Gänsezucht in Brotdorf (Foto: SR/Oliver Buchholz)

"Happy Foie" statt "Foie Gras"

mit Informationen von Simin Sadeghi   29.11.2022 | 15:30 Uhr

Für die einen ist es eine Delikatesse, für die anderen einfach nur Tierquälerei: Foie Gras - Gänsestopfleber. Der Koch eines Sternerestaurants hat eine Alternative entwickelt: Stopfleber ohne Stopfen. Und das mit Erfolg. Seine "Happy Foie" wird seit diesem Jahr in großem Stil in Saarbrücken produziert.

Um Gänsestopfleber zu bekommen, werden die Tiere über mehrere Wochen vor dem Schlachten gemästet - und das auf sehr qualvolle Art und Weise. Deshalb ist diese Zwangsfütterung in Deutschland verboten - die Einfuhr jedoch nicht. Besonders jetzt zu Weihnachten landet die Foie Gras deshalb auch immer wieder auf saarländischen Tellern.

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"Happy Foie" statt "Foie Gras"
Audio [SR 3, Simin Sadeghi, 29.11.2022, Länge: 03:10 Min.]
"Happy Foie" statt "Foie Gras"

Tobias Sudhoff, ehemaliger Küchenchef eines Sternerestaurants in Münster, hat dieser Tierquälerei den Kampf angesagt. Er produziert Gänsestopfleber - und zwar ganz ohne Stopfen, dafür in Bioqualität.

Bei einer Messe in Saarbrücken hat er der saarländischen Gastro-Szene seine Version der Foie Gras vorgestellt. "Happy Foie" - "glückliche Leber" hat er sie genannt. Und der Namen passt, denn für seine Foie wurde keine Gans gestopft.

Die Idee dazu sei ihm vor ein paar Jahren gekommen - schlicht und ergreifend, weil man Gänsestopfleber guten Gewissens nicht essen könne, so Sudhoff. Seine Idee war, die ganz normale Gänseleber erst nach der Schlachtung aufzufetten. Es folgten mehrere Monate tüfteln und experimentieren in einem Labor an der Hochschule in Münster - und dann war die Lösung gefunden.

Produktion bei Schwamm

Seit 2019 ist seine "Happy Foie" nun auf dem Markt. Und seit diesem Jahr wird sie im großen Stil produziert - und zwar bei Schwamm in Saarbrücken.

Dort, in einem kleinen Raum der Schlachterei, werden die Hauptbestandteile Fett und Leber verbunden. Bei der Produktion kommt es dabei auf jedes kleinste Detail an, damit die Leber später nicht zerfällt oder flockt. Dafür wurde Metzgermeister Timo Hirtz extra angelernt. Und Tobias Sudhoff kontrolliert zwischendurch immer mal wieder, ob auch alle Parameter stimmen.

Hundert Gramm der "Happy Foie" kosten acht bis zehn Euro. Die Tiere stammen aus Bio- oder Freilandhaltung.

Das nächste Ziel: vegetarisch oder vegan

Wenn es nach Sudhoff geht, sollen bald weniger - oder noch besser - gar keine Tiere mehr für seine "Happy Foie" sterben. Deshalb will er bald eine vegetarische oder vegane Variante auf den Markt bringen. Denn der Koch ist sich sicher: Wir brauchen eine Nahrungsmittelwende. "Dass wir uns so ernähren, dass es gut ist für die Umwelt, dass wir keinen Verlust von Ressourcen haben." Doch dazu müsse man die Menschen überzeugen. "Und das kann man nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern nur mit Geschmack", so der Koch.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 29.11.2022 auf SR 3 Saarlandwelle

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