Radrennen des RSC Überherrn (Foto: SR)

Neue Absicherung soll Sperrungen bei Leidinger Radrennen minimieren

Reporterin: Eva Lippold/Onlinefassung: Dagmar Scherer und Axel Wagner   27.04.2023 | 12:15 Uhr

Das diesjährige Rennen des Radsportclubs Überherrn sorgte bei vielen Bewohnern von Leidingen für großen Ärger. Der Ort war wegen des Rennens von der Außenwelt quasi abgeschnitten. Nun wurde bei einem runden Tisch im Landratsamt eine Lösung gefunden.

Am Wochenende Mitte April fand in Wallerfangen das Radrennen des Radsportclubs Überherrn (RSC) statt. Das Rennen gibt es hier schon seit 20 Jahren, doch in diesem Jahr gab es Ärger. Die Bewohner von Leidingen und vier weiteren Ortschaften waren wegen der Streckenführung während des gesamten Radrennens quasi von der Außenwelt abgeschnitten.

Anwohner von Leidingen waren darüber so verärgert, dass sie eine Unterschriftensammlung starteten. Damit wollten sie erreichen, dass das Radrennen überhaupt nicht mehr stattfindet.

Video [aktueller bericht, 27.04.2023, Länge: 3:45 Min.]
Runder Tisch findet Lösung zum Radsport-Debakel in Überherrn

Die Sperrung am Radwochenende sei ein Chaos gewesen, so eine Anwohnerin. "Es konnte kein Auto mehr fahren - nicht auf der deutschen Seite, nicht auf der französischen Seite. Wir kamen aus dem Ort gar nicht raus."

Es habe sich angefühlt, als sei man eingesperrt, so eine andere Anwohnerin. Und auch der eine oder andere Verein habe seine Veranstaltungen verschieben müssen, weil keiner hinkommen konnte.

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Ärger in Leidingen über Radrennen
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi, 27.04.2023, Länge: 05:29 Min.]
Ärger in Leidingen über Radrennen

Besonders verärgert zeigen sich einige Anwohner über die Aussage von Landrat Patrik Lauer (SPD), dass man auch mal Einschränkungen in der eigenen Komfortzone hinnehmen müsse. "Was meint er mit 'Komfortzone' in Leidingen? Wir haben kein schnelles Internet, wir haben keinen Mobilfunk, und um Kosten zu sparen, helfen wir bei der Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses selbst", so ein Anwohner.

Ortsvorsteher berichtet über großen Ärger

Ortsvorsteher Wolfgang Schmitt (SPD) kann den Ärger der Menschen in Leidingen verstehen. Auch er nennt die Defizite im Dorf. "Und dann kommt eine Diktion von oben: An diesem Sonntag dürft ihr nicht fahren." Das habe für Ärger in Leidingen gesorgt - seiner Meinung nach zu Recht. Schmitt rechnet damit, dass bei der Unterschriftensammlung gegen das Radrennen 90 Prozent der Bewohner unterschreiben werden.

Wieso erst jetzt der Ärger?

Dass das Rennen seit 20 Jahren in Wallerfangen stattfindet und nicht in Überherrn, der Heimat des Radsportclubs, hat mit der Verkehrslage in Überherrn zu tun. Viele Jahre war das wohl auch kein Problem. Bis letztes Jahr gab es eine Einbahnstraßenregelung, die es ermöglichte, dass man sich in das Rennen in Fahrtrichtung einfädeln konnte. Das sorgte zwar für Verzögerungen und einige Umwege, aber immerhin kam man aus dem Ort raus.

Neue Auflagen

In diesem Jahr aber gab es plötzlich neue Auflagen, die zu den bekannten Folgen führten. Und auch der Radsportverein musste in diesem Jahr zusätzliche Auflagen erfüllen. So mussten beispielsweise neue Schilder angeschafft werden. Mehrkosten: mindestens 5000 Euro - viel Geld für einen Verein, der die gesamte Organisation des Rennens inklusive Verkehrsbeschilderung und Streckensicherung mit Ehrenamtlichen stemmen muss.

Der Landrat ist dabei in einer nicht einfachen Position. Er ist einerseits derjenige, der dafür sorgen muss, dass der Verein die Auflagen erfüllt, andererseits ist er Schirmherr des Vereins.

Wie weiter?

Im Landratsamt waren nun am Donnerstag alle Beteiligten zu einem runden Tisch zusammengekommen. Dabei sei eine gute und konstruktive Lösung gefunden worden, sagte Landrat Patrik Lauer dem SR. Diese sei konform mit geltendem Recht und mache eine großflächige Vollsperrung nächstes Jahr überflüssig.

Künftig soll das Rennen mit einem Führungs- und einem Schlussfahrzeug abgesichert werden. Eine Vollsperrung, so Lauer, werde es dann nur kurzzeitig geben - immer dann, wenn die Kolonne vorbeifährt. So und durch eine geschickte Steuerung des Rennens werde man die Beeinträchtigungen für die Bevölkerung auf maximale Wartezeiten von fünf bis zehn Minuten an einem Haltepunkt reduzieren.

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Ärger um Radrennen in Leidingen: Lösungsansätze
Audio [SR 3, Eva Lippold (c) SR, 28.04.2023, Länge: 03:00 Min.]
Ärger um Radrennen in Leidingen: Lösungsansätze

Gemeinden beteiligen sich an Kosten

Um die Kosten in einem für den Verein verträglichen Rahmen zu halten, haben sich die Gemeinden Wallerfangen und Überherrn bereit erklärt, sich an den Sperrmaßnahmen zu beteiligen. Auch die Polizei gehe diesen Weg mit.

Alle Beteiligten waren froh, dass eines der bedeutendsten Radrennen im Saarland so nächstes Jahr in seine 40. Auflage gehen könne. Ob das allerdings die Anwohner auch so sehen, ist noch unklar. Er sei sich aber sicher, so Lauer, dass wenn der erste emotionale Rauch verzogen sei, es sicher gelingen werde, die Bevölkerung mitzunehmen.

Ein Thema unter anderem in der "Region am Mittag" am 28.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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