Leere Stühle in einem Sitzungssaal (Foto: picture alliance / dpa-Zentralbild)

Kulturbranche weiter in der Krise

Lisa Krauser/Onlinefassung Kathrin Gärtner   01.09.2022 | 17:00 Uhr

Was Konzerte und Kulturveranstaltungen angeht, ist im Moment alles wie vor Corona. Konzerte oder Lesungen finden regulär statt. Aber die Veranstalter haben ein Problem: Die Nachfrage fehlt. Im Saarland müssen im Moment immer wieder Veranstaltungen verschoben oder komplett abgesagt werden, weil nicht genug Karten im Vorverkauf weggehen.

Am Donnerstagabend hätte in der Stadthalle Merzig eigentlich eine Lesung stattfinden sollen. Der Autor Samul Koch sollte sein neues Buch vorstellen. Aber die Veranstaltung musste abgesagt werden.

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Kulturbranche weiter in der Krise
Audio [SR 3, Lisa Krauser, 01.09.2022, Länge: 03:07 Min.]
Kulturbranche weiter in der Krise

"Die Nachfrage war einfach nicht da", sagt Andrea Zimmer, die designierte Geschäftsführerin des Kulturzentrums Villa Fuchs in Merzig, das die Lesung organisiert hatte. Im Vorverkauf seien nicht genug Karten verkauft worden. Deshalb habe man die Veranstaltung absagen müssen.

Die Villa Fuchs muss aktuell immer wieder Veranstaltungen wegen zu geringer Nachfrage ausfallen lassen. "Wenn man bei einer Lesung mit 400 Menschen rechnet und 20 Karten verkauft sind, dann ist das einfach nicht durchführbar, dann muss man die Reißleine ziehen", so Zimmer.

Auch größere Veranstaltungen betroffen

Martin Schmitt kennt das Problem. Er ist der musikalische Leiter der Big Band der Polizei des Saarlandes. "Wir hatten in der Tat Anfang Juli ein geplantes Benefizkonzert, was durch den Veranstalter wegen schleppendem Vorverkauf abgesagt wurde."

Auch größere Veranstalter im Saarland klagen über das gleiche Problem. Von den Veranstaltern First Choice und Saar Event heißt es, dass auch bei ihnen der Vorverkauf schlecht läuft. Sie organisieren zum Beispiel Veranstaltungen in der Garage Saarbrücken oder in der Saarlandhalle.

Es ist eine große Herausforderung für die Branche, denn die Kosten für die Organisation der Veranstaltungen sind gestiegen, seit zum Beispiel Bühnentechniker in andere Bereiche abgewandert sind.

Corona ein Grund für geringe Nachfrage

Als ein Grund für die schlechte Nachfrage beim Vorverkauf sieht Andrea Zimmer die Angst vor einer Corona-Ansteckung. Ein weiterer Grund seien die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Die Menschen würden abwägen, wofür sie ihr Geld ausgeben und dabei gerne mal bei der Kultur die Ausgaben reduzieren.

Außerdem spiele eine mit der Coronapandemie einhergehende Planungsunsicherheit eine Rolle: "Findet das Konzert statt? Ich hab den Schrank voller Eintrittskarten liegen und die möchte ich natürlich minimieren und nicht maximieren. Dann kaufe ich halt lieber kurz vor knapp. Und das ist für die Planungssicherheit eines Veranstalter die absolute Katastrophe."

Große Auswahl an Veranstaltungen

Martin Schmitt von der Polizei Big Band glaubt, dass die geringe Nachfrage auch damit zusammenhängt, dass die Auswahl gerade riesig ist. Vieles würde jetzt nachgeholt werden und das Angebot sei sehr groß. Speziell jetzt im September gebe es viele Veranstaltungen, da im Herbst wieder stärkere Coronamaßnahmen greifen könnten.

Einnahmen dringend benötigt

Die Villa Fuchs in Merzig wird teilweise mit öffentlichen Geldern gefördert. Aber auch sie braucht dringend Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Vor allem jetzt, da die Corona-Förderungen für die Kultur wegfallen.

Bei der Villa Fuchs versucht man jetzt, die Nachfrage so gut es geht wieder anzukurbeln. "Wir starten jetzt mit Werbemaßnahmen für unser Herbst- und Winterprogramm und hoffen, dass die Vorverkaufszahlen steigen." Sollte das nicht passieren, müssen weitere Veranstaltungen abgesagt werden." Andrea Zimmer glaubt, dass der Kulturbranche weiterhin schwere Zeiten bevorstehen.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 01.09.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.

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