hin zu selbst gekauftem Schmuck. Alles ist dabei. Oft fällt es den Leuten schwer, sich davon zu trennen und oft sind die Menschen auch enttäuscht, was das vermeintlich wertvolle Familienstück auf der Waage tatsächlich noch Wert ist. Im SR 3-Interview erzählt die Goldschmiedin von traurigen Geschichten, bei denen Menschen in echter Not waren, aber auch über saarländische Glückspilze, die im Garten einen kleinen Goldschatz gefunden haben...

Die zwei Seiten der Krise

Neben dem krisenbedingten Verkauf von Wertgegenständen, berichtet Anne Ebert jedoch auch vom genauen Gegenteil: dem Kauf von Gold und Silber als Wertanlage in Zeiten der Inflation. Auch diese Kundschaft komme in die Goldankauf-Filiale.

Sowohl das Pfandleihhaus als auch beim Goldankauf rechnet man damit, dass der Zulauf und die Nachfrage in den kommenden Monaten steigen werden. Frank Funke sieht besonders die hohen Energiepreise als Treiber dieser Entwicklung. Denn bereits jetzt kämen Kunden ins Pfandleihhaus, die bei den Nebenkosten-Vorauszahlungen höhere Abschläge zahlen müssen und kurzfristig ein Darlehen benötigen.

Audio

Gold zu Geld machen
Audio [SR 3, (c) SR 3, 28.11.2022, Länge: 02:35 Min.]
Gold zu Geld machen

Ein Thema am 28.11.2022 auf SR 3 Saarlandwelle, in der Sendung "Guten Morgen" und der "Region am Mittag".

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