Kinderhände mit Süßigkeiten (Foto: pixabay / sweetlouise)

Schöne Verpackungen für ungesunde Lebensmittel

Reporterin: Jana Hiege/Onlinefassung: Corinna Kern   13.01.2023 | 15:44 Uhr

Schön gestaltete Verpackungen verleiten uns zum Kauf. Leider auch bei Lebensmitteln, die ungesund sind. Der Discounter LIDL möchte bunte und schrille Verpackungen von zuckerhaltigen Produkten entfernen. Denn besonders Kinder werden von den bisherigen Designs angesprochen.

Im Supermarkt sprechen uns Lebensmittel besonders an, wenn ihre Verpackungen schön gestaltet sind. Was bei Erwachsenen funktioniert, wird von der Lebensmittelindustrie auch bei Kindern angewendet. Besonders ungesunde Lebensmittel mit viel Zucker werden mit Bildern von Prinzessinnen und Superhelden bedruckt. Der Discounter LIDL will nun solche Werbung entfernen.

Schöne Verpackungen, schlechter Inhalt

Mit Hilfe der bunten, schrillen und lustigen Verpackungen wandern täglich massenweise ungesunde Lebensmittel im Einkaufskorb. Sind die Produkte einmal von den Kindern ins Auge gefasst worden, dann wird es für die Eltern oft schwierig, die Produkte nicht zu kaufen. "Bei drei kleinen Mädels, die ich hatte, war das Einkaufen eigentlich eine Qual", sagt eine Mutter. Die Kinder seien von den bunten Verpackungen der ungesunden Lebensmittel regelrecht magisch angezogen worden.

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Zuckerbomben mit schöner Verpackung
Audio [SR 3, Jana Hiege, 13.01.2023, Länge: 03:12 Min.]
Zuckerbomben mit schöner Verpackung

Folgeerkrankungen durch Zuckerkonsum

So schön die Verpackungen auch sein mögen: Zu viel Zucker kann zu Erkrankungen bei den Kindern führen. Die Folge können Übergewicht sein und daraus resultieren Erkrankungen wie Bluthochdruck, Gicht oder sogar Diabetes.

Christoph Bier sieht die Folgen der Tricks der Lebensmittelindustrie mit Sorge. Er ist Referatsleiter für Ernährung, Prävention und Ernährungskompetenz im saarländischen Umweltministerium. Das Argument, dass Eltern solche Produkte einfach nicht kaufen sollen, lässt er nicht gelten. Bier ist der Auffassung, dass die Erziehungsberechtigen bei der Kaufentscheidung schlicht überfordert seien angesichts der Produktvielfalt.

Supermärkte fairer gestalten

Die Ernährungsumgebungen sollten nach der Ansicht des Referatsleiters fairer gestaltet werden, damit die leichtere Wahl auch die gute Wahl sei. Denn jeden Tag treffe man als Mensch über 200 Entscheidungen allein nur zu unserem Essverhalten.

Christoph Bier begrüßt daher die Idee, eben solche Werbung aus dem Sortiment zu nehmen. Die Maßnahme alleine werde allerdings nicht ausreichen, so der Referatsleiter. Er sehe es als ein Element einer breiter angelegten Strategie, die auf Ernährungsumgebungen abziele, wie beispielsweise auch die Kita- und Schulverpflegung.

Qualitätsstandards für die Schul- und Kita-Verpflegung

Um Kita- und Schulkindern gesunde Ernährung näher zu bringen, wurden bereits verbindliche Qualitätsstandards für die Verpflegung eingeführt. Zusätzlich sollen weitere Aktionen zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen. Laut Bier wurden Wettbewerbe durchgeführt und ein Kochbuch mit dem Adipositas-Netzwerk Saar entwickelt.

Für Eltern, die ihre Kinder auch zu Hause zu mehr gesunder Ernährung bringen wollen, empfiehlt Christoph Bier, dass die Eltern selbst mit echtem Genuss - keinem vorgetäuschten Genuss - essen sollten. Außerdem sollte nicht argumentiert werden, dass das Lebensmittel gegessen werden müsse, weil es gesund sei. Für Kinder sei nur interessant, ob das Lebensmittel schmeckt.

Ein Thema am 13.01.2023 in der "Region am Mittag" auf SR 3 Saarlandwelle

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