Was bedeutet ein Streckbetrieb für die Stromversorgung?
Die Ampelkoalition diskutiert über eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke. Zur Debatte steht dabei der sogenannte Streckbetrieb der Atommeiler. Was bedeutet dieser und welche Folge hat er?
Bis Jahresende sollte Schluss sein mit der Atomenergie in Deutschland. Der Ausstieg galt lange Zeit als sicher, doch mit dem Krieg in der Ukraine und einer möglichen Energieknappheit im Winter, debattiert die Bundesregierung über eine Laufzeitverlängerung.
Bundesregierung prüft Verlängerung
Die drei stromproduzierenden Meiler Isar 2, Neckarwestheim und Emsland produzieren sechs Prozent der deutschen Strommenge. Ihr bisher geplanter Wegfall am Jahresende müsste durch Gas- oder Kohlekraftwerke und erneuerbare Energien kompensiert werden. Seit Mai prüft die Bundesregierung daher, ob ein Betrieb der drei AKWs im Streckbetrieb nötig ist.
Die Folgen des Streckbetriebs
Im Streckbetrieb würden die Meiler über den Winter weiterhin am Netz bleiben und zur Energieversorgung beitragen. Jedoch müssten die Atomkraftwerke mit dem verbleibenden Kernbrennstoff in den Reaktoren auskommen. Die Folge: Die Stromproduktion müsste bereits jetzt gesenkt werden. Nur durch eine frühe Reduzierung der Stromerzeugung reicht der Brennstoff für einen längeren Zeitraum über die Wintermonate hinaus. Der Streckbetrieb führt daher nur zu einer Verlängerung der Stromerzeugung aus Atomenergie und nicht zu einer erhöhten Stromproduktion.
Verlängerung mit hohen Hürden verbunden
Sollten die Meiler weiterhin in Betrieb bleiben, ist dies mit hohen Hürden verbunden. Denn ein umfangreicher Sicherheitscheck ist bei allen drei AKWs überfällig. Mit dem geplanten Ende der Atomenergie 2022 wurden die regulären Prüfungen im Jahr 2019 nicht mehr durchgeführt. Ob und wie die Atomkraftwerke weiter laufen sollen, will die Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz nach einem zweiten Stresstest der AKWs entscheiden.
Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 26.07.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.