Eine Frau sitzt in dem Zimmer, das sie mit ihren Kindern in einem Frauenhaus des Caritasverbandes bewohnt, am Tisch. (Foto: picture alliance / dpa | Stephanie Pilick)

Ein Jahr Frauenhaus in Völklingen - große Aufregung um nichts?

Patrick Wiermer/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   25.04.2023 | 12:50 Uhr

Seit Juli 2022 gibt es in Völklingen-Wehrden ein Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt. Im Vorfeld gab es heftige Diskussionen um die Eröffnung: Anwohner und Politiker hatten die Befürchtung, dass es zu Unruhen in dem Wohngebiet kommen könnte. Haben sich die Befürchtungen erfüllt?

Ein normales Wohngebiet in Völklingen: Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser - und das Frauenhaus. Von außen ist es nicht als solches zu erkennen, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Seit Juli 2022 ist das Frauenhaus in Betrieb. Den befürchteten Ärger gab es bis jetzt nicht.

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Frauenhaus in Völklingen: Viel Aufregung um nichts?
Audio [SR 3, Patrick Wiermer (c) SR, 25.04.2023, Länge: 03:09 Min.]
Frauenhaus in Völklingen: Viel Aufregung um nichts?

Bis Ende März waren insgesamt 17 Frauen und 18 Kinder im Völklinger Frauenhaus untergebracht. Daniela Laufer ist die Leiterin des Hauses. Sie erzählt, in welchem Zustand die Betroffenen bei ihr ankommen: "Wenn die kommen, sind sie emotional sehr belastet, es geht ihnen sehr schlecht." Viele hätten Angst, wüssten nicht wohin, hätten kein Geld und Sorge um ihre Existenz, dazu die Angst um die Kinder.

Nachfrage auch aus anderen Bundesländern

Die Nachfrage ist groß. Gerade in größeren Bundesländern fehlt es an Plätzen. Betroffene Frauen werden dann auch ins Saarland vermittelt. Die Frauenhäuser sind seit Jahren nahezu immer voll belegt – was auch mit den Fluchtbewegungen der letzten Jahre zusammenhänge, sagt Masha Nunold. Sie koordiniert die AWO-Frauenhäuser im Saarland. "Die Frauen sind auf dem Fluchtweg von Gewalt betroffen, werden vergewaltigt und erkennen, dass es hier ein Hilfesystem gibt, und nutzen dann natürlich diesen Weg."

In Völklingen finden sie Schutz. Doch fast wäre es nicht soweit gekommen. Einige Anwohner befürchteten im Vorfeld Krawalle durch randalierende Ehemänner. Unterstützung bekamen sie von den Stadtratsfraktionen von CDU und "Wir Bürger". Die emotionale Debatte im Stadtrat im November 2021 endete mit einer knappen Mehrheit für das Frauenhaus.

Angst vor Übergriffen

Die Enttäuschung bei Stephan Tautz, Fraktionssprecher von "Wir Bürger" war damals groß. Doch heute sieht Stephan Tautz die Debatte offensichtlich etwas gelassener. Er sei damals nicht gegen das Frauenhaus an sich gewesen, betont er, nur dagegen, dass die Adresse öffentlich geworden ist: "Die Frauen sind ja nicht hier auf Urlaub, sondern die suchen ja Schutz. Und wenn der Schutz nicht gewährleistet ist, weil die Adresse bekannt ist, sind die Befürchtungen der Anwohner gerechtfertigt."

Befürchtungen bisher nicht eingetroffen

Doch auch Tautz räumt ein: Passiert ist seit Eröffnung des Frauenhaus nichts. Keine Eskalationen, keine Männer, die vor dem Haus Ärger machen. Auch das Verhältnis zu den Anwohnern in Völklingen sei mittlerweile entspannt, berichtet Koordinatorin Masha Nunold. Das Team habe sich von Anfang an um eine gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn bemüht, man habe sich vorgestellt, Telefonnummern für den Notfall wurden hinterlassen. Es gebe einen regen Austausch.

Ganz ohne Folgen ist die hitzige Debatte von damals aber nicht. Die genaue Adresse des Frauenhauses ist nun öffentlich bekannt. Besonders schutzbedürftige Frauen werden deshalb erstmal nicht nach Völklingen vermittelt. 

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 25.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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