Der Ikea-Katalog wird eingestellt
Der Ikea-Katalog wird eingestellt. Nach 70 Jahren erschien am 12. Dezember zum letzten Mal ein Katalog zum Blättern. Tatsächlich rangierte der Katalog zeitweise mit Auflagen von 220 Millionen Exemplaren noch vor der Bibel, war damit das auflagenstärkste Druckerzeugnis der Geschichte. Ein wehmütiger Rückblick auf einen Kult-Katalog von Eva Lippold.
Nie wieder analog auf der Suche nach Einrichtungsinspirationen durch die Seiten blättern, nie wieder warten, bis das Ungetüm endlich durch den Briefschlitz plumpst. Nach 70 Jahren stellt Ikea seinen Katalog aus Nachhaltigkeitsgründen ein. Mit 16 Seiten Schwarz-Weiß-Druck fing es an. Zur Auswahl damals: Armreif und Puderdose für die Dame, Pfeife und Krawatte für den Herrn, Messer, ein paar wenige Kleinstmöbel: Wanduhr, Ohrensessel, Schaukelstuhl.
Als das schwedische Unternehmen in den 70er Jahren dann Deutschland eroberte, da trugen die Möbel Namen wie Dixi oder Diana. Heute sind aus dem Ikea-Katalog Billy und Klippan nicht mehr wegzudenken. Sofa Ektorp kuschelt mit Schaffell Ludde, und auf den Tellern der gedeckten Ikea-Tische darf nie das gute Schöttbullar fehlen, was kaum jemand korrekt ausspricht, weil es sich Köttbullar schreibt.
Alle Kataloge online zum Nachblättern
Antiautoritäre Erziehung, Patchwork-Familien, Multikulti, der IKEA-Katalog ist auch ein Gradmesser der politischen Korrektheit geworden: Im deutschen Katalog dürfen schwule Paare längst zusammen kuscheln und kochen, in Russland zensiert Ikea sich da lieber selbst. Und aus der saudi-arabischen Ausgabe wurden kurzerhand alle Bilder von Frauen getilgt. Sogar ins Kino hat der Kult-Katalog es geschafft. „Meine Bekannten, die früher mit Pornografie im Badezimmer hockten, die hocken nun mit ihrem Ikea-Katalog drin“, sagt Edvard Norton im Film „Fight Club“.
Als kleinen Trost stellt das Unternehmen 70 Jahre Katalog online: Alle Ausgaben von 1950 bis heute kann man im Online-Museum des Unternehmens durchblättern.
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle am 12..12.2020 berichtet.