Kinderspeisekarten in Restaurants bieten meist nur ungesunde Kost an (Foto: picture alliance/Tobias Hase/dpa)

Fehlt den Kindern der Mittagstisch?

Patrick Wiermer   07.04.2020 | 13:00 Uhr

Die Schulen und Kitas sind geschlossen. Dadurch fällt nicht nur die Kinderbetreuung weg, sondern auch das regelmäßige Mittagessen. Doch was, wenn den betroffenen Eltern Zeit und Geld fehlen, selbst zu kochen? Einige Verbände schlagen da jetzt Alarm. Sie befürchten eine Unterversorgung der Kinder mit einem geregelten und vor allem gesunden Mittagessen.

Homeoffice, Kinderbetreuung, wer putzt und nicht zuletzt die Frage: Wer kocht und was wird gegessen? Viele Familien müssten sich zuzeit neu orientieren, sagt Sabine Schmitt, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Bislang übernahm oft der Schul- und der Kita-Caterer den Speiseplan für das zentrale Essen der meisten der rund 160000 saarländischen Schul- und Kitakinder. Meist gesund, vor allem aber eine geregelte Mahlzeit. Für Familien mit niedrigem Einkommen sei es jetzt natürlich wesentlich schwieriger, so Schmitt. Hinzu komme, dass Lebensmittel teurer würden und viele preisgünstige Lebensmittel weggehammster worden seien.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch. Durch Kurzarbeit und Jobverlust sind vor allem ärmere Familien bedroht. Das Geld für gutes Essen wird knapp. Das hat nicht zuletzt auch gesundheitliche Folgen, wenn es mittags zu viele Fette und Kohlenhydrate und zu wenige Vitamine und Mineralien gibt. Also etwa Chips statt Gemüsesuppe.

Diese Befürchtung teilt der Paritätische Wohlfahrtsverband allerdings nicht. Die Eltern würden deutlich mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und daraus ergebe sich auch eine höhere Sensibilität, sagt Sabine Schmitt. Im Übrigen sei schlechte Ernährung nicht nur ein Problem der Ärmeren.

Jost lässt Obst verteilen

Umweltminister Reinhold Jost geht die Sache pragmatisch an. Sein Ministerium leitet ab Donnerstag Obst und Gemüse aus dem Schulobstprogramm an bedürftige Familien weiter. Zunächst rund 2000 Kilo, später dann bis zu 8000 Kilo. "Wir gehen davon aus, dass am Ende des Weges knapp100 Einrichtungen oder entsprechende Initiativen davon vor Ort profitieren", sagt der Minister. Das sei gut angelegtes Geld und eine Hilfe, die auch dort ankomme, wo sie gebraucht würde. Das Problem des geregelten und gesunden Mittagessens ist damit aber nicht gelöst, räumt auch Jost ein.

Finanzielle Unterstützung von Initativen?

Übersicht
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In Zukunft sind da wohl noch stärkger die bestehenden Initiativen gefragt. Tafeln, Essenstische, Viertelprojekte, Lieferdienste. "Ich schließe nicht aus, dass wir eventuell bestehende Initiativen ein Stück weit finanziell begleiten und unterstützen", sagt Jost. Aber man sei da noch nicht so weit.

Mehr finanzielle Unterstützung – das wünscht sich auch der Paritätische Wohlfahrtsverband. Gemeinwesenarbeit, Kinder-, Jugend- und Familienhilfen seien systemrelevant und sie müssten – wie etwa die Schulen - regelfinanziert werden, sagt Sabine Schmitt. So könnten sie beispielsweise ad-hoch Essensdienste- und Fahrdienste übernehmen. Dies sei hingegen nicht möglich, wenn es nur für eine befristete Zeit Fördergelder gebe. Es müsse eine Planungssicherheit für solche Krisendienste geben. So könne die Gesellschaft am Ende auch dafür sorgen, dass in der Krise auch jeder gut versorgt wird, so die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

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