Szene aus "Ophelia" am Saarländischen Staatstheater (Foto: Martin Kaufhold/SST)

Opernpremiere am SST: Ein Happy End für "Ophelia"

Reporter: Karsten Neuschwender / Onlinefassung: Raphael Klein  

Am 13. Mai feierte die Oper "Ophelia" Premiere am Saarländischen Staatstheater. Sie wurde von Sarah Nemtsov komponiert. Nemtsov ist als "composer in focus" in dieser Saison gleich mit mehreren Stücken am Saarländischen Staatstheater vertreten. In ihrer Oper "Ophelia" gibt es den Hamlet mal ganz anders zu erleben.

Shakespeare mal anders – Im Aussgangsstoff erleidet Hamlets Schwester Ophelia ein trauriges Schicksal und kommt im männlichen Macht- und Intrigenspiel unter die Räder. Dass das auch anders geht, zeigt die neue Oper "Ophelia" aus der Feder der Komponistin Sarah Nemtsov. Am 13. Mai war die Uraufführung im Großen Haus des Saarländischen Staatstheaters. SR-Reporter Markus Neuschwender mit einer Premierenkritik.

Audio

Opernpremiere von "Ophelia" am Saarländischen Staatstheater
Audio [SR 3, Karsten Neuschwender, 14.05.2023, Länge: 03:56 Min.]
Opernpremiere von "Ophelia" am Saarländischen Staatstheater

Aus der alten Erzählung aussteigen

Nemtsov (Foto: Rut Sigurdardottir)

Was hat man Shakespeares Ophelia nicht alles angedichtet: Sie sei wankelmütig, sie müsse sich der Norm anpassen, tun, was irgendwelche Männer für sie bestimmen – und am Ende wird sie für verrückt erklärt und begeht Selbstmord.

Doch Sarah Nemtsov hatte andere Pläne für Ophelia: "Diese Figur hat mich immer geärgert. Sie wird manipuliert, missbraucht, ausgenutzt, für nicht voll gehalten und am Ende für verrückt erklärt. Ich wollte, dass sie aus dieser Erzählung aussteigt", erklärt die Komponistin im SR-Interview.

Vom Krankenbett zum Happy End

Und so beginnt Nemtsovs Interpretation des Stoffs mit Ophelia im Krankenbett, angeschlossen an medizinische Geräte. Diese geben Entwarnung. Ihr Zustand ist stabil, auch wenn sie zeitweise immer wieder ins Koma zu fallen scheint. Dann beginnt sie träumen – von Herren in mittelalterlichen Pluderhosen, überragt von einem düsteren und in Dunkelheit getauchten Chor.

Und am Ende wartet das Happy End auf die weibliche Hauptfigur: Edel, groß, stattlich und gut gelaunt steigt Ophelia aus ihrem Krankenbett, tanzt und verlässt mit ihrem Gefährten das Zimmer. Sie hat die männliche Fremdbestimmung überwunden und bekommt die Chance auf ein neues Leben.

Düsteres Traumtheater

Außer Ophelia, Horatio und König Fortingbras sind alle tot und treten nur als Geister auf. Regisseurin Eva-Maria Höckmayr schafft ein fantasievolles, düsteres Traumtheater: Videoprojektionen der Figuren auf einem transparenten Vorhang vor der Bühne und gezielte Lichteffekte, die die Zuschauer fast blenden, schaffen eine beeindruckende Traumkulisse.

Ein Kaleidoskop an Bildern: Visionen aus Ophelias Leben, die der kranken Frau durch den Kopf gehen. Man muss als Zuschauer dabei nicht alles verstehen – auch nicht, dass es noch drei weitere Ophelias auf der Bühne gibt.

Musik zwischen Mittelalter und Moderne

Erzählt wird das Ganze mit einer monumentalen Musik, die die Gesänge und Orchesterklänge teilweise elektronisch aufnimmt, verändert, ergänzt und in den Raum überträgt. Sarah Nemtsov schreibt eine Musik mit großartigen Momenten – auch wenn man sich hier und da Kürzungen wünscht. Das schadet dem Gesamteindruck jedoch nicht. Scheinbar mühelos verweben sich moderne und mittelalterliche Klänge und spannen einen Bogen durch Raum und Zeit.


Auf einen Blick

Szene aus "Ophelia" am Saarländischen Staatstheater (Foto: Martin Kaufhold/SST)

OPHELIA
Oper in 12 Bildern von Sarah Nemtsov

Uraufführung: Samstag, 13. Mai

Weitere Vorstellungen:
Freitag, 19. Mai, 19.30 Uhr
Samstag, 27. Mai, 19.30 Uhr
Sonntag, 4. Juni, 18.00 Uhr
Sonntag, 11. Juni, 18.00 Uhr
Samstag, 24. Juni, 19.30 Uhr
Mittwoch, 28. Juni, 19.30 Uhr

Weitere Informationen zu "Ophelia" gibt es hier.

Ein Thema am 14.05.2023 in den Sendungen "Region am Sonntag" auf SR 3 Saarlandwelle und "Canapé" auf SR 2 KulturRadio. 

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