Grundgesetz und ein Deutscher Pass liegen auf einer Einbürgerungsurkunde. (Foto: IMAGO / CHROMORANGE)

Vom Ausländer zum deutschen Staatsbürger

  26.05.2023 | 16:30 Uhr

Wer deutscher Staatsbürger werden will, muss diverse Voraussetzungen erfüllen. In Zukunft soll die Einbürgerung jedoch etwas einfacher werden. SR-Reporter Christoph Borgans hat mit einigen Einwandern über die neuen Regeln gesprochen.

Die Wartezeiten sollen kürzer werden und die Aufgabe der ursprünglichen Staatsbürgerschaft soll wegfallen - so die Kernpunkte für eine Vereinfachung der Einbürgerung.

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Vom Ausländer zum deutschen Staatsbürger
Audio [SR 3, Christoph Borgans, 26.05.2023, Länge: 03:04 Min.]
Vom Ausländer zum deutschen Staatsbürger

SR-Reporter Christoph Borgans war bei einer Einbürgerungsfeier im Saarbrücker Rathaus mit dabei. Der Höhepunkt der Einbürgerungsfeier: Das feierliche Bekenntnis zum Grundgesetz.

Rund 40 Antragssteller sind ins Saarbrücker Rathaus gekommen. Einer nach dem anderen tritt ans Mikrofon, spricht die Formel, erhält vom Oberbürgermeister ein Grundgesetz und die Einbürgerungsurkunde – und wird in diesem Moment deutscher Staatsbürger.

Für Abdulhadi aus Damaskus ist es ein besonderer Tag: "Ich habe mir gewünscht, dass ich irgendwann mal Deutscher sein darf, und heute kann ich sagen: Ja, ich habe meinen Traum verwirklicht."

Kürzere Wartezeit und doppelte Staatsbürgerschaft

Um diesen Traum zu verwirklichen, musste man bisher acht Jahre lang in Deutschland gelebt haben. Nach dem neuen Gesetz sind es jetzt nur noch fünf Jahre.

Und vor allem: Zukünftig soll man den Pass seines alten Heimatlandes behalten dürfen. Genau das war oft ein Problem. Ein junger Mann mit türkischen Wurzeln erzählt: "Ich habe zwei Freunde, die die Einbürgerung nicht beantragt haben, weil sie ihre türkische Staatangehörigkeit nicht verlieren wollten."

Doppelte Staatsbürgerschaft macht vieles einfacher

Eine Situation, die der Saarbrücker Anwalt Rasim Akkaya gut kennt. Er ist auf Ausländerrecht spezialisiert und begleitet oft Einbürgerungsfälle. Es sei oftmals eine Frage der Identität, der Zugehörigkeit, sagt er. Familienangehörige würden in der Türkei leben, es gebe persönliche und auch geschäftliche Verbindungen - "und dann will man natürlich die Rechte, die man dort hat, nicht verlieren."

Die Generation "Gastarbeiter"

Eine andere Hürde waren auch die Sprachnachweise. Vor allem für die Generation der so genannten Gastarbeiter, die ab den 50er Jahren angeworben wurden. "Man hat sie als vorübergehende Gäste gesehen. Ein dauerhafter Aufenthalt war damals gar nicht vorgesehen." Deswegen gab es für diese Menschen auch keine Angebote, Deutsch zu lernen. Doch in den letzten Jahren habe sich da viel getan, sagt Akkaya.

Und weil es diesen inzwischen recht alten Menschen kaum zuzumuten ist, nochmal die Schulbank zu drücken, um die deutsche Sprache zu lernen, soll es für sie eine Ausnahmeregel geben. Akkaya geht davon aus, dass von ihnen jetzt auch vermehrt Anträge geben wird.

Die Situation im Saarland

Nach Angaben des Innenministeriums gibt es Saarlandweit rund 10.000 Menschen, die nach den neuen Regeln zusätzlich eingebürgert werden könnten.

Robert Mertes, der Chef der Saarbrücker Bürgerämter, sagt man rechne schon in diesem Jahr mit 800 bis 1000 Einbürgerungen. Im vorigen Jahr waren es etwa halb so viele. "Wir haben jetzt, Stand Ende Mai, so viel Einbürgerungen durchgeführt wie sonst im ganzen Jahr", sagt Mertes.

Das liegt aber noch nicht an der geplanten Änderungen, sondern daran, dass für viele syrische Kriegsflüchtlinge nun die Wartefristen verstrichen sind - wie zum Beispiel für Abdulhadi aus Damaskus. Und auch wenn es ihn persönlich nicht mehr betrifft: Er freut sich über die Erleichterungen bei der Einbürgerung. "Es ist ein guter Schritt. Viele haben sich hier schon bewiesen und wenn sie es jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen, dann haben die auch das Gefühl, ich bin Teil dieser Gesellschaft und ich möchte hier aktiv sein."


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