Feldhase auf einer Wiese (Foto: dpa/Patrick Pleul)

Rückgang der Feldhasenpopulation im Saarland

Reporterin: Lena Schmidtke/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   25.04.2023 | 09:45 Uhr

Schnelle Sprünge und ein bräunlicher Schatten - das muss ein Hase sein. Aber von den Feldhasen gibt es im Saarland gar nicht mehr viele. Grob geschätzt sind es nur noch 5.000 bis 10.000 Tiere. Wie kommt es zu dem Rückgang der Feldhasenpopulation im Saarland?

Oft kann man sie in der Abenddämmerung beobachten: die Feldhasen. Keine andere Hasenart kommt im Saarland vor. Und es werden immer weniger. Grob geschätzt leben noch fünf- bis zehntausend Exemplare im Saarland. Wir haben uns deshalb mit dem Biologen und Jäger Daniel Hoffmann auf die Suche nach den Langohren begeben.

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Feldhasen im Saarland
Audio [SR 3, Lena Schmidtke, 21.04.2023, Länge: 04:26 Min.]
Feldhasen im Saarland
2023 ist das Jahr des Hasen - im chinesischem Kalender. Das ist doch ein guter Augenblick sich mal mit den Hasen im Saarland auseinanderzusetzen. Und das sind vor allem Feldhasen. Biologe und Jäger Daniel Hoffmann hat einen Blick auf die Hasenpopulation.

Hoffman kann die Hasen mit einem speziellen Thermalgerät entdecken. Direkt vier Feldhasen beobachtet er in dem Feld in Wadern-Büschfeld. Einer frisst gerade, ein anderer sitzt in der Nähe. Der Dritte sichert die Umgebung.

Rundumblick

Feldhasen sind sehr wachsame Tiere und verfügen quasi über einen Rundumblick. Möglich machten ihnen das weit an den Seiten liegenden und besonders großes Augen, erklärt der Jäger. Nur mit dem Tiefensehen hapere es etwas. Das bedeute aber auch, dass der Feldhase es definitiv wahrnehmen würde, wenn man sich ihm schräg von hinten annähert. So kann er also auch Angreifer wie Füchse oder Greifvögel frühzeitig entdecken.

Der Unterschied zwischen Hase und Kaninchen

Ein Feldhase sitzt am frühen Morgen auf einem Feld. (Foto: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg)
Ein Feldhase sitzt am frühen Morgen auf einem Feld.

Da die Hasen oberirdisch leben, ist es umso wichtiger, Gefahren schnell zu erkennen. Wer jetzt an den unterirdischen Bau dachte, hat den Hasen mit dem Kaninchen verwechselt. Die leben nämlich unter der Erde. Aber da gibt es auch optisch ein paar Unterschiede.

Der Feldhase habe längere Ohren als das Kaninchen, sagt Hoffmann. Außerdem seien die Ohrenspitzen beim Feldhasen immer dunkel, sogar schwarz. Das Fell sei gelblich-bräunlich. Auch die Augen des Feldhasen seien in ihrer Färbung anders. Sie hätten eine gelblich-bräunliche Iris, während Kaninchen oft ganz dunkle Augen hätten.

Einzelgänger

Und noch was ist beim Hasen ganz anders als beim Kaninchen: das Zusammenleben! Während Kaninchen Rudeltiere sind, zeigen sich Hasen eher als Einzelgänger. Nur in der Paarungszeit treffen sie sich. Wenn drei oder vier Hasen auf einem Fleck seien, dann sei das schon tumultartig, sagt Hoffmann. Da würde geboxt und hin und her gesprungen.

Der harte Umgangston bei den Hasen herrsche aber nicht nur zwischen den Rammlern, also den Männchen. Wenn die Häsin noch nicht soweit sei, mache auch sie ganz rabiat ihre Grenzen klar, sagt der Biologe.

Jungtiere

Ein junger Hase (Foto: Imago/Blickwinkel/S. Meyers)
Ein junger Hase

Trotz all des Gerangels bringen sie dreimal im Jahr bis zu drei Jungtiere auf die Welt. Diese werden dann in Nestern großgezogen, die in Hecken und im Dickicht versteckt sind. Jedoch erreicht im Durchschnitt nur einer von 18 Junghasen das Erwachsenenalter.

Schlechte Nahrungsgrundlage

Dass die Junghasen nicht alle durchkommen, liegt daran, dass ihre Lebensräume immer weniger Ruhe, Deckung und ausgewogene Nahrung bieten. Denn mit Gras allein als Nahrung komme die Muttermilch der Häsin nicht auf den benötigten Fettgehalt von über 20 Prozent, sagt Hoffmann. Sie brauche vor allem Kräuter als Nahrungsgrundlage, die von sich aus fettreich sind.

Viele Fressfeinde

Und nicht nur das schlechte Nahrungsangebot bedroht die Junghasen. Auch Fressfeinde wie Habicht, Uhu und Fuchs sind eine ständige Gefahr für die Hasenpopulation. Deshalb sind Hasen vor allem in der Dunkelheit unterwegs.

Die Junghasen könnten in der Regel eine Flucht noch nicht überstehen, sagt Hoffmann. Und sie hätten sogar noch mehr Feinde als der ausgewachsene Hase. Für sie seien auch Wanderratte, Mauswiesel, Hermelin, Dohle, Rabenkrähe und Reiher gefährlich - und die ganze Greifvogelpalette.

Gefährliche Umwelt

Bei den Fressfeinden können Jäger noch eingreifen und die Populationen im Gleichgewicht halten. Es gibt aber auch Faktoren, auf die niemand so wirklich Einfluss hat: die Witterung zum Beispiel. Nässe mögen die Junghasen nämlich gar nicht.

Und verschmutztes Wasser bringt Gefahren mit sich. Denn über verschmutzte Nahrung oder über verschmutztes Wasser übertragen sich Einzeller, sogenannte Kokzidien. Und wenn die Junghasen diese aufnähmen, vermehrten sich die Einzeller im Darm. Das führe zu Durchfall und am Ende auch zum Tod, sagt Hoffmann.

Gefahr Landwirtschaft

Und dann ist da noch der Faktor Mensch. Konventioneller Ackerbau mit vielen Pestiziden setzt der Hasenpopulation ebenso zu. Doch hier habe sich schon etwas verbessert im Saarland, sagt Hoffmann. Die meisten Landwirte setzten heute auf eine artenreiche Landflur.

Mehr Fördergelder für Tierschutz

Die Landwirte seien dennoch auch wirtschaftlichen Zwängen unterlegen. Hier brauche es finanzielle Unterstützung seitens der Politik. So könnten Anreize geschaffen werden. Eine Maßnahme könne beispielsweise sein, ein paar Prozent der Feldfläche als Ganzjahreslebensräume für Feldhasen gestaltet werden und die Landwirte finanziell dabei zu fördern.

Der Biologe fordert außerdem ganzjährige Grünstreifen, die mit Klee und Wildkräutern bepflanzt sein sollten. Natürlich kostet das Ackerfläche. Auch hier brauche es eine öffentliche Förderung.

Von den Grünstreifen könnten dann nicht nur die Hasen profitieren, sondern beispielsweise auch Insekten und Rebhühner.

Ein Thema aus der Sendung "Bunte Funkminuten" am 25.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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