Ärger über Schleichweg-Fahrer
Die Landkinder unter uns, die kennen sie: die "Bauernautobahnen" und "Promillewege." Schnell mal direkt über den Feldweg statt den Umweg über die Straße. Doch das ist nicht erlaubt. Viele tun es trotzdem. So zum Beispiel auf einem Feldweg in Biesingen. Im Dorf will man jetzt dagegen vorgehen.
Feldwege befahren - das dürfen eigentlich nur Landwirte oder Förster und in Ausnahmefällen Anlieger. Wer es trotzdem macht und erwischt wird, zahlt mindestens 50 Euro Strafe. Doch das hält viele nicht davon ab. So zum Beispiel im Blieskasteler Ortsteil Biesingen. Dort ist es mittlerweile zu einem richtigen Problem geworden.
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Frisch geteert und kaum Unebenheiten, nur die Markierungen fehlen: Die Straße in Biesingen sieht fast so aus wie jede andere auch. Tatsächlich ist es aber ein Feldweg. Hier mit dem Auto entlang einfach so nach Niederwürzbach zu fahren, ist damit verboten. Doch vor allem morgens und nachmittags passiert das trotzdem häufig. Wenn Autos kommen, bleibt Radfahrern und Spaziergängern dann gar nichts anderes, als auszuweichen und stehen zu bleiben.
"Die fahren schon ziemlich schnell an einem vorbei"
Ellen wohnt mit ihren drei kleinen Kindern direkt dem Feldweg und sie ist über die Nutzung des Feldwegs als Straße mehr als verärgert. "Die fahren schon ziemlich schnell an einem vorbei", sagt sie. Das sieht auch ihr achtjähriger Sohn so, der den Weg eigentlich regelmäßig nutzt, um mit dem Hund zu gehen. Seine Mutter hat ihm jetzt geraten, auf die Wiese auszuweichen.
Gerade mal zwei Minuten Zeitersparnis
Insgesamt fahren auf dem Feldweg rund 100 Autos pro Tag. Das hat der Ortsrat durch eine verdeckte Verkehrszählung herausgefunden. Über den Weg wollen die Autofahrer Zeit sparen. Dabei ist die offizielle Strecke über Aßweiler und Seelbach kaum länger. "Wenn man diese Abkürzung über den Feldwirtschaftsweg nimmt, hat man gerade mal zwei Kilometer weniger zu fahren und das sind ein bis zwei Minuten, die man da einspart", sagt Annette Weinmann, Ortsvorsteherin von Biesingen. Sie appelliert an die Autofahrer, "doch bitte die offizielle Straße zu nehmen."
Hinweismarkierungen - leider wenig wirkungsvoll
Um als erste Maßnahme wenigsten das Tempo beim Verkehr rauszunehmen, wurden vor dem Haus von Ellen Markierungen angebracht, auf denen Kinder zu sehen sind. Zudem wurden rechts und links von der Straße Begrenzungspfosten aufgestellt. Doch im Grunde habe das nicht viel gebracht, so der Ortsrat.
Im Ort denkt man jetzt über eine Absperrung nach
Deshalb gibt es nun Überlegungen für weitere Maßnahmen - zum Beispiel eine halbseitige Absperrschranke oder ein versenkbarer Pfosten, damit eben nur noch die Anlieger durchkommen. Kostenpunkt: Über 3000 Euro. Die wollen der Ortsrat und die Anwohner jetzt sammeln. Bis zum nächsten Sommer könnte eine Schranke dann schon stehen. Bis dahin werden aber wohl noch viele Autos auf dem Biesinger Feldweg entlang fahren.
Biesingen - kein Einzelfall
Die Situation auf dem Feldweg in Biesingen ist kein Einzelfall. Eigentlich jeder befahrbare Feldweg im Saarland wird - mal mehr, mal weniger - als Abkürzung genutzt.
Auch bei Markus Bender von der Ortspolizei Blieskastel berichten Spaziergänger immer wieder von Streitereien und Beschimpfungen durch die Autofahrer. Einfach Kontrollen durchführen darf seine Behörde aber nicht. "Die Kontrolle des fließenden Verkehrs bei den Feldwegen ist reine Sache der Vollzugspolizei", sagt er. Die Ortspolizei dürfe hier nicht kontrollieren und hätte auch gar keine Kapazitäten dafür.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 09.122022 auf SR 3 Saarlandwelle