Klänge aus der Vergangenheit: Wasserorgel im Museum für Vor- und Frühgeschichte

Klänge aus der Vergangenheit: Wasserorgel im Museum für Vor- und Frühgeschichte

Reporter: Max Zettler / Onlinefassung: Andree Werner   16.01.2025 | 08:18 Uhr

Im Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte gibts im Rahmen der Ausstellung "Gladiatoren. Superstars mit Todesmut" ein spezielles Instrument zu sehen: eine Wasserorgel. SR 3-Reporter Max Zettler hat den Mann getroffen, der sie spielen kann.

"Ich zieh jetzt das gefürchtete vierte Register. Bitte alle anschnallen!" sagt der Musikwissenschaftler Hagen Pätzold bevor er in die Tasten haut. Gefürchtet ist das vierte Register an der Wasserorgel wegen seiner Lautstärke. Auf den drei anderen Pfeifenregistern stecken große Stopfen, auf dem vierten nicht. Die antike Orgel, zu der die Register gehören, steht mitten in der Gladiatoren-Ausstellung im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken. Die Wasserorgel arbeitet mit Luftbehältern in einem Wassergefäß und besitzt klassische Orgelpfeifen. Hagen Pätzold ist einer der wenigen in Deutschland, der diese Orgel so spielen kann, dass mehr als Lärm raus kommt.

Mystische Klänge

"Es klingt sehr mystisch. Es darf auch sehr mystisch klingen. Es ist ein authentischer Klang!", so Pätzold während er auf dem Instrument spielt. Das Mystische komme laut dem Frankfurter Musikwissenschaftler und Musiker auch davon dass die Orgel etwas "schräger" klingt als ein modernes Klavier. Die sind seit Jahrhunderten alle gleich gestimmt - "wohltemperiert" nennt sich das. So etwas war in der Antike gar nicht möglich, so Pätzold. Das macht die Instrumente aus der Zeit umso interessanter - findet auch Julia Linke. Sie ist Archäologin und Sammlungsleiterin im Museum für Vor- und Frühgeschichte.

Antike Musik wurde nicht überliefert

"Wir können ja von antiker Musik überhaupt nichts rekonstruieren. Töne werden ja nicht überliefert.", sagt sie. Zum Glück gibt es aber Musikwissenschaftler wie Hagen Pätzold, die alte Stücke ausgraben. Ein paar antike Instrumente hat er mit einem Freund sogar selbst nachgebaut und kann auch diese spielen. Ganz skurril sieht das Cornu aus: Ein etwa drei Meter langes Kupferrohr ist hier zu einem Kreis gebogen. Wenn Pätzold reinpustet, windet sich das Rohr einmal um ihn rum und der Ton kommt dann aus dem Loch über ihm raus. Der Klang hat etwas militärisches.

Andere uralte Instrumente

Im Instrumentarium steht außerdem eine Kithara - beziehungsweise: "die Gitarre des Apollon", wie Pätzold sie ehrfürchtig nennt. Das Cornu ist der Vorläufer des Horns, die Kithara eine der ersten Gitarren. Die musikalische Zeitreise, auf die die Instrumente einen schicken, sind nur ein Teil der Faszination für Hagen Pätzold: "Das ist mehr die Kultur, die in der römischen Zeit aus den Einflüssen der griechischen, der etruskischen vor allem und natürlich sehr stark aus der ägyptischen Kultur letztenendes verschmelzen, sich weiterentwickeln, neu gestalten im Römischen Zeitgeist. Und, dass Kultur und Musik dann im Speziellen auch in dieser Zeit eine unglaublich große Rolle spielte - das ist das, was mich sehr fasziniert!" Und das trägt der Frankfurter auch gerne weiter: Geblasen, gezupft oder gepfiffen.

Ein Thema am 16.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen".

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja