Journalist und Autor Andreas Wunn (Foto: SR/Ulli Wagner)

Andreas Wunn: "Saubere Zeiten"

von Ulli Wagner/Onlinefassung: Corinna Kern   07.05.2023 | 10:17 Uhr

Andreas Wunn ist Journalist. Sein Name steht für Aktualität, sein Gesicht gehört zum ZDF-Morgenmagazin aus Berlin. Davor hat er das ZDF-Studio in Rio de Janeiro geleitet und war sechs Jahre lang Südamerika-Korrespondent des Senders. Er kennt sich in Millionen-Metropolen aus, stammt aber aus einem eher kleinen und beschaulichen Städtchen, das ganz in der Nähe des Saarlandes liegt.

Die Arbeit als Journalist hat Wunn bereits bis nach Südamerika gebracht. Sechs Jahre war er dort Südamerika-Korrespondent für das ZDF und dafür auch in der Millionen-Metropole Rio de Janeiro unterwegs.

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Andreas Wunn: "Saubere Zeiten"
Audio [SR 3, Ulli Wagner, 07.05.2023, Länge: 03:43 Min.]
Andreas Wunn: "Saubere Zeiten"

Doch geboren ist er recht nah an der saarländischen Grenze. "Ich bin dort aufgewachsen, wo die Saar in die Mosel fließt - in Konz. Und habe dort auch Abitur gemacht."

Bislang wussten nur wenige, dass der Chef des Morgenmagazins hier aus der Region kommt. Das ändert sich aber gerade. Denn Andreas Wunn hat einen Roman geschrieben und den stellt er, wenn der Job ihm gerade Zeit lässt, quer durch die Republik vor.

Von St. Ingbert nach Rio

Der Roman spielt dabei sehr regional in Trier, St. Ingbert und Traben-Trarbach, also die Mosel-Saar-Region und gleichzeitig national und sogar international in Berlin und Rio de Janeiro. Also in den Städten, in denen er sich auskenne, so Wunn, und in denen er oder andere Mitglieder der Familie Wunn Lebenszeit verbracht haben.

Sein Großvater hat in St. Ingbert eine Drogistenlehre gemacht und hat das Geschäft übernommen, als der Eigentümer Ende der 1930er Jahre Deutschland verlassen musste. Und dort in St. Ingbert hat Wunns Großvater - eine schillernde Person, wie sein Enkel erzählt, ein Waschmittel erfunden. Das Waschmittel "Rei" war damals ein Vollwaschmittel. Heute ist es noch als eins in der Tube bekannt und wird vielfach genutzt.

Einblicke in Familiengeschichte

Sein Großvater sei damit sehr reich geworden, habe aber Mitte der 50er Jahre alles verloren, selbstverschuldet, anders als im Roman geschrieben, so der Journalist.

Der Roman „Saubere Zeiten“ basiert auf der Familiengeschichte, geht aber weit darüber hinaus. Wunns Vater habe ihm unter anderem von "Rei" und seiner Kriegskindheit erzählt. "Er ist 1936 geboren, aber das meiste hat er mir nicht erzählt", sagt Wunn.

Lücken der Nachrkriegszeit

Eine Erfahrung, die viele aus dieser Generationen gemacht haben. Bewusst wird das oft erst, wenn es für Fragen zu spät ist. Andreas Wunn hat diese Lücken im Roman fiktional gefüllt.

Welches Geheimnis gibt es um die Wunnsche Drogerie in St. Ingbert, wie war das in der Wirtschaftswunderzeit? Das hat Andreas Wunn schon immer interessiert. "Ich glaube, es war auch die Zeit, in der sich der ein oder andere versucht hat reinzuwaschen", so der Journalist.

Reinwaschen der Vergangenheit

„Saubere Zeiten“ ist also im mehrfachen Sinn der genau richtige Titel für diesen Roman. Nicht von ungefähr war früher oft von „Persilscheinen“ die Rede. "Da geht es auch um die Unmöglichkeit, sich von seiner eigenen Vergangenheit reinzuwaschen", sagt Wunn.

Cover des Romans "Saubere Zeiten" von Andrea Wunn (Foto: Aufbau Verlag)

Andreas Wunn
"Saubere Zeiten"

Aufbau Verlag
14. Februar 2023
HC mit Schutzumschlag, 381 Seiten
ISBN: 978-3-351-03890-8
Preis: 22 Euro
E-Book: 4,99 Euro
Hörbuch: Aufbau Audio, 16,99 Euro, mit Nils Nelleßen

Im Roman arbeitet er geschickt mit Einschüben, Zeit- und Perspektivwechseln. Er hat viel ausprobiert und auch manches verworfen - ungewöhnlich für einen Journalisten aus dem Aktuellen. Es sei daher eine große Erlösung gewesen und er habe zugleich die Langsamkeit entdeckt. Ein Kontrastprogramm zu Wunns Kerngeschäft, das immer schneller wird. "Im Journalismus muss alles stimmen. Im Fiktionalen muss nichts stimmen, es muss nur stimmig sein", so Wunn.

Und das ist dieser Roman der auf einer wahren Familiengeschichte basiert, die uns in die große weite Welt mitnimmt, sich aber auch hier in der Region abspielt. „Saubere Zeiten“ von Andreas Wunn ist stimmig und berührend.

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